23. Mai 2024

Ich hab die Wahl I


Ich denke eben über das heurige Jahr nach, was mir da an privaten Gesprächen zum Zustand der Welt erinnerlich ist. Es ist ein erheblicher Zeitraum, von unzähligen Begegnungen belebt. (Da fehlen jetzt bloß noch einige Wochen zur Jahresmitte.)

Ich hab mich gestern mit einem Bekannten unterhalten, der den Übergang aus der Kargheit der alten agrarischen Welt in einen wohlhabenden Industriestaat miterlebt hat. Als seine Eltern in der Oststeiermark 1948 ein Haus kauften, war ihnen die Zuleitung von elektrischem Strom Strom zu diesem Haus noch zu teuer.

Der Mann hat damals zwei Jahre lang seine Hausübungen beim Licht einer Petroleumlampe geschrieben. Ich bin rund 20 Jahre jünger als er. In meine Zeit fiel der nächste bedeutende Umbruch, die Volksmotorisierung über den Privatbesitz von Automobilen.


Das begann erst Ende der 1950er Jahre und in den 1960ern war der Besitz eines Automobils ein ernsthaftes soziales Statement. Diese Pose verebbte in den 1970ern ein wenig, weil da endlich Gebrauchtwagen in allen denkbaren Preisklassen herumstanden, der Autokauf also nicht mehr hinter jener einstmals hohen finanziellen Hürde stand.

Mitte der 1970er konnten man ab wenigstens 5.000,- Schilling dabei sein und für 20.000,- Schilling gab es sehr gut erhaltene Autos zwischen Puchschammerl, Simca 1000, 2CV und VW Käfer.

Die Berliner Mauer fiel zwar erst im November 1989, womit auch die Bedrohung durch den Kalten Krieg zu entfallen begann, aber immerhin hatten die Sowjets nur bis Ungarn zugeschlagen und in Prag ihre Interessen vertreten. Österreich blieb von dieser Seite her sturmfrei.


Dabei wird gerne die Tatsache verschwiegen, daß wir in unserem Land bisher nie einlösen mußten, was uns die Verfassung Neutralität abverlangen; nämlich diese Neutralität und die Unversehrtheit des Staatsgebietes notfalls zu verteidigen. (Siehe unten das Postskriptum!)

Eine gängige Ausrede lautet: „Wer soll uns schon angreifen?“ (Lesen Sie die Spanocchi-Doktrin, dann erfahren Sie, daß die Profis das seinerzeit ganz anders sahen!) In Debatten zu diesem Thema wird auch gerne unterschlagen, daß wir Vorteile daraus genießen, ein sicherheitspolitisches Protektorat der USA unter dem Schirm der NATO zu sein.

Die gerne geschmähten und oft zu recht kritisierten Interessen der USA haben es uns faktisch erspart, eine ausreichend schlagkräftige, also entsprechend teure Armee zu erhalten. Das dabei ersparte Geld durften wir für andere Belange ausgeben.


Aber klar, wer sollte uns schon angreifen? Nein, Leute, in Fragen der Sicherheits- und Geopolitik konsultiere ich lieber andere Kräfte als meine Freunde und Bekannten. Doch ich darf festhalten: Noch nie zuvor in der gesamten Menschheitsgeschichte durfte ein/unser Staatsvolk auf so breiter Ebene und in derart hohem Ausmaß zugleich wachsenden Wohlstand, Freiheit und Sicherheit genießen, wie seit den 1950er Jahren.

Wer immer heute herumsudert, tut das auf sehr hohem Niveau. Ich erlebe grade mein 68. Jahr, bin inzwischen älter als es mein Vater je wurde. In dieser Zeit- und Lebensspanne haben wir die Dampfmaschinen-Moderne verlassen und sind in der Digitalmoderne angekommen.

Wem nicht genügt, was wir augenblicklich haben, hat ein ernstes Problem. Ich bin überzeugt, mehr kann es nicht werden.

Aber ja, ich fühle mich ganz gut orientiert, was es in unserem Land, in Europa und in der Welt an akuten Problemen gibt. Doch es würde mich zu Tode langweilen, am 896. Problemkatalog mitzuschreiben. Ich rede mit anderen Menschen lieber darüber, was wir einzeln heute tun können und wo das eine Zusammenarbeit mit anderen fördern kann. [Fortsetzung]

+) Eurasien
+) Krieg oder Frieden

Postskriptum
Der Nationalrat hatte beschlossen, Zitat: „Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken seine immerwährende Neutralität. Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen.“

Soweit also UNSERE selbstgewählte Verpflichtung. Das bedeutet zum Beispiel, Zitat: „Österreich wird zur Sicherung dieser Zwecke in aller Zukunft keinen militärischen Bündnissen beitreten und die Errichtung militärischer Stützpunkte fremder Staaten auf seinem Gebiete nicht zulassen.“

PPS:
"Am 26. Oktober 1955 beschloss der Nationalrat die "immerwährende Neutralität" Österreichs als Verfassungsgesetz." [Quelle: Parlament]

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