17. Juli 2024

Houston, wir haben ein Problem! II

[Vorlauf] Als mir die Nachrichten vom Attentat auf Donald „Grab 'em by the pussy“ Trump dahergekommen sind, war mein erster Gedanke dazu alttestamentarisch: „Wer Wind sät...“; auch wenn Hosea das einst in einem ganz anderen Zusammenhang notiert hatte.

Matthäus ließ Jesus an einer Stelle sagen, wer das Schwert nimmt, der wird (oder soll) durch das Schwert umkommen. Römer 12,18 nennt einen der Hauptgründe dafür: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“



Als wäre es eine Filmszene, aber es ist das Bild realer Todesgefahr.

In unserer Kulturgeschichte ist der Gewaltverzicht als Grundbedingung einer gedeihlichen menschlichen Gemeinschaft als eine Conditio sine qua non schon lange hervorgehoben. Freilich finden wir in allerhand heiligen Schriften auch Empfehlungen zur Gewaltanwendung. Aber einige Jahrtausende der sozialen Praxis machen unübersehbar: besser nicht!

Daß es aktuell einen derart prominenten Egomanen trifft, der mehrfach gezeigt hat, wie ihm verschiedene Arten der Gewalt zur Durchsetzung seiner Interessen jederzeit recht sind, kann man bloß als Ironie verstehen. Daß die Kugel dann lediglich sein Ohr traf, nicht seinen Kopf, halte ich für einen enormen Glücksfall. Nicht auszudenken, was ein radikaler Egoist als toter „Märtyrer“ weltweit für politische Effekte erbracht hätte. Wer sich wünscht, der Attentäter hätte sein Ziel erreicht, kann nicht bei Trost sein.



Raising the Flag on Iwo Jima b(Foto: Joe Rosenthal, 23 February 1945)

Ich nehme den Vorfall als mahnendes Anschauungsbeispiel, wo eine vorherrschende Männerkultur inzwischen angekommen ist. Allein daß diese beiden Männer, Trump und Biden, politisch das Beste sein sollen, was die immer noch schlagkräftigstes Nation der Welt aufbringen kann, ist erbärmlich. Ihre TV-Duell hat illustriert, welcher Zirkus dieser „Business“ sein darf. Als dann Joe Biden sogar den ukrainischen Präsidenten Selenskyj vor laufenden Kameras ausdrücklich als Präsident Putin ansprach, ist als Groteske nicht zu überbieten. (Selenskyj darauf: „I am better.“)

Ich konnte über verschiedene Medienkanäle sehr schnell Bilder vom Attentat erhalten. Eines davon, eine Glanzleistung von Trump und Konsorten, wird vermutlich in den Geschichtsbüchern landen und erinnerte mich umgehend an jenes War Memorial des US Marine Corps, das an Iwo Jima gemahnt.

Ich konnte es kaum fassen, wie weitreichend und heroisch die Trump'sche Pose ihn da „kultfähig“ macht. Außerdem fand ich fesselnd, welche Machtdemonstration in einer Sequenz unmittelbar nach den Schüssen steckt. Der Attentäter ist ja von einem Scharfschützen des Secret Service sehr schnell getötet worden.



Solche Form der Ironie finde ich akzeptabel. (Quelle: Facebook)

Das konnten aber die Leute der „Shift“ nicht wissen, zumal denkbar war, daß es mehr als einen Schützen geben könnte. „The Shift“ nennt man jenes Team, das sich nicht um Angreifer zu kümmern hat, sondern ausschließlich darum, eine Zielperson zu sichern und aus dem Gefahrenbereich wegzubringen.

Das tun Agents des Secret Service, sozusagen die Prätorianergarde. Natürlich tragen sie Schutzwesten, aber ihre Köpfe sind möglichen Schüssen frei ausgesetzt. Dazu kam, daß Trump es den Sicherheitskräften mit seinem Gehampel und seinem Faustrecken zusätzlich erschwert hat, ihn mit ihren Leibern zu decken.



In Österreich ist der Halbautomat legal nur einer Minorität vorbehalten.

Das bedeutet, keiner dieser Agents konnte sicher sein, den Einsatz zu überleben. (Markant auch die weiblichen Kräfte am Set.) Ihre Köpfe blieben ungeschützte Ziele. So zeigt sich Macht. Wenn man auf derlei Art über Menschen verfügen kann. Diese Situation hatte Trump für seine Prätorianer noch verschärft, indem er sich dem Wall aus Leibern kurz entrang, und – so die Kolportage – unter der gereckten Faust „Fight! Fight! Fight!“ schrie.

Deutlicher kann man den Tiefstand dieser Männerkultur nicht demonstrieren. Aber ich hab keinen Zweifel, daß sich diese Pose als Ausdruck einer Art Heldenhaftigkeit wird gut vermarkten lassen. Diese Art von „Held“ ist ja vor allem ein prall gefüllter Sack der Anmaßung. (Ob das Trump eine Wahlerfolg sichert, halte ich für offen.) [Fortsetzung]

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