Ich finde es auffallend, wie nützlich die
Figur Putin ist, um eigene Ressentiments zu
rechtfertigen und sich eine solide
politische Debatte zu ersparen. Ich werde
gerne mit Leuten über die Schattenseiten und
die Übel des Kapitalismus reden, mit dem
auch ein Mangel an Verteilungsgerechtigkeit
verwaltet wird.
Daß übrigens die EU
der größte Binnenmarkt der Welt ist, sollten
wir eigentlich zu unserem Vorteil entwickeln
können, den wir etwa in der
Auseinandersetzung mit China dringend
brauchen würden. (Aber was versteh ich schon
von Volkswirtschaft?)
Und täusche ich
mich oder macht Putin sein Rußland grade zu
einer chinesischen Kolonie? Falls das
zutrifft, sollte uns das keinesfalls egal
sein; und zwar uns als Bürgerinnen und
Bürger Europas, nicht bloß des
Zwergenstaates Österreich. Vor allem vor dem
Hintergrund meiner Annahme, die Leute in den
USA haben ziemlich wenig Interesse an
Europa, was den Wanderlegenden
entgegensteht, wie sehr „Die Amis“ sich bei
uns wichtigmachen würden.)
Nächste Klischee-Kiste: Lassen Sie uns
ruhig über Schwächen und Verfehlungen
von Medienleuten reden, über Makel im
Nachrichtengeschäft, für die ich alle
Wochen Beispiele finde. Aber könnten wir
im Auge behalten, daß wir immer noch
mehr freie Presse haben als viele
Länder? (Rußland wie China ganz
speziell.)
Auf das laienhafte
Geschwätz über Europas
Sicherheitspolitik gehe ich nicht mehr
ein. Dank der populären Tiraden gegen
die Nato und die USA ersparen wie uns
eine ernsthafte Auseinandersetzng mit
der Frage, wie wir selbst Know how und
Budgets sicherstellen möchten, um zu
leisten was uns Österreichs Verfassung
und Neutralität vorschreiben.