Was genau wäre denn das „genuin Schwarze“, das sich an einen
Text übergeben ließe, von wo es nur von Schwarzen treffend
und legitim wiedergewonnen werden könnte? Und was genau wäre
der spezielle Schatz, um den Schwarze beraubt würden, wenn
Weiße die Texte oder Musiken von Schwarzen aufgreifen?
Ich kenne bisher noch keine überzeugenden Argumente, die
mir den Raub und den Verlust nachvollziehbar machen. Ich
kenne aber sehr gut die Anmaßungen und Attitüden von
„Kulturschützern“. Das hat in meiner Biographie einerseits
historische Dimension, andrerseits einen konkreten
Erfahrungshintergrund.
Einerseits bin ich das Kind
eines Clans, in dem während der Nazi-Ära etliche Leute keine
Mitläufer, sondern Täter waren. Ich kenne Rassismus,
Farbschwäche und Auffassungen bezüglich „Entarteter Kunst“
nicht von den inhaltlich langweiligen Neonazi, sondern von
den historischen Originalen und sehe mich dabei als Insider.
Andrerseits war ich Teil des Prozesses, in dem während der
1980er aus den „Folkfriends“ die Musikgruppe „Aniada a Noar“
wurde. Ich erinnere mich sehr gut an Kräftespiele, in denen
„Traditionsbewahrer“ die „echte Volksmusik“ gegen solche
Entwicklungen abschirmen wollten.
Wenn heute
künstlerische Praxis aus ethnischen Gründen mit
Restriktionen belegt werden soll, dann will ich dafür gute
Gründe hören, die ich nachvollziehen kann. Ginge es dabei
bloß um „Gebietsschutz“ und das Sichern einer Unique Selling
Proposition im Kulturbetrieb, müssen solche Einwände
weggeräumt werden.
Ich möchte davon ausgehen, daß in
dieser nötigen Debatte zwischen Bios, Ethnos und Demos
unterschieden wird. Ich will voraussetzen, daß wir
semantische Probleme vermeiden können, denn das Bezeichnende
und das Bezeichnete sind unvereinbar getrennt. Intentionen,
Subtext und Kontext helfen uns dabei diese Zusammenhänge
nützlich zu deuten. [Fortsetzung]
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Aneignung
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