30. Jänner 2014

Ich hab nun einiges zu lesen und zu hören bekommen, als ich vor einigen Tagen gefragt habe, ob mir jemand erklären könne, worin sich der „Schwarze Block" essentiell von der SA unterscheide.

Ich hoffe, inzwischen ist wenigstens klar, daß die SA etwas anderes war als die SS. Was die Straßenkämpfer der „Antifa" angeht, wollte ich außerdem gerne genauer wissen, ob sich ein erklärter „Antifaschismus" nicht auf eine halbwegs elaborierte Auffassung stützen müsse, die deutlich macht, was Faschismus sei.

Von den Leuten, die mir inzwischen auch unfreundliche Befunde zugestellt haben, bekam ich keinerlei Antworten.

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Sprache transportiert Intentionen: Victor Klemperers
Werk über die "Lingua Tertii Imperii"

Damit rundet sich mein Bild unserer Probleme. Auch in meinem eigenen Milieu pflegen viele lieber das, was Autor Josef Haslinger einmal als „Politik der Gefühle" kritisiert hat. Sie folgen ihren Emotionen, "komentieren" nach Gefühl, meiden einen klaren Diskurs.

Was hätte ich mir gewünscht? Daß nicht bloß mit Unbehagen auf meine Fragen und Aussagen reagiert wird, sondern mit Einwänden. Daß jemand seine oder ihre Gründe nennt.

Das kommt dann etwa so:
„@Martin: reden ist sicher ok. Aber Demonstranten, die froh sind, dass sie nicht von der Polizei zusammengeschlagen wurden, haben wahrscheinlich nur wenig Lust, sich von dir besserwisserisch über das Medienrecht belehren zu lassen."

Was hat nun Eines mit dem Anderen zu tun? Und darf ich mir unter den vielleicht zwanzig heiklen Themen zur Sache einige wenige aussuchen, auf die ich mich vorerst konzentriere? Darf ich erwarten, daß da draußen noch andere sind, die in öffentliche Diskurse einsteigen und so möglichst alle Themen zur Sprache kommen?

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"Antifa" aus Wien: Kapitalismuskritik im Boulevard-Stil
und allerhand vulgär-marxistisches Geschwafel

Ein paar Worte, warum ich mich nicht mit der Frage nach Polizeigewalt rund um den Wiener Akademikerball befasse: Ich war nicht dort. Es waren aber genug erfahrene Leute vor Ort, viele davon einem freien Journalismus verpflichtet. Ich nehme an, die sind besser als ich gerüstet, dieses Thema jetzt zu behandeln.

Von meinem Schreibtischchen in der Steiermark aus kann ich mich aber gut mit Medienfragen und den medial vermittelten Inhalten beschäftigen; dazu wäre es sogar egal, wenn ich gerade in Tibet oder in Alaska säße.

Ich wiederhole und präzisiere meine Kritik:
Wer zu Gewalt aufruft und das auch noch via Massenmedien promotet, ist mir, ist allen Rechenschaft schuldig. Das allein wäre schon eine Anforderung, die sich als Absage an faschistische Konzepte qualifizieren ließe.

Der Domaininhaber „Junge Grüne" aus Wien hat einer anarchistischen Formation mediale Öffentlichkeit verschafft und sie erklärter Maßen durch diese Konstruktion gegen rechtliche Schritte abgeschirmt.

In ihrer Rechtfertigung zeigen sie eine völlig kritiklose Übernahme der Zuschreibung „antifaschistisch". das heißt, sie schützen eine Formation, deren erklärte Inhalte ihnen offenbar keiner näheren Betrachtung wert waren.

Weder die programmatischen Publikationen diverser „Antifa"-Formationen, noch ihre eben demonstrierte Straßenkampf-Praxis rechtfertigen folgende Behauptung:

„Wer Antifaschist*innen, deren Grundsatz ohnehin Gewaltfreiheit ist, permanent dazu aufruft, sich von Gewalt zu distanzieren, delegitimiert den Protest." Quelle: [link] Ist es Naivität? Dummheit? Ignoranz? Zustimmung?

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Völlig unscharfe Begriffe im Werbejargon,
keine kritische Betrachtung ideologisch fundierter Hooligans

Wer nur einige programmatische Schriften durchsieht, wird leicht herausfinden, daß die Kapitalismuskritik der „Antifa" sie zum Schluß bringt, daß Staat und Nation abgeschafft werden müssen, um uns „Unterdrückte" zu „befreien", notfalls auch gegen unseren Willen:

„Daraus folgt, dass die Befreiung der Unterdrückten häufig gegen eben diese gefordert werden muss. Hieße Befreiung unter diesen Umständen doch nicht zuletzt die Befreiung von der Herrschaft der eigenen Rolle als Arbeiter_in, Student_in, Mann/Frau, etc. pp." Quelle: [link]

Kaum nötig zu betonen, daß diese Leute mich von gar nichts zu befreien haben. Ich werde später noch auf einige der Begründungen eingehen, auf so allerhand vulgär-marxistisches Geschwafel und auf mehr als schlampiges Zurechtplaudern von „Faschismus", gegen den man sich dort gestellt sehen möchte.

Fußnötchen:
Ich schreibe das aus der Position eines sozial marginalisierten freischaffenden Autors, der eine eher risikoreiche Existenz führt, die im Regelfall gerade einmal von einem Quartal zu anderen gesichert ist. Ich habe tatsächlich nur meien Arbeitskraft zu verkaufen, nichts sonst, keine Rücklagen, keinen Besitz von Bedeutung, keine Betriebsmittel im Sinne der marxistishen Kapitalismuskritik.

Ein besonderes Schmuckstück unter den Texten, die ich eben durchgesehen habe, ist folgende Passage, an der man bloß die „Richtung" (lechts/rinks) umschreiben müßte, man hätte ebenso gut ein Konzept der frühen Nazi (in der „Systemzeit") oder der heutigen Neonazi:

„Da Antifaschismus eine unumgängliche Zumutung für radikale Linke ist, sollte er wenigstens richtig gemacht werden. Das heißt, er orientiert sich nicht an Strafgesetzbuch oder demokratischen Wahlen, sondern daran, irrationale Ideologien im Bewusstsein der Verbrechen, zu denen sie fähig sind, mit allen notwendigen Mitteln – also auch militant – zu bekämpfen." (Stammt aus der oben genannten Quelle.)

Ich darf kurz zusammenfassen:
Eine politische Bewegung hat sich vorgenommen, auch mit militanten Mitteln und im aufrechten Gesetzesbruch den Staat anzugreifen, weil sie (die Bewegung) ihn als Institution und die Nation als Idee abschaffen möchte.

Dabei prallt eine Abteilung dieser Bewegung im Straßenkampf gegen Polizeieinheiten. Was wird passieren? (Einmal dürfen Sie raten!) Auch die „Autonome Antifa [Wien]" läßt uns nicht im Zweifel, wohin ihre Reise gehen soll. Na, von all dem später noch in eingen Details.

Um nun die Texte dieser Bewegung angemessen zu deuten, empfehle ich ein Büchlein, dessen Ausgabe in meiner Bibliothek einem gerade einmal 300 Seiten aufbürdet, die ja bewältigbar sind, zumal die Lektüre des Buches sehr anregend ist: „LTI. Lingua Tertii Imperii", ein Buch über die Sprache des Dritten Reiches von Victor Klemperer.

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