Das Genre wurde „Cyberpunk“ genannt. Eine
reale Umsetzung hatte sich in meinem
Handlungsraum als sogenannte Netzkultur
entfaltet. Da verweise ich auf die späten
1980er. Das Internet gab es damals bei uns
für uns noch nicht. Kein WWW und ähnliche
Dienste, sondern Bulletin Board Systems.
(Wir sagten dazu „Mailboxes“.)
Ich
gehe mit meinem Vorhaben, anschließend ein
„erweitertes Buch“ zu realisieren, in eine
nächste Vorstellung von Netzkultur. Das
Druckwerk aus der Gutenberg-Galaxis ist der
Angelpunkt. Über QR-Codes führen Wege ins
Web. Was sich dort entfaltet, wird in den
Raum realer sozialer Begegnungen
zurückgeführt. Aber jetzt erst einmal das
gedruckte Buch.
Diese eigentümliche Magie, wenn eine
Arbeit, die so viele Monate in Anspruch
genommen hat, auf den Punkt kommt. Für
mich führt das unweigerlich in gemischte
Gefühle, die ich nicht von einander
lösen kann.
Da ist freilich ein
Hauch von Euphorie, weil mich eine
gelungene Arbeit freut, mich außerdem in
ein anderes Licht stellt. Und ich weiß,
daß wir gute Arbeit geliefert haben.
Zugleich ist mir mein eigener Teil der
Arbeit dadurch entfremdet. Es ist eine
zu starke Diskrepanz zwischen den
Prozessen des Werdens und dem Ergebnis,
das daraus entstand. Das sind so
unglaublich verschiedene Zustände.
Damit sind meine Gedichte an
eine andere Instanz übergeben.
Das Ergebnis kann sich nicht mit der
Summe der komplexen Prozesse des
Werdens messen. Es bedeutet auch,
ich bin dabei auf diese nächste
Nische angewiesen, auf die
Reaktionen eines Publikums. Das ist
ein weiteres Erleben, eine völlig
andere Situation. Die hat kurz
Gewicht.
Darüber hinaus
beschäftigen mich längst die neue
Aufgaben. Um es im Sinn des
serbischen Künstlers Selman Trtovac
zu sagen: Man wählt ein Thema. Man
entscheidet sich für eine
Aufgabenstellung, die man mit
künstlerischen Mitteln bearbeitet.
Nichts anderes. Nicht „Kunst, um
zu...“ oder eine „Intervention“.
Sie ahnen nun vielleicht, ich
glaube nicht an „engagierte Kunst“.
Die halte ich für eine Tendenz zu
Ausflüchten. Es ist ja klar, daß die
meisten Werke auch Inhalte haben. Es
ist ja klar, daß mit den meisten
Werken auch Themen verbunden sind.
Aber meine künstlerische Arbeit ist
keiner anderen Aufgabe gewidmet, als
dieser: relevante Kunstwerke
hervorzubringen.
Produktionsleiter Robert
Fimbinger (links) und Fotograf
Richard Mayr.