24. Dezember 2016

Karina. Karina. Und Karina. Ja, Karina. Aber auch... Karina. Und am Stefanitag ist der Papa bei Anneliese. Dann kam ein Kevin ins Spiel. Und eine zart gebaute Reiningungskraft erwog, während eines lauten Räsonierens am Telefon, nun in Krankenstand zu gehen, weil zu viele Weiber im Urlaub seien, diese Weiber, weshalb sie nicht wisse, wie sie die Station schaffen solle. Schimmelkäse. Der kam auch wo vor. Außerdem ein weirterer Kevin sowei die Klarstellung: "Ich tu morgen arbeiten".

log2313a.jpg (25842 Byte)

Meine gestrige Busfahrt war ein leiser Verweis auf unsere abendländische Kultur, über die in letzter Zeit so viel und so gerne geredet wird. Von der Griechischen Tragödie wissen wir, daß ohne Krisis kein Weg zur Katharsis führt, den wir mit Schrecken und Mitgefühl zu gehen haben.

Vielleicht ließe sich damit Geld machen. Ich könnte "Katharsis im Postbus" anbieten. Nach einer Weile schien mir aber, das würde eventuell bloß meine eigene Katharsis voranbringen oder mich wahlweise in Depressionen stürzen, was jedes bescheidene Beratungshonorar an anderer Stellle wieder verbrennen dürfte. So macht man keine Geschäfte.

log2313b.jpg (16819 Byte)

Also wandte ich mich wieder dem Heft 58 der Militärischen Schriftenreihe zu, worin "Die Kämpfe um den Grazer Schloßberg 1809" beschrieben sind. Die Napoleonischen Kriege fesseln mich zur Zeit, weil da Europa so gründliche aufgewühlt wurde, genauer, die Aristokratie, der man offenbar damals schon ein so besorgniserregendes Maß an Inkompetenz nachweisen konnte, daß im Kielwasser solcher Stümpereien jedes Konzept von "Vaterlandsliebe" verblaßt, verkommt.

Unsere Leute, denen man gerade ein nächstes "Wir" aus den toten Nasen zieht, kamen ein ganzes Jahrhundert lang nicht vom Fleck, verbohrten sich immer noch tiefer in die staunenswerten Möglichkeiten, das Land und die eigenen Fundamente zu ruinieren.

Seit den Tagen des Prinz Eugen von Savoyen finden sich ungebrochen Beschreibungen von der Unfähigkeit der Österreicher, die Armee mit angemessenen Mitteln und ausreichend kompetenten Kommandanten zu versorgen.

Vielleicht könnte man das als liebenswürdige Eigenschaft deuten, aber es war ja nicht so gemeint, sondern illustriert, wie die Aristorkratie für ihre Vorteile ganz bedenkenlos unzählige Menschen verheizt hat. Davon finden sich übrigens auch bedrückende Beispiele in Manfried Rauchensteiners gründlicher Arbeit zum Ersten Weltkrieg.

Aber ich war gerade in die Grazer Angelegenheiten von 1808 vertieft. Dabei schien mir rührend, daß die Franzosen während ihrer Belagerung den Festungskommandanten auf dem Schloßberg ersuchten, das Gewehrfeuer einzustellen, weil da oben so schlechte Schützen am Werk seien, daß die Grazer Bevölkerung durch dieses Schießen zu Schaden käme.

log2313c.jpg (30328 Byte)

Quelle: Christoph Tepperberg: "Die Kämpfe um den Grazer Schloßberg 1809"

Das gibt mir gewissermaßen ein zartes patriotisches Gefühl. So also lohne es sich auf merkwürdige Art, ein Österreicher zu sein und Nationalstolz zu pflegen, wo einen der Feind hinter seinem Schanzwerk anfleht, das schlampige Schießen zu lassen, weil wir damit vor allem die eigene Bevölkerung ins Grab brächten.

Unsere vaterländischen Mitmenschen müßten eingestehen, daß ihre Basis des Nationalstolzes wenig, eigentlich gar nichts taugt, denn in Staatsführung und Kriegführung war dieses Land noch nie bedeutungsvoll.

Was mir aber unsere Patrioten nun schon Jahre vorsagen, diese Betonung von Kultur, Identität und angeblichen Werten, das sind vor allem kulturelle und soziale Agenda. Das betrifft sehr wesentlich mein Metier. Das betrifft Kunst, Wissenschaft und Technik. Das berührt jene Gebiete, in denen Österreich tatsächlich Größe hat, unzählige bedeutende Kräfte verzeichnen darf.

log2313d.jpg (15032 Byte)

Quelle: Facebook, Österreich bleibt Rot Weiß Rot, 23.12.2016

Dieses vaterländische Geschwafel, das sich im Hersagen von Stichworten erschöpft, ohne dem Land und seiner Kultur wenigstens durch eine rudimentäre Kenntnis seiner Geschichte und Kultur Referenz zu erweisen, dieses nationalistische Karaoke liefert immerhin romantische Kalenderblätter.

-- [Heimat & Vaterland] --

[kontakt] [reset] [krusche]
51•16