29. Juli 2020
Partyvolk
Wir haben in unserer Kultur nun mehr
als zweitausend Jahre Geschichte darin, zu klären, worauf sich eine
redliche Gemeinschaft stützen kann und nach welchen Kriterien sich eine
Differenz am besten beurteilen läßt.
Dabei hat es sich als
nützlich erwiesen, gelegentlich auch Dissens als wertvolle Anregung zu
verstehen. Der Grund ist einfach. Wir stellen keine Wahrheiten her,
indem wir einfach Widersprüche eliminieren. Das wäre eine Methode der
Tyrannis.
Die Verschwöringsministranten brauchen simple
Themen.
Wenn eine Kontroverse auszutragen ist, gilt
wenigstens die Unterscheidung zwischen a) Argumenten zur Sache und b)
Argumenten zur Person. In Streitfällen wird gerne ansatzlos von a) zu b)
gewechselt, was gewöhnlich ein verläßlicher Hinweis ist, daß jemand sein
Gegenüber einfach umhauen will, statt eine Kontroverse zu Klärungen zu
führen.
Wissenserwerb als Bedingung für Erkenntnis macht Arbeit.
Etwa durch das Erwerben und Prüfen von Informationen. Im deutschen
Spiegel war eben zu lesen: „ZDF-Reporterin Dunja Hayali musste auf
der Corona-Demo in Berlin einen Dreh abbrechen, weil es zu gefährlich
wurde für die Filmcrew. Die Journalisten wurden beschimpft und bedrängt.“
[Quelle]
Maximale
Komplexitätsreduktion durch null Denkleistung
Hayali sagte selbst dazu: „Dann merkten wir aber, dass sich die
Stimmung aufheizte, die Sprechchöre lauter wurden, die
Gewaltbereitschaft größer, die Energie krasser. Also haben wir gesagt:
Das war`s für uns.“ [Quelle]
Ein Partyvolk haut auf den Zeiger.
Im Dienste der
Ömpörung
gehen Erregte auf Medienleute los. Es unterstreicht Eindrücke aus
den letzten Monaten, daß Menschen, die sich autoritär und gewaltbereit
gebärden, ihre Haltung als eine Art Verteidigung der Demokratie
zurechtlügen. Da finde ich dann auch jene Spießer, jene neue Bourgeoisie
vertreten, von der ich hier schon eine Weile erzähle.
Durchaus
gebildete Leute, denen der Wissenserwerb irgendwann zu mühsam wurde. Wie
sie sich aufplustern mit ihren gefühlten Erkenntnissen, ihren poetischen
„Wahrheiten“, voller Angriffslust gegen Andersdenkende vorgehen.
Kultur für alle? So viel Klugheit schafft
auch der Dorfdepp.
So ein sektenhaftes Verhalten fällt nicht vom Himmel. Wer den offenen
Diskurs scheut, seine Gründe nicht nennen kann, es nicht erträgt, in
einer Meinungsverschiedenheit auf Durchsetzung zu verzichten, geht eben
in die Diffamierung der Andersdenkenden über… und beklagt, daß eigenes
Andersdenken angeblich verboten sei.
Es bleibt eine wichtige
Forderung bestehen: „Nennen Sie Ihre Gründe!“
Wenn ich
jemanden zu kritisieren wünsche, zitiere ich den Inhalt, gegen den ich
meine Einwände vorbringen mag. Ich formuliere meine Kritik. Wer aber
statt der Sache die Person angreift, macht klar, daß es nicht um
Erkenntnis geht, weil dadurch die Debatte hinfällig wird. Das ist die
Pose des Autokraten, des Tyrannen.
Was mir nun gerade an
Covid-Kollaborateuren, Verschwöringsministranten und Bullshit-Bombern
vor die Nase hüpft, läßt mich nicht gerade rätseln, welches Personal
sich eben bei der Tyrannei bewirbt.
-- [Bourgeoisie]
[Corona-Kram] --
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