19. August 2014

Wer erinnert sich noch an den Notfall "Bremsseil gerissen" als einem öfter wiederkehrenden Phänomen? Das war in meinen Bubentagen ein typischer Makel der Mopedwelt. Später blieb mir das auch auf Motorrädern vertraut, weil meine frühen Anschaffungen im Schnitt so alt waren wie ich selbst. An der Horex Regina und der NSU Konsul  gab es noch keine Hydraulikschläuche. Es regierten Bowdenzüge.

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Sie waren für das Umlenken von Zugkräften gemacht und brachen gerne direkt an den Nippeln, mit denen sie in den Hebeln verankert wurden. Ich lerne wieder, die Welt ein Stück weit durch Bowdenzüge hindurch zu betrachten. Das kuriose Wort leitet sich übrigens von Ernest Monnington Bowden her, dem die Erfindung dieser "Maschinenelemente" zugeschrieben wird.

Zwei davon laufen in hohen Bögen vom Lenker meines Rades ab, um nach unten und nach hinten zu führen. Meine Sitzposition verleitet zu tief gelagerten Perspektiven. Das führt nun, wo die Hitze des Sommers offenbar seit einigen Tagen nicht wiederkehrt, auf Nebenwege, die mir so eine Art Stephen King-Gefühl bescheren.

Der Mais steht hoch und macht die Strecke blickdicht. Der Wind fährt in die Blätter und läßt sie auf eben jene Art rauschen, die uns in Filmen eine Anwesenheit von Monstern verkündet.

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Ich werde das Maschinchen, ein altes Austro-Daimler Alpina, in etwa einem Monat zwischen andere Klassiker stellen. Wir verzweigen am 19.9.2014 das Kunstsymposion ("The Track: Axiom | 2014") kurz auf die Straße, in das Zentrum von Gleisdorf. Dort wird ein Stück des Weges als „Geschichtsgasse“ markiert und dem "Mythos Puch" gewidmet: [link]

Wir laden Handwerker, Schrauber und Sammler zur Zusammenkunft ein. Es werden alte Fahrzeuge gezeigt, es werden Gespräche geführt, es wird einig Raritäten zu sehen geben. Was hat das mit einem Kunstsymposion zu tun? Warum wird das am Namen Puch festgemacht? Wozu diese Querverbindung zu den trivialen Seiten der Alltagskultur?

Wir befassen uns schon eine Weile mit den möglichen Schnittstellen zwischen Handwerk und Kunstpraxis. Wir beschäftigen uns mit der Idee, Werkstatt und Atelier zu versöhnen. Vor uns liegt Arbeit unter dem Motto: „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“.

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Inzwischen habe ich die Kataloge zu Jelena Juresas "Mira, A Study fo a Portrait" im Haus. (Man kann sich bei mir ein Exemplar reservieren lassen.) Es ist eine bewegende, sehr aufwendig gemachte Arbeit, die wir im Oktober in Gleisdorf zeigen werden: [link]

Die ersten Bilder dazu sind auch schon da. So lohnt sich, daß ich im Sommer meinen Stiegenaufgang frei gemacht habe, was Platz für die Exponate schafft, die ja noch ein Weilchen gelagert sein müssen. Zum Symposion wird es übrigens etliche Druckwerke geben, themenbezogene Programmbüchlein, wovon die ersten hier schon gelistet sind und online durchgeblättert werden können: [link]

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Mein jüngste Komplexitätskrise scheint noch nicht ausgestanden zu sein, denn sonst wäre ich um 3:00 Uhr morgens im Bett, statt am Schreibtisch. Im Gegenzug belohnt mich die Nacht mit jener unvergleichlichen Stille, zu der es die Stadt sonst nicht bringt.

Und so pendle ich dieser Tage zwischen Sattel und Sessel, um jene Arbeitsstränge zu bündeln, die nun für die nächsten zwei Monate zu recht aufregenden Momenten führen werden. Gestern war ich in dieser Arbeit von eine lustigen Dame ermuntert worden, die uns auf Facebook attestierte, daß die Online-Dokumentation "Monitoring Foreign Ground" [link] ihrer Meinung nach ein "Schmarren" sei.

Sie vermochte in der Anschauung eines einzelnen Blattes einen Prozeß zu beurteilen, der vor fast genau einem Jahr begonnen hat, nämlich am 10. September 2013: [link] Auf die Beachtung von Kontext verzichtete Frau Gertrude W. Wen schert schon Kontext?

Da es in unserem Kunstsymposion auch um den Kunstdiskurs geht, also um die Debatte von Fragen zur Kunst, nehme ich solche Anregungen sehr ernst, zumal Frau Gertrude W. sich ja von einer interessanten Position aus zu unserer laufenden Arbeit äußert. Als Quellen ihrer ästhetischen Erfahrungen nennt sie auf Facebook etwa Künstler wie Hansi Hinterseer, Nick P. oder Semino Rossi.

Ihre Website weist sie unter anderem als „Gründungsmitglied der Gruppe Malerei und Grafik im Kulturverein der österreichischen Eisenbahner in der Sektion Graz“. Von rasendem Wissensdurst scheint die Dame freilich nicht geplagt zu sein, denn man hätte gerade über die komplexe Online-Dokumentation einen Eindruck gewinnen können, wovon die ganze Geschichte, der "Schmarren", eigentlich handelt.

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Wer sich aber so sehr nach Bedeutung verzehrt, daß sogar betont werden muß: "Drei meiner Bilder finden sich im österreichischen Kunst- und Spruchkalender", hat natürlich keine Zeit, sich in Prozesse und Hintergründe zu vertiefen. Da muß ein schneller Blick genügen.

Wenn dadurch zum Beispiel der Wohlfühlzustand irritiert wird, den Hansi Hinterseer, Nick P. oder Semino Rossi so mühsam aufgebaut haben, werde ich das knappe Fazit "Schmarren" verstehen müssen.

Ich gebe aber unumwunden zu, daß mir jene auf dem Kunstfeld herumstümpernden Spießer und Mittelschicht-Trutschen, denen dauernd ein "Das kann ich auch!" oder "Was soll das sein?" auf den Lippen liegt, ohne daß sie sich dazu mit Sachkenntnis gewappnet hätten, inzwischen ein wenig auf den Geist gehen.

Aber vielleicht sind das ganz unverzichtbare Anregungen, um in den Details noch genauer zu werden. So gesehen wäre der Frau W. zu danken. Ich nehme mir auf jeden Fall vor, ein kleines Feature zu "Monitoring Foreign Ground" zu schreiben. Wo Fragen auftauchen, wenn auch nur implizit, schulden wir ja Antworten...

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