Das Transzendente der Kunst möge in den
Gedichten und Fotografien gefaßt sein, näher
kommen wir an den Gehalt von Transzendenz
nicht heran. Was da möglich ist, finde ich
in einer Überzeugung von Maler Markus
Lüpertz. Demnach ist die künstlerische
Arbeit ein
Ringen um Qualität und
Vollendung. (Das Erreichen bleibt im
Ungewissen.) Das sind Belange, die sich
nicht einem bestimmten Medium wie dem
Internet unterordnen lassen.
In
meinem Fall also keine „Netzkunst“, sondern
Kulturarbeit, bei der das Netz der Netze
genutzt wird, um der Kunst eine bestimmte
mediale Situation zu bieten. Genau da setzt
nun die Konzeption des erweiterten Buches
an. Der Begriff macht schon deutlich: das
Werk aus der Gutenberg-Galaxis ist unser
Angelpunkt, die Erweiterung ist erst einmal
eine Verzweigung ins Web. (Dem Buch eine DVD
beizulegen wäre eine unzureichende Lösung.)
Dieses mein „kühles Extrazimmer
Internet“ ist als digitaler Raum ein
„Nicht-Ort“ und das Digitalisieren
bedeutet gewissermaßen ein Übergeben von
etwas in eine „Nicht-Existenz“. Ich
werde in dem Zusammenhang gelegentlich
noch auf die Annahmen und
Schlußfolgerungen von Philosophin
Elisabeth List eingehen. Sie hat 2001 in
ihrem Buch „Die Grenzen der
Verfügbarkeit“ (Die Technik, das Subjekt
und das Lebendige) wichtige Anregungen
zu solchen Fragen vorgelegt.
Mein
Vorhaben zur Erweiterung des
herkömmlichen Buches, einem Medium, das
ich für unverzichtbar halte, führt also
erst einmal ins Web. Ich mag jene
Möglichkeiten nutzen, die uns
Telekommunikation, Teleworking und
Telepräsenz bieten. Von dort geht es
aber zurück in den Raum realer sozialer
Begegnungen, denn in leiblicher
Anwesenheit ereignet sich unser Leben
primär.
.
Wir haben gute Gründe, Verhältnisse
zu meiden, wie sie schon Platon in
seinem Höhlengleichnis skizziert
hat. Nach ihm hat Aristoteles
einerseits zwischen Virtualität und
Aktualität unterschieden,
andrerseits die Überzeugung notiert,
der Mensch sei ein Zoon politicon.
Das meint ein Wesen, welches zum
Leben in Gemeinschaft neigt.
In einem Wechselspiel von
Aktivitäten, welche im Realraum und
im Web stattfinden, sind wir heute
schon aktiv. Das ist von uns an der
Konvergenzzone im Archipel
festgemacht. (Ich meine das
„Archipel – Forum für Kunst und
Kultur“.)