In unserer Kulturgeschichte ist der
Gewaltverzicht als Grundbedingung einer
gedeihlichen menschlichen Gemeinschaft als
eine Conditio sine qua non schon lange
hervorgehoben. Freilich finden wir in
allerhand heiligen Schriften auch
Empfehlungen zur Gewaltanwendung. Aber
einige Jahrtausende der sozialen Praxis
machen unübersehbar: besser nicht!
Daß es aktuell einen derart prominenten
Egomanen trifft, der mehrfach gezeigt hat,
wie ihm verschiedene Arten der Gewalt zur
Durchsetzung seiner Interessen jederzeit
recht sind, kann man bloß als Ironie
verstehen. Daß die Kugel dann lediglich sein
Ohr traf, nicht seinen Kopf, halte ich für
einen enormen Glücksfall. Nicht auszudenken,
was ein radikaler Egoist als toter
„Märtyrer“ weltweit für politische Effekte
erbracht hätte. Wer sich wünscht, der
Attentäter hätte sein Ziel erreicht, kann
nicht bei Trost sein.
Ich nehme den Vorfall als mahnendes
Anschauungsbeispiel, wo eine
vorherrschende Männerkultur inzwischen
angekommen ist. Allein daß diese beiden
Männer, Trump und Biden, politisch das
Beste sein sollen, was die immer noch
schlagkräftigstes Nation der Welt
aufbringen kann, ist erbärmlich. Ihre
TV-Duell hat illustriert, welcher Zirkus
dieser „Business“ sein darf. Als dann
Joe Biden sogar den ukrainischen
Präsidenten Selenskyj vor laufenden
Kameras ausdrücklich als Präsident Putin
ansprach, ist als Groteske nicht zu
überbieten. (Selenskyj darauf:
„I am
better.“)
Ich konnte über
verschiedene Medienkanäle sehr schnell
Bilder vom Attentat erhalten. Eines
davon, eine Glanzleistung von Trump und
Konsorten, wird vermutlich in den
Geschichtsbüchern landen und erinnerte
mich umgehend an jenes War Memorial des
US Marine Corps, das an Iwo Jima
gemahnt.
Ich konnte es kaum
fassen, wie weitreichend und heroisch
die Trump'sche Pose ihn da „kultfähig“
macht. Außerdem fand ich fesselnd,
welche Machtdemonstration in einer
Sequenz unmittelbar nach den Schüssen
steckt. Der Attentäter ist ja von einem
Scharfschützen des Secret Service sehr
schnell getötet worden.
Solche Form der Ironie finde
ich akzeptabel. (Quelle: Facebook)
Das konnten aber die Leute der „Shift“
nicht wissen, zumal denkbar war, daß es
mehr als einen Schützen geben könnte.
„The Shift“ nennt man jenes Team, das
sich nicht um Angreifer zu kümmern hat,
sondern ausschließlich darum, eine
Zielperson zu sichern und aus dem
Gefahrenbereich wegzubringen.
Das
tun Agents des Secret Service, sozusagen
die Prätorianergarde. Natürlich tragen
sie Schutzwesten, aber ihre Köpfe sind
möglichen Schüssen frei ausgesetzt. Dazu
kam, daß Trump es den Sicherheitskräften
mit seinem Gehampel und seinem
Faustrecken zusätzlich erschwert hat,
ihn mit ihren Leibern zu decken.
In Österreich ist der
Halbautomat legal nur einer
Minorität vorbehalten.