4. September 2021

Wir. Das Kunstvölkchen. III

[Vorlauf: Teil II] In den Jahre 2010 bis 2020 waren eigentlich Weichen gestellt, die Dinge zwischen Zivilgesellschaft und Funktionärswelten neu zu ordnen. Wir hatten soziokulturell Neuland geschaffen und belebt; seit wenigstens den 1070er Jahren. In der Antike meinte Politiká ordnende Tätigkeiten, die das Gemeinwesen betrafen, die Polis.

Intrada
Staatskunst und Gemeinwesen. Diese Felder haben sich zu eigenen Kräftespielen entwickelt. Wir haben heute einigen Konsens, daß sich Staatskunst und zivilgesellschaftliches Engagement aufeinander beziehen müssen, sich also in einer Wechselwirkung ereignen sollen, die nicht mehr von Herrschaftsverhältnissen handelt. Das meint in wesentlichen Bereichen: Kooperation. So geht Politik. Ohne diese Wechselwirkung ist es keine.


Eine wichtige Schaltstelle zwischen Staatskunst und zivilgesellschaftlichem Engagement ist die Verwaltung. Sie darf keinem Selbstzweck dienen. Die Verwaltung steht der Politik in operativen Zusammenhängen zur Seite und ist Staatsdienst in einem sehr grundsätzlichen Sinn: Verwaltungskräfte dienen dem Staat, dem Gemeinwesen.

Wer dem nicht zustimmen mag, müßte seinen Platz räumen und sich eine andere Arbeit suchen. Sollten uns überdies politische Funktionstragende darin nicht zustimmen wollen, mögen sie alle Gelder zurückgeben, welche für Projekte der Bürgerbeteiligung und solchen nach dem Bottom up-Prinzip akquiriert wurden. (Also beispielsweise allerhand LEADER-Budgets, aber auch andere EU-Mittel.)

Tänzchen
Die Headline „Politik muss den Rahmen für die Kultur schaffen“ steht für einen Themenkomplex, der einer kulturpolitischen Debatte bedarf. Wenn sich Landtagsabgeordneter Hannes Schwarz unter diese Flagge stellt, kann ich das noch verstehen. Er ist auf unserem Terrain New Kid On The Block und hat offenbar sachlich schwächelnde Ratgeber*innen.

Daß Künstler Richard Frankenberger und IG Kultur-Vorstandsmitglied Michaela Zingerle ebenfalls unter dieser Flagge segeln, und zwar schon eine Weile, ist eine ernste Angelegenheit. Darüber müssen wir reden.


Das läßt sich an den jüngsten Auftritten der zwei ablesen. Auftritte ohne jede kulturpolitische Kohärenz, die darin gipfeln, daß sich Frankenberger für die Steiermark eine Akademie wünscht. Eine antiquierte Pose des Meisterklassen-Anhängers. Und Michaela Zingerle? Viel lächeln und Frankenberger zustimmen. Mehr war da kaum; siehe die dreiteilige Rezension des Clubgesprächs mit Hannes Schwarz. Alles voriges Jahrhundert!

Der Auftrag der Politik
Die politische Perspektive sollte nun in die Richtung dessen weisen, was heute noch nicht gedacht werden kann, also hinter den nächsten Horizont, statt alte Muster zu reproduzieren. Der Grund dafür ist simpel: wir SIND schon mitten in einem fundamentalen Umbruch, der kommt nicht erst. Es geschieht längst und wurde im Zeitgefüge 2010-2015-2020 absolut unübersehbar.

Was nun den „Auftrag der Politik“ betrifft, ist solche ideologische Reproduktionstechnik abzulehnen. Was ich erwarte, finden Sie in der Fortsetzung.

+) Kulturpolitik: Bezirk Weiz (Plus Protokoll & Video)
+) Für eine nächste Kulturpolitik (Diskursbeiträge)


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