12. Juli 2020
Manchmal stecke ich ganz auffallend in dem, was ich gerne
Möglichkeitsraum nenne. Es ist eine Befindlichkeit, in der sich
allerhand von dem, womit man eine Weile beschäftigt war, wie von selbst
verknüpft. Dazu verfallen manche Menschen in esoterische
Erklärungskonzepte. Ich weiß einfach, daß konsequente und daher
kontinuierliche Arbeit sich regelmäßig durch solche Momente lohnt.
Heute morgen lieferte mir die
Facebook-Software per Erinnerungsmaschine Post von meinem Dottore:
Norbert
Gall an Martin Krusche 12. Juli 2016 um 01:04 London,
Vereinigtes Königreich Schצne Grüße aus London. Letzter Tag.
(Originale AC Cobra, Mk V) — hier: Kensington High St., London.
Sieht spektakulär aus, ist sehr teuer, kann nur von Experten
gefahren werden. Mit über 300 PS an einer starren Hinterachse beginnt
der Ernst des Lebens schon beim Anfahren. (Vor sieben Jahren, am 12.
Juli 2013, hatte ich notiert: „spiralnudeln, wenn frisch gekocht,
verhalten sich wie raupen auf dope und hauen einem dauernd vom löffel
ab.“).
Das korrespondiert mit dem Post-Lockdown-Saturday Night
Cruising („Alltagsklassiker“) von letztem Samstag, bei dem ich a) eine feine
Cobra zu sehen
bekam, b) einige Mopars, daher c) mit vorgenommen hatte, jetzt einmal zu
erklären: was sind Muscle Cars, was Hot Rods und was
Custom Cars? Diese
popkulturellen Erscheinungsformen sind ja inzwischen zwar immer noch
selten, aber auch in unserer Öffentlichkeit zu finden. (Routen:
Blatt
#1 bis #3 zum Thema.)
Bei diesem Cruising hatte mir
Garagenliebling
Gerhard Szamuhely einen Packen jener alten Hefte „Austro Motor“
geschenkt, die gestern auf dem Tisch lagen, als ich mich mit
Wissenschafter Hermann Maurer zu einem Arbeitsessen traf.
Es
waren einige Vorhaben zu bereden, die aus dem gehabten Lockdown
heraus in das restliche Arbeitsjahr führen sollten; und ferner, was er
bis kommenden Mai erledigt haben möchte, da er seinen 80. Geburtstag
feiern wird.
Maurer erwägt, sein Leben danach in etwas ruhigere
Bahnen zu lenken, ist sich dessen aber noch nicht so sicher. (Unser
erstes Arbeitsessen in der neuen Phase hatten wir gleich vier Tage
nach dem offiziellen Lockdown-Ende.)
Man muß das Zentrum von Gleisdorf derzeit umfahren, weil eine Brücke
erneuert wird. Als Maurer mich nachts von St. Rupecht/Raab
zurückbrachte, schlug ich ihm vor, mich am Stadtrand abzusetzen, auf daß
er nicht extra durch den Ort fahren muß. Der nächtliche Spaziergang
führte an einem Restaurant im Stil der American Diners in den
1950ern vorbei.
Und was sah ich da im Nieselregen? Ein ganzes
Rudel von Custom Cars und Hot Rods, darunter auch ein
Ford Coupé im Stil der 1930er Jahre. Auffallend: der offenliegende V8
Flathead-Motor, wie er 1932 eine neue Ära eingeläutet hat; hier
in einer etwas jüngeren Version mit Navarro-Kopf. Genau so sah
seinerzeit ein Meilenstein der Hot Rod-History aus, ein
klassischer Highboy. (Davon erzähle ich später noch bei den
Routen.)
Und das oben erwähnte Arbeitsjahr 2020? Die Kooperation mit Hermann Maurer?
Das ist komplex. Dabei wird Mobilitätsgeschichte ein Aspekt sein. Das hat, wie hier
erkennbar, seine Bezugspunkte zur Popkultur. Dabei geht es auch um
Volkskultur und um Volkskultur in der technischen Welt.
Das betrifft aber
auch die historische Ungarnstraße von Graz über die Ries, über Gleisdorf
und Ilz nach dem heutigen Budapest: „Strecken
und Orte“ (Die Landkarte der Bedeutungen im Detail)
Das
berührt auch die "Wegmarken"
(Ein kulturelles Zeichensystem). Aber das muß ich jetzt erst einmal
konzeptionell konkretisieren. Auf jeden Fall werde ich dafür eine völlig
neue Software verwenden dürfen, die uns Hypertext auf komfortablere Art
nutzbar macht, als es mit PDF-Dokumenten bisher möglich war. |