13. Juli 2024

Houston, wir haben ein Problem!

Gelegentlich scheint es, als wäre die Steiermark eine Art Raumstation, weit weg von aller Zivilisation, mancher Unbill eher hilflos ausgesetzt. Aber man ja kann für alle Fälle beim Raumfahrtzentrum anrufen und vielleicht weiß dort jemand Rat. Männer, wir haben ein Problem! (Und manche von uns sind eines.)

„Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte der Mann mehrere Schüsse aus der legal besessenen Langwaffe auf eine 23-jährige Angestellte der Kanzlei abgegeben haben. Die Frau wurde tödlich getroffen. Im Anschluss dürfte der 29-Jährige die Waffe gegen sich selbst gerichtet haben.“ [Quelle]



Screenshot aus dem Film "Heat".

Die Motive des Mannes scheren mich nicht, denn weder bin ich ein Exekutivorgan, noch ein Richter. Aber welcher Aspekt an dieser Geschichte betrifft uns alle und Männer ganz speziell? Was ich eingangs ein Problem nannte, bezieht sich auf diese vorherrschende Männerkultur, die – ähnlich so manchen nationalen Mythen – gerne als gegeben betrachtet wird. Mumpitz!

Das sind gelebte Übereinkünfte, teils aus soliden Interessenlagen abgeleitet. Daran hat sich vieles unter anderem deshalb verfestigen können, weil es an offenen, öffentlichen, ausreichend energischen Einwänden fehlt. Ich bin überzeugt, daß nichts die Seele so sehr schändet wie das Töten. Wer auf solche Art ein Leben nimmt, begeht einen ultimativen Zivilisationsbruch, treibt Menschenverachtung auf die Spitze.

Ein junger Mann kann also eine subjektiv empfundene Kränkung bloß mit Mord beantworten. Unter anderem, weil er offenbar grundsätzlich keine Vision hat, aus seinem Leben noch etwas zu machen, indem er eine Kränkung, Trennung oder was auch immer hinter sich läßt. Das könnten ja immerhin bis zu 60 weitere Jahre werden, in denen man sich selbst mehrmals neu erfinden mag. Er aber nicht.



(Quelle: Kleine Zeitung)

Der junge Mann, ein One Trick Pony. Er hat nur das zur Verfügung, diesen einen Entwurf. Wer ihm den zerstört, muß mit ihm sterben. War es so? Es könnte so gewesen sein. Und das, genau das, ist eine exemplarische Manifestation unserer vorherrschenden Männerkultur, die für viele Frauen zur tödlichen Bedrohung wird, falls sie nicht fügsam sind.

Wenn ich Motive des aktuellen Täters ignoriere, dann unter anderem deshalb, weil es uns gelingen sollte, die Kategorien Schuld und Verantwortung zu unterscheiden. (Für die Schuld anderer bin ich nicht zuständig.) Was heißt das? Der junge Mann hat in seinem Akt der Auslöschung zwei Spitzenwerte in einem Aufwaschen unterstrichen.

Die Steiermark ist in den Genres Femizid und Suizid gleichermaßen herausragend. Im staatlichen Bericht „Suizid und Suizidprävention in Österreich“ von 2023 wurde vermerkt: „Im Fünf-Jahres-Durchschnitt finden sich die höchsten Suizidraten in Kärnten und in der Steiermark.“



Der Großinquisitor und Konsorten...

Waltraud Fischer titelte im Oktober 2023: „Die Steiermark ist das Femizid-Bundesland Nummer 1“. Da hieß es dann etwa: „Zehn von 22 österreichischen Femiziden wurden in der Steiermark verübt.“ [Quelle]

Ich möchte betonen: Das ist unter anderem eine kulturelle und politische Problemlage, die wir als Bevölkerung zu verantworten haben. Da sehe ich nun über den individuellen Täter hinweg und frage, was von zivilgesellschaftlicher Seite kommen könnte/sollte, um solche Tendenz mindestens einzudämmen und auf kultureller Ebene zu blockieren.



Screenshot aus dem Film "Lohn der Angst".

Wenn wir die wenigen pathologischen Fälle, die es geben mag, beiseite lassen, bleibt ein Gros an Tätern, an Männern, die in einem entsprechenden kulturellen Klima aufgewachsen sind, mit ideologischen Versatzstücken gefüttert wurden, auch hinreichend schlechte Vorbilder gesehen haben, womit dann viele unter ihnen zum oben erwähnten One Trick Pony tendieren.

Wenn mich eine Frau verläßt (das soll schon vorgekommen sein), muß ich meinen Scherbenhaufen aufräumen und mein Leben neu ordnen, an nächsten Zielen ausrichten. Diese nächsten Ziele hängen mindestens von meiner Phantasie und vom Stand meiner Kompetenzen ab. Das hat mit Frauen überhaupt nichts zu tun. Es liegt allein in meiner Verantwortung. Weshalb können das so viele Kerle nicht?

+) Politik


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