Ich bin also vorzugsweise ein Forscher in Nüchternheit, wenn
es um das Erkunden solcher Terrains geht. Unsere Körper
haben ohnehin von Natur aus einen reichen Vorrat an
Substanzen, die sehr viel an unserer Wahrnehmung bewirken,
um uns aus Alltagszuständen herauszubringen.
Assoziationsketten, Deutungsgewitter, Erfahrung in der
Anwendung künstlerischer Mittel und ein Ringen um
Virtuosität durch permanente Praxis über Jahre. Das sind
Möglichkeiten, die ich als Künstler für meine Arbeit
einsetze.
Bleibt das große Spiel der Themenwahl,
geeigneter Entscheidungen für Sujets, für Diskurse, für
Darstellungsmöglichkeiten. Da kommt ins Spiel, was mich als
politisch anwesenden Bürger ausmacht. Außerdem zählt, was
mich als Privatperson biographisch bewegt hat.
Es
kommt zur Wirkung, was sich etwa in dieser kleinen Reihe von
Notizenhier zum Thema „Beuys 101“ ausdrückt. Deshalb spannt
sich ich dieser Geschichte der Bogen von 1914 zur Gegenwart,
von Verdun bis nach Mariupol.
Rußlands Überfall auf die Ukraine hatte seinen Vorlauf 2014,
als Rußland die Krim besetzt. Das lenkt mein Augenmerk auf
1944-2014. Nicht in einem esoterischen Sinn und nicht für
eine dubiose Schicksalsdeuterei, sondern um Muster zu
unterstreichen und zu bearbeiten, die sich eventuell in eine
andere mediale Form transponieren lassen. Ich zeige es Ihnen
an einem kleinen Beispiel.
+) 16. März 1944:
Eine Junkers J 87 (Stuka) auf dem Weg nach Sewastopol stürzt
gegen Mittag ab. Pilot Hans Laurinck stirbt, Bordschütze und
Funker Joseph Beuys überlebt. (Sewastopol ist die größte
Stadt der Krim und bis heute Hauptstützpunkt der russischen
Schwarzmeerflotte.)
+) 18. März 2014:
Rußland annektiert die ukrainische Halbinsel Krim.
Laurinck und Beuys waren zu jenem Zeitpunkt beide 22 Jahre
alt. Ihre Mission lief übrigens aufgrund des miserablen
Wetters als Blindflug im Schneesturm. Ein Instrumentenflug,
bei dem Laurinck die Junkers offenbar zu tief bewegte und
plötzlich Bodenkontakt hatte.
Ich werde hier noch
aufschlüsseln, wie diese Motive mit Gin Tonic zusammengehen
und welches Mosaik sich in meiner Arbeitsphase fügt, um zu
einigen Beuys-Momenten zu kommen, die ich mit Künstler Heinz
Payer durchrüttle.
Wie schon erwähnt, diese Episode
XV hat Berührungspunkte mit der
Episode XIII: „Mai acht“, die jenem Datum gewidmet war,
zu dem der Faschismus meiner Leute militärische geschlagen
war. [Fortsetzung]
--
[Beyus
101] --
[Kalender]
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PostskriptumDie Fotos zeigen Robert
Adrian X (†) bei unserer Wiener Session „stehen | standing“ während einer Direktschaltung nach St. Petersburg im Rahmen von „the long distance howl: the track“, realisiert am 13. Oktober 2003.