20. März 2025

Von Don zu Don VI


[Vorlauf] Das organisierte Verbrechen hat im Osten und im Westen der Welt seine glänzenden Momente in staatstragender Dimension. Das ist auf diese Art neu. Da war der Kalte Krieg noch leichter verständlich.

Europa ist als potentielle Beute längst im Gespräch und der prüde Friedenskonsument fordert kühn: „Ich will Weltfrieden! Jetzt!“ Danach beginnen manche aus diesem Lager, Andersdenkende anzupöbeln. Es ist darin die Logik des Herbert Kickl zu finden, der seit Jahren demonstriert, daß man alle Leute außerhalb das eigenen Lagers beflegeln dürfe. Es sei ja Beleg genug für ihr inferiores Wesen, daß sie nicht im gleichen Lager stehen.

Das hat zwei bemerkenswerte Eigenheiten. Die Pöbelei ist Gewalt durch Sprache, was einen erklärten Pazifisten dubios dastehen läßt. Die Forderung „Ich will Weltfrieden! Jetzt!“ wird dabei gewöhnlich ohne Machbarkeitskonzept geliefert. Es ist natürlich überaus billig, andern zuzurufen, wie sie sich verhalten mögen, auf daß es einem selbst besser gehe. Und die Frage nach Methoden wie Strategien der Umsetzung? Auf gleicher Qualitätsstufe mit etwa der Forderung: „Ich will ein Abendessen mit Cate Blanchett! Heute!“



Das semantische Problem mit dem Aufrüsten sollte offensichtlch sein.?

Aber vielleicht sollten wir uns zuerst dem großen semantischen Problem widmen, das da wirkt. Es geht um das Wort „aufrüsten“. Das hieß vielleicht anno 1943 bei der Panzerschlacht von Kursk: Wer kann mehr Waffensysteme, Sprit und Munition ins Spiel bringen? Welche Bordkanone vermag welche Panzerplatten zu löchern?

Oder denken Sie an den Himmel! Als deutsche Messerschmidts, britische Spitfires und US-amerikanisch Mustangs aufstiegen, um in Dogfights Luftsiege zu erringen, zählten Motorkraft, Wendigkeit und Bewaffnung der War Birds. Später, im Kalten Krieg, waren reguläre Truppen einer Großarmee immer noch maßgeblich. Ein Match, bei dem Österreich keinerlei Rolle spielte. Dazu kamen aber Atomwaffen, wovon übrigens die Ukraine das drittgrößte Arsenal der Welt hatte; und es freiwillig abgab. (Im Tausch für Sicherheitsgarantieren!)

Doch selbst die atomare Overkill-Kapazität ließe heute eine große semantische Lücke klaffen. Wofür das Wort rüsten steht, hat bezüglich jeder Kriegsdrohung eine Menge mehr Referenzpunkte, von denen ich etliche im vorigen Eintrag aufgezählt hab. Cyber War, Info War, Wirtschaftskrieg etc.



Allein was uns da in Friedenszeiten widerfährt, ist alarmierend.

Ich meine also, im wachsenden Verlust eines US-amerikanischen Sicherheitsverprechens für Europa geht es nicht einfach darum, Europa auf die alte Art aufzurüsten, also waffenstarrend zu machen. Es geht darum, Europa sicherer zu machen. Das mein ich mit der semantischen Lücke.

Lassen Sie eigentlich ihr Haus offen, ihr Auto unversperrt, wenn sie von beidem weggehen? Lassen Sie Ihr Gepäck an einem Bahnhof unbeaufsichtigt stehen? Ich nicht. Ich tu lieber einiges, damit ich etwas sicherer bin mein Zeug nicht einzubüßen.



Lernen von Stalin: Und dann ab in die Psychiatrie mit Kritikern!

Mir wäre es auch recht, wenn es niemandem gelänge, unsere Wasser- und Energieversorgung abzustellen, unsere Kommunikationssysteme zu kippen, unsere Banken flach zu machen, unsere Verkehrsleitsysteme zu killen etc. (Ich komm später noch näher auf die Kategorie Cybercrime und wie Cyber-Gangster eine Nation angreifen.)

Da beginnt Krieg also mitunter. Und mit einem Krieg der Worte. Mit einem Beschimpfen und Herabwürdigen Andersdenkender. Mit dem Pathologisieren von kritischen Geistern, auch mit ihrem Ermorden, wie das Don Putin schon demonstriert hat. Falls es uns daher nicht gelingt, das Wort aufrüsten semantisch auf die Höhe der Zeit zu bringen, auf daß es mehr bezeichnet als bloß Waffenkauf, brauchen wir einen andern Begriff für das, was gegenwärtig ansteht. Etwas in Richtung „Das Land sicherer machen“. [Fortsetzung]

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