18. Jänner 2017 Dampfwagen
neuester Bauart, tropfenförmig mit Blech verkleidet, Federn aus Fischbein,
Maschinenlochkarten im Napoleonformat, "My child rides the unfathonable deep, In
pursuit of noble ambition..." Das sind Zitate aus einem kuriosen Buch..
William Gibson und Bruce Sterling, Hauptakteure des
literarischen Genres Cyberpunk, haben mit "Die Differenzmaschine" ein
gemeinsames Werk vorgelegt, in dem es um eine alternative Erzählung in Sachen
Weltgeschichte geht, um die Differenzmaschine von Charles Babbage.
Das sind Zusammenhänge im Entstehen von Universalrechenmaschinen,
der Grundlage unserer Computerwelt. In diesem Roman von Gibson und Sterling bin ich
erstmals auf Ada Lovelace gestoßen, die Tochter von Lord Byron. Eine exzellente
Mathematikerin.
Die historische verbriefte Person Ada Lovelace hat Arbeiten
vorgelegt, die als Grundlage des Programmierens gelten. Nun begegnete ich ihr erneut in
einem Buch. "Wäre Ada ein Mann..." erschien in der Edition TMW,
einer Publikationsreihe des Technischen Museum Wien: [link]
Das Buch stellt Frauen vor, die in Technik,
Naturwissenschaften und Medienwelt bemerkenwerte Leistungen erbracht haben, von denen
vielfach kaum noch gewußt wird, vielleicht Marie Curie ausgenommen.
Physikerin Lise Meitner hat es wenigstens auf einen
österreichischen Geldschein geschafft, aber ihre Arbeit hat sich ganz wesentlich Otto
Hahn selbst gutgeschrieben. Es war eine Zeit, da auch Männer die Wissenschaft untergruben,
entwerteten, und in einem völligen Mangel an intellektueller Selbstachtung Bücher
publizierten wie etwa Paul Möbius: "Über den physiologischen Schwachsinn des
Weibes".
Darin meinte er zu beweisen, daß Frauen zu intellektuellen
Leistungen von Natur aus nicht fähig seien. Im Beitrag zu Lise Meitner wird Möbius wie
folgt zitiert: "Das Höchste ist, wenn ein Weib sich der Art als guter Schüler
beweist, dass sie im Sinne des Lehrers die von ihm erlernte Methode handhabt. Dagegen ist
das eigentliche »Machen«, das Erfinden, Schaffen neuer Methoden dem Weibe versagt. Sie
kann sozusagen nicht Meister werden, denn Meister ist, wer was erdacht."
Man kann daraus ablesen, wie groß die Fucht mancher
Mänenr vor klugen Frauen gewesen sein muß. Ein anderer Beitrag des Buches ist der
Automobilistin Clärenore Stinnes gewidmet, die 1927 ihre zwei Jahre währende Weltreise
begann. Es war die überhaupt erste Fernreise per Automobil, von der wir wissen.
Ich hab ihren sehr lesenswerten Reisebericht im
vorgestrigen Eintrag gezeigt: [link] Dazu gibt es
auch eine Dokumentarspielfilm, der mit originalen Filmdokumenten von der Reise erweitert
wurde: "Fräulein Stinnes fährt um die Welt" (2009) Diese Reise kommt in
meinem heurigen "Arbeitszeitfenster" vor: [link]
Der Querverweis zum Teilthema "Frauen
in Hosen" [link]
sei hier wiederholt. Das TMW-Buch stellt nicht nur exponierte Frauen vor, es verweist auf
Exponate des Museums, die mit den Themen in Verbindung stehen. Im Fall der Weltreisenden
Stinnes kommt dort der Weltreisend Reisch kurz zur Sprache... über eines der Artefakte.
Das betrifft die Inventar-Nummer 81914/1, das Steyr
XXX Cabriolet von 1930 aus der Sammlung des "Asienfahrers Max Reisch".
(Dazu fügt sich, daß ich gerade mit dessen Sohn Peter Reisch korrespondiere.)
Damals bekam das Thema Raumüberwindung ganz
neue Dimensionen, die zuvor von der Eisenbahn erschlossen wurden. Die Landwege waren bis
dahin Strecken der Mühsal. Schilderungen solcher Fahrten, etwa per Postkutsche, sind
durch die Bank von wenig erfreulichen Zuständen belebt.
Über fünftausend Jahre war der "Kentaurische
Pakt" [link]
das Hauptereignis menschlicher Raumüberwindung, boten nur die Pferde Tempo und
Streckenbewältigung in Kombination. Plötzlich änderte sich das radikal. Stinnes und
Reisch sind spezielle Beispiele der neuen Pionier-Ära unserer Mobilitätsgeschichte des
frühen 20. Jahrhunderts.
Der hier erwähnte Expeditionswagen,
das erste "österreichsiche Auto, das um die Erde fuhr", ist ein
modifizierter Steyr 100, den ich mir in Judenburg ansehen konnte. Er wurde von
einer Konstruktion Karl Jenschkes hergeleitet, dem ersten serienmäßigen Streamliner
aus österreichischer Produktion. Der Steyr 100 im Vordergrund des Fotos gehört
Heinz und Lisl Mesicek.
Lisl Mesicek, Vizepräsidentin der ÖGHK,
also seit geraumer Zeit mit klassischen Automobilen befaßt, ist der eigentliche Anlaß,
daß mir das TMW-Buch ins Haus kam. Sie scheint unter den "Karriereblitzlichtern"
auf, die Barbara Hafok für diese Publikation erstellte. Hier kreuzen sich also
verschiedene unserer Themen- und Arbeitslinien, auf jeden Fall jene von Mythos Puch
IV, aber auch jene von "Ditmar & Urban": [link]
-- [Mythos Puch 2017] -- |