Ich hab durch eine amerikanische Talk Show
eben einen Erwachsenenbildungsmoment erlebt.
Vielleicht kennen Sie diesen Sager:
Nun weiß
ich die Fortsetzung für den Fall, daß es
schiefgeht:
Ich lerne auch so
langsam, diverse Schimpfarien nicht als
Ausdruck miserabler Manieren zu deuten,
sondern als eine verhaltensoriginelle
Variante der österreichischen Mentalität.
Ich wollte einst, eigentlich
sicherheitshalber, dem eloquenten Psychiater
Erwin Ringel nicht trauen, als er in den
1980er Jahren „Die österreichische Seele“
als eine speziellen Fall referierte.
Aber es läßt sich nicht dran rütteln,
wir haben diese Mischung aus Schmäh und
Niedertracht verfeinert, kultiviert,
offenbar zu einem identitätsstiftenden
Merkmal entwickelt. Über jüngste verbale
Ausritte von hochrangigen Politikern des
Landes will ich mich nicht mehr äußern.
Von Vilimsky bis Kogler hat man sich
selbst offenbar schon alles verziehen.
Den Nehammer'schen Kommentar zur
Wahlniederlage können wir auch getrost
ins Archiv schicken, denn wir gehen auf
herbstliche Landtagswahlen zu. Da
regieren Korpsgeist und Zweckoptimismus,
egal, wie sehr dieses oder jenes
Seelchen knirschen dabei mag.
Wenn die Contenance flöten
geht... (Quelle: Kleine Zeitung)
Eine lokale Episode scheint mir
erwähnenswert, weil sie illustriert:
dieser Groove reicht durch allerhand
Schichten, durch viele Etagen der
Politik. Wolfgang Weber, ein Gleisdorfer
Stadtpolitiker aus den Reihen der ÖVP,
schaffte es mit seinen Emotionen in die
Regionalpresse.
Ich zitiere:
„Die Nationalisten mit Lügenbaron
Vilimsky an der Spitze haben in
Österreich gewonnen.“ Weber weiter:
„Die beste Immunisierung gegen diese
blauen Lügner und Flegel ist gute
Arbeit.“
Das komplette Blatt:
Anklicken! (Quelle:
Europäisches Parlament)
Das kommt übrigens von einem Politiker,
der in jüngerer Vergangenheit anläßlich
kommunistischer Wahlsiege (in Graz und
Salzburg) zweimal mit Anlauf bemüht war,
Karl Marx den Stalinismus in die Schuhe
zu schieben. Das ist zwar
zeitgeschichtlich und
politikwissenschaftlich ebenso Mumpitz,
wie philosophisch betrachtet, aber es
schafft einen Eindruck, was Weber mit
„guter Arbeit“ meint.
Weber
beklagt unter anderem
„inhaltsleeren
Pöbeleien“. Wollen wir also festhalten,
die gelte es zu vermeiden, egal, ob in
privaten Beziehungen oder ganz generell
im Gemeinwesen. Bliebe noch zu klären,
wie ein Wahlkampf ohne
Propaganda-Strategien angelegt sein
könnte, von denen sehr viele naturgemäß
eher auf Wohlklang, als auf inhaltliche
Fülle ausgelegt sind. Aber das können
wir uns schon demnächst genauer ansehen.
Bei den Landtagswahlen... [
Fortsetzung]