24. Dezember 2016 Karina. Karina. Und Karina. Ja, Karina. Aber auch... Karina. Und am
Stefanitag ist der Papa bei Anneliese. Dann kam ein Kevin ins Spiel. Und eine zart gebaute
Reiningungskraft erwog, während eines lauten Räsonierens am Telefon, nun in Krankenstand
zu gehen, weil zu viele Weiber im Urlaub seien, diese Weiber, weshalb sie nicht wisse, wie
sie die Station schaffen solle. Schimmelkäse. Der kam auch wo vor. Außerdem ein
weirterer Kevin sowei die Klarstellung: "Ich tu morgen arbeiten".
Meine gestrige Busfahrt war ein leiser Verweis
auf unsere abendländische Kultur, über die in letzter Zeit so viel und so gerne geredet
wird. Von der Griechischen Tragödie wissen wir, daß ohne Krisis kein
Weg zur Katharsis führt, den wir mit Schrecken und Mitgefühl zu gehen haben.
Vielleicht ließe sich damit Geld machen. Ich
könnte "Katharsis im Postbus" anbieten. Nach einer Weile schien mir
aber, das würde eventuell bloß meine eigene Katharsis voranbringen oder mich wahlweise
in Depressionen stürzen, was jedes bescheidene Beratungshonorar an anderer Stellle wieder
verbrennen dürfte. So macht man keine Geschäfte.
Also wandte ich mich wieder dem Heft 58 der Militärischen
Schriftenreihe zu, worin "Die Kämpfe um den Grazer Schloßberg 1809"
beschrieben sind. Die Napoleonischen Kriege fesseln mich zur Zeit, weil da Europa
so gründliche aufgewühlt wurde, genauer, die Aristokratie, der man offenbar damals schon
ein so besorgniserregendes Maß an Inkompetenz nachweisen konnte, daß im Kielwasser
solcher Stümpereien jedes Konzept von "Vaterlandsliebe" verblaßt,
verkommt.
Unsere Leute, denen man gerade ein nächstes "Wir"
aus den toten Nasen zieht, kamen ein ganzes Jahrhundert lang nicht vom Fleck, verbohrten
sich immer noch tiefer in die staunenswerten Möglichkeiten, das Land und die eigenen
Fundamente zu ruinieren.
Seit den Tagen des Prinz Eugen von Savoyen
finden sich ungebrochen Beschreibungen von der Unfähigkeit der Österreicher, die Armee
mit angemessenen Mitteln und ausreichend kompetenten Kommandanten zu versorgen.
Vielleicht könnte man das als liebenswürdige
Eigenschaft deuten, aber es war ja nicht so gemeint, sondern illustriert, wie die
Aristorkratie für ihre Vorteile ganz bedenkenlos unzählige Menschen verheizt hat. Davon
finden sich übrigens auch bedrückende Beispiele in Manfried Rauchensteiners gründlicher
Arbeit zum Ersten Weltkrieg.
Aber ich war gerade in die Grazer
Angelegenheiten von 1808 vertieft. Dabei schien mir rührend, daß die Franzosen während
ihrer Belagerung den Festungskommandanten auf dem Schloßberg ersuchten, das Gewehrfeuer
einzustellen, weil da oben so schlechte Schützen am Werk seien, daß die Grazer
Bevölkerung durch dieses Schießen zu Schaden käme.
Quelle: Christoph Tepperberg:
"Die Kämpfe um den Grazer Schloßberg 1809"
Das gibt mir gewissermaßen ein zartes
patriotisches Gefühl. So also lohne es sich auf merkwürdige Art, ein Österreicher zu
sein und Nationalstolz zu pflegen, wo einen der Feind hinter seinem Schanzwerk anfleht,
das schlampige Schießen zu lassen, weil wir damit vor allem die eigene Bevölkerung ins
Grab brächten.
Unsere vaterländischen Mitmenschen
müßten eingestehen, daß ihre Basis des Nationalstolzes wenig, eigentlich gar nichts
taugt, denn in Staatsführung und Kriegführung war dieses Land noch nie bedeutungsvoll.
Was mir aber unsere Patrioten nun schon Jahre
vorsagen, diese Betonung von Kultur, Identität und angeblichen Werten, das sind vor allem
kulturelle und soziale Agenda. Das betrifft sehr wesentlich mein Metier. Das betrifft
Kunst, Wissenschaft und Technik. Das berührt jene Gebiete, in denen Österreich
tatsächlich Größe hat, unzählige bedeutende Kräfte verzeichnen darf.
Quelle: Facebook, Österreich bleibt
Rot Weiß Rot, 23.12.2016
Dieses vaterländische Geschwafel, das sich im
Hersagen von Stichworten erschöpft, ohne dem Land und seiner Kultur wenigstens durch eine
rudimentäre Kenntnis seiner Geschichte und Kultur Referenz zu erweisen, dieses
nationalistische Karaoke liefert immerhin romantische Kalenderblätter.
-- [Heimat & Vaterland] -- |