5. September 2021

Wir. Das Kunstvölkchen. IV

[Vorlauf: Teil III] Demnächst sind 20 Jahre des Langzeitprojektes „The Long Distance Howl“ um. Ich gehe 2021 in das 19. Jahr des Projektes. Dabei sehe ich mich in der Rolle des teilnehmenden Beobachters, bin also aktiver Teil des Geschehens. Ich berichte von innen heraus, was zwingend bedeutet: in meinen Reflexionen liegt kein Anspruch auf „Objektivität“.

Ich wäre mit Intersubjektivität sehr zufrieden, wobei ich meine Ansichten überprüfen könnte, wenn wir in der Steiermark einen öffentlichen kulturpolitischen Diskurs hätten. Haben wir aber nicht. Dieser Teil der Res publica ist eher Res secret, auch wenn die Türschilder exponierter Leute etwas anderes sagen. Na, auch gut! Dann ist eben das ein Ausdruck des Status quo.


Zurück zum Ausgangspunkt dieser kleinen Erörterung. Was also möge die Politik leisten, wenn sie für mich und uns nicht „den Rahmen für die Kultur schaffen“ soll? Sie möge erst einmal ihre Begriffe prüfen, ordnen, um klar werden zu lassen, wovon wir reden.

Politik, das hat in unserer Kultur vor allem zwei Erscheinungsformen:
+) Dienst am Gemeinwesen (Staatskunst)
+) Dienst an der eigenen politischen Partei (Partikularinteressen und Klientenarbeit)

Die Kultur als Ausdruck unseres sozialen und geistigen Lebens, auch unserer Spiritualität, ist ein Genre, zu dem sich immer wieder Leute in die Rolle des Vormunds aufschwingen. Das hat Tradition. (Daß versierte Nutznießer des Systems, wie Künstler Richard Frankenberger und Kulturmanagerin Michaela Zingerle, das demonstrativ präferieren, ist schlüssig.)

Politik auf der Höhe der Zeit, also adäquate Kulturpolitik, kann nicht in der Reproduktion solcher Vormundschaft angelegt sein. Sie kann sich auch nicht in parteipolitischer Lobbyarbeit ereignen. Warum wird das dennoch gemacht? Um Herrschaftswissen und andere Vorteile zu sichern. Um konkreten Interessensgruppen einen bevorzugten Zugriff auf Ressourcen zu ermöglichen.


So kommt es dann auch, daß etwa ein regionaler Kulturpolitiker sich auf Repräsentation beschränkt und der Verwaltung den Rücken stärkt, die vor allem Marketingagenda verfolgt und so ganz nebenbei jene Partei promotet, der sich die Leute zugehörig fühlen. (Das ist freilich (Staats-) Dienst in die falsche Richtung.

So wären derzeit noch für die Bezirkshauptstadt Weiz die SPÖ und für Gleisdorf die ÖVP zu nennen. Beide Städte pflegen eine dezente Konkurrenz zueinander und haben Basisbewegungen des Kulturgeschehens weitgehend geschnupft, ruhiggestellt oder abgestellt, damit das Stadtmarketing ungestört regieren kann.

Ob das auch in anderen Bezirken vorkommt, wäre zu prüfen. Ob es dazu Entsprechungen auf Landesebene gibt, wäre zu prüfen. Das ergäbe eine interessante Aufgabenstellung für den Vorstand der IG Kultur Steiermark. Aber der ist offenbar seit Jahren auf Urlaub.

Was wäre demnach Dienst in die richtige Richtung? Dazu einige Überlegungen in der Fortsetzung.

+) Für eine nächste Kulturpolitik (Diskursbeiträge)


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