26. Mai 2024

Ich hab die Wahl II


[Vorlauf] Ich habe in der vorigen Notiz jene Monate erwähnt, die von privaten Gesprächen durchzogen waren, dank derer ich etwas Staunen gelernt habe. In einem wohlmeinenden Drehen und Wenden von Ressentiments gegenüber den USA und der EU, oft eine Spur Antisemitismus dabei, höre ich von überraschend viel Verständnis für den Räuberhauptmann Putin.

Ein vormals kleiner Geheimdienstler mit seinem heute sagenhaften Privatvermögen, der heute, das müsse man verstehen, hauptsächlich davon bewegt sei, die Nato etwas auf Distanz zu bringen und sich gegen den Imperialismus der USA zu stellen.


Ich finde es auffallend, wie nützlich die Figur Putin ist, um eigene Ressentiments zu rechtfertigen und sich eine solide politische Debatte zu ersparen. Ich werde gerne mit Leuten über die Schattenseiten und die Übel des Kapitalismus reden, mit dem auch ein Mangel an Verteilungsgerechtigkeit verwaltet wird.

Daß übrigens die EU der größte Binnenmarkt der Welt ist, sollten wir eigentlich zu unserem Vorteil entwickeln können, den wir etwa in der Auseinandersetzung mit China dringend brauchen würden. (Aber was versteh ich schon von Volkswirtschaft?)

Und täusche ich mich oder macht Putin sein Rußland grade zu einer chinesischen Kolonie? Falls das zutrifft, sollte uns das keinesfalls egal sein; und zwar uns als Bürgerinnen und Bürger Europas, nicht bloß des Zwergenstaates Österreich. Vor allem vor dem Hintergrund meiner Annahme, die Leute in den USA haben ziemlich wenig Interesse an Europa, was den Wanderlegenden entgegensteht, wie sehr „Die Amis“ sich bei uns wichtigmachen würden.)


Nächste Klischee-Kiste: Lassen Sie uns ruhig über Schwächen und Verfehlungen von Medienleuten reden, über Makel im Nachrichtengeschäft, für die ich alle Wochen Beispiele finde. Aber könnten wir im Auge behalten, daß wir immer noch mehr freie Presse haben als viele Länder? (Rußland wie China ganz speziell.)

Auf das laienhafte Geschwätz über Europas Sicherheitspolitik gehe ich nicht mehr ein. Dank der populären Tiraden gegen die Nato und die USA ersparen wie uns eine ernsthafte Auseinandersetzng mit der Frage, wie wir selbst Know how und Budgets sicherstellen möchten, um zu leisten was uns Österreichs Verfassung und Neutralität vorschreiben.


Wie vorgestern erwähnt: „Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken...“ die nötigen Mittel und Maßnahmen sicherzustellen. Ah ja, das erledigen wir so: „Wer will uns denn schon angreifen?“ [Fortsetzung]

+) Eurasien

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