13. Februar 2025

Ein kurzes Tänzchen II


Es ging ganz ohne jede prophetische Gabe, gestern zu notieren: „werden wir nun in den kommenden tagen einen chor erleben, der trällert bis brüllt, daß die anderen schuld sind?“ Schon macht es die Runde. Zitat:

„Wer ist schuld daran, dass Herbert Kickl nicht der erste blaue Kanzler Österreichs geworden ist? Für seine treuen Anhänger in FPÖ-nahen Kanälen ist klar: Es waren die ‚Globalisten‘, eine undefinierbare Weltelite mit langem Arm nach Österreich, zu dem definitiv die EU und internationale Organisationen wie die Weltgesundheitsagentur zählen.“ [Der Standard]

Diese Genies sind also weder fähig, noch irgendwie gerüstet, einen ganz banalen politischen Konflikt zu analysieren, um daraus Schlüsse zu ziehen und dann Handlungspläne zu entwickeln. Sie begreifen offenbar nicht, wie solche Teile der Gesellschaft und des Landes real funktionieren.



Propaganda statt Arbeitsdisziplin.

Kein Wunder, daß solche Champions sich nach einer Führerfigur verzehren. Die würden vermutlich, wenn man sie ganz sich selbst überläßt, gegen Türstöcke rennen, von Autos überfahren werden, oder einfach verhungern, weil sie ihren Alltag nicht schaffen.

Recht ulkig kam ein Facebook-Abonnent von Kabarettist Leo Lukas an. Herr Josef W. verkündete: „Und die linken Staatskünstler und Propagandisten können wieder auf Förderungen hoffen. Ihr seid zum Kotzen!“

Er traut uns Kunstschaffenden eine Wirkmächtigkeit zu, die wir nicht haben. Er traut uns Kunstschaffenden Honorare und Budgets zu, die wir nicht bekommen; soweit es das Gros der Leute betrifft.



Staatrsbürgerlicher Intelligenz-Test: Wählen wir die
Parlamentsbesetzung oder den Kanzler?.

Unabhängig davon kannst du in jeder Branche jemanden mit enormer Marktfähigkeit finden. Da wird dann auch ordentlich Geld bewegt. Das sind auf dem Kunstfeld rare Ausnahmen, kaum mehr als fünf Prozent der Aktiven.

Herr Großmaul hat also a) keine Ahnung von der Branche, scheint b) in politischen Fragen nicht zu den hellsten Kerzen auf der Torte zu gehören, ist aber offenbar c) glücklich, wenn er auf Kosten anderer Leute etwas Spannungsabfuhr hinbekommt. Na, da wollen wir ihn doch bei seinen Phantastereien nicht stören, möge sein Feindbild riesig sein.

Was haben wir nun vor uns? Kickl meint immer noch, er könnte Kanzler werden, um als GröKaZ = Größter Kanzler aller Zeiten den Eintrag in unsere Geschichtsbücher zu schaffen. Ich denke nicht, daß er sowas hinbekommt.



Der Ausweg für Ahnungslose:
Selbstdefinition durch Feindmarkierung.

Kickl spricht von Neuwahlen. Die würden ihm bloß dann was bringen, wenn er mit der FPÖ eine absolute Mehrheit erlangen könnte. Ich denke nicht, daß er sowas hinbekommt. Andernfalls wären ja die nämlichen Parteien mit den mutmaßlich gleichen Leuten wieder an den Verhandlungstischen. Damit hätte die FPÖ den ganzen Vorgang bloß enorm verteuert.

Muß ich erneut betonen, daß dies Nationalratswahlen sind, keine Kanzlerwahlen? Die Wahl bestimmt natürlich nicht, wer regieren soll. Was immer Sie für den „Wählerwillen“ halten, der drückt bloß aus, was die Anzahl der Parlamentssitze sein soll und daher das Gewicht bei den Verhandlungen für die Regierungsbildung.

In der Sache haben bisher alle beteiligten Fraktionen Mist gebaut, denn Verhandlungen für die Regierungsbildung können nur von Kompromissen handeln. Die zu klären und abzugleichen, das ist der Job. Machen Sie Ihren Job!  [Fortsetzung]

+) Politik

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