26. Dezember 2016

Kürzlich war ich auf dem Weg zum Grazer Karmeliterplatz; über den Freiheitsplatz. Dort ragt eine Statue von Kaiser Franz I. in die Gegend, jenes Habsburgers, dem Napoleon das Heilige Römische Reich Deutscher Nation abgeschaltet hat. Laut Inschrift dankt die Steiermark ("GRATA.STIRIA") dem Imperator; man darf spekulieren, wofür.

Die napoleonischen Kriege hatten ihre steirischen Momente. Allerdings ganz ohne Gloria für beide Kriegsparteien. Ich erinnere mich, daß mir mein Heimatkunde-Unterricht in Kindertagen das Bild vermittelte, die Festung auf dem Grazer Schloßberg sei damals uneingenommen geblieben. Es hatte oben wie unten keine hinreichende Artillerie gegeben.

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Kaiser Franz I.

Da paßt es am Rande zum Thema, daß ich meinen Wehrdienst als Artillerist in der Gratkorner Hackher-Kaserne abgeleistet habe. Der Oberst Franz Xaver Hackher zu Hart war jener überraschend erfolgreiche Kommandant in der Verteidigung der Schloßberg-Festung gewesen, die in jenen Tagen zu hoch über der Stadt lag, um von den französischen Kanonen wirkungsvoll beschossen zu werden.

Die Schloßbergartillerie war ebenso eher bescheiden aufgestellt. Anstürmende Franzosen wurden vor allem mit Dingen beworfen, um sie von den Sturmleitern zu schmeißen oder Mineure aus der Felswand zu stürzen, auf daß sie keine Sprengladungen anbringen konnten.

Ich habe im vorgestrigen Eintrag von der Kuriosität erzählt, daß die Franzosen ersuchten, Hackhers miserable Schützen mögen das Gewehrfeuer einstellen, weil sie damit vor allem die Bewohner von Graz in Gefahr brachten.

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Krusche auf einem Raketenwerfer der Zweiten Batterie in Gratkorn

Erzherzog Johann, der Bruder des Kaisers, war mit seiner militärischen Verantwortung in diesen Zusammenhängen wenig erfolgreich. Davor hatte er sich in der "Alpenbund-Verschwörung" rund um Tiroler Aufstandsbestrebungen in die Nähe von Hochverrat begeben. Da war es dann wohl seine Herkunft, die ihn vor einem Prozeß bewahrte.

Damit ist der steirische Prinz allerdings in den Tagen Metternichs längere Zeit politisch erledigt gewesen. Ein Vorteil für die Steiermark, denn er wandte seine Talente auf zivile Aufgaben an. Das hatte für Landwirtschaft und Industrie enorme Konsequenzen und trug ganz wesentlich dazu bei, der völlig rückständigen Region neue Möglichkeiten zu erschließen.

Während nun sein Bruder, der Kaiser, den Freiheitsplatz ziert, steht Johann auf dem Grazer Hauptplatz. Das mag die Gewichtung verdeutlichen. Autor Hans Magenschab beschreibt, wie Johann in den Jahren 1815/16 England bereiste und dabei in Birmingham von James Watt empfangen wurde. Von dort nahm er überdies Eindrücke mit, wie sich mit Gaslicht die Nacht erhellen ließ. Später wurde er selbst zum Industriellen, kaufte in der Obersteiermark zwei Radwerke, um aus Erz Eisen zu gewinnen.

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Erzherzog Johann

Leistungsfähige Dampfmaschinen als ganzjährig verfügbare Kraftquellen ergaben den nächsten Entwicklungsschritt nach Wasser- und Windkraft. Die Erhellung der Nacht durch effiziente Lichtanlagen kam dazu. Die Erste Industrielle Revolution war angebrochen.

Dieser Prozeß ist also in der Steiermark sehr markant verankert. Alle weiteren nenneswerten Entwicklungsstufen der zweihundert Jahre permanenter technischer Revolution, in welcher wir leben, spiegelt sich in vielen Betrieben dieses Bundeslandes. Hier setzt nun das Vorhaben "Mensch und Maschine" an, von dem ich im Eintrag am 22. Dezember schon erzählt hab...

-- [Mensch und Maschine] --

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