12. Juni 2010Ich hab mich noch nicht beruhigt, aber meine Tage werden nun etwas
ruhiger. Die Lust am Lesen kommt zurück und die Filme, die ich mir ansehe, haben wieder
mehr Niveau. Ha, mir ist an billiger Unterhaltung nichts unklar! Zum Glück gibt es sowas
wie einen Hunger des Geistes, der sich verläßlich einstellt und mich von diesen oder
jenen Feldern zurück holt.
Nein, den hab ich nicht live gesehen. Der kam
gestern in einem Film vor. Aber! Ja, den hab ich schon live gesehen. Ein erschütternd
schöner Gran Turismo, der mir auf dem Grazer Hauptplatz vor die Kamera kam.
Ein Aston Martin DB6 aus den späten
1960er-Jahren. Der weiße DB6 wird von Lee Simon (Kenneth Branagh) gefahren, einer
Nervensäge von Schriftsteller. Woody Allen hat 1998 mit grimmigem Humor zugeschlagen:
"Celebrity".
(Ich hab mich dabei über die volle Länge scheckig gelacht.) Das war noch einer der
gröberen Späße, die sich Allen da genehmigte:
Im Fernsehstudio treffen Talkshow-Gäste
zusammen. Der Rabbi (in der Mitte, mit der Kippa auf dem Kopf) beklagt: "He, wo
sind die Bagels? Haben die Skinheads alle Bagels gegessen?" Davor hatte ein Mann
vom Ku Klux Klan zur Begrüßung höflich seine Kapuze abgenommen. Aber das Hauptthema
sind die Begehrlichkeiten und Beziehungswirren, durch die Allen hier als "Master of
Desaster" führt.
Begehrlichkeiten. Das war ja eine nette Headline
im gestrigen "Der Standard".
Dabei hatte ich grade von einem christlichsozialen Politiker gehört, daß ..., na gut.
Wir müssen uns also ALLE anstrengen, ALLE müssen etwas beitragen. Aber ja! Ich lese, die
Privatvermögen seien im Vorjahr wieder auf dem Vorkrisenniveau angelangt. (Na, meines
leider nicht.) Zugleich hat sich die Verteilungsschieflage 2009 verschärft.
Das bedeutet konkret, weltweit verfügen jene
Haushalte, in denen mehr als fünf Millionen Dollar angehäuft wurden, über 21
Prozent des globalen Privatvermögens. 2008 waren es noch 19 Prozent. Diese unsere
Mitmenschen haben also in den Krisenjahren zugelegt. (Fragt sich bloß auf wessen Kosten.
Könnte mir das jemand von der ÖVP bitte erklären?)
Ich gehe davon aus, man kann reichen Menschen
nicht vorwerfen, daß sie gerne mehr erlangen würden als sie schon haben. Da scheint
unserer Spezies eine spezielle Blödheit anzuhaften, die viele unter uns zur Maßlosigkeit
treibt.
Ich gehe davon aus, daß die Politik gefordert
ist, diesem Ausplündern von Staaten einen Riegel vorzuschieben. Ich meine, der
Mittelstand ist da genauso angepißt wie sozial schwächere Kreise. Ich muß bloß von
meinen Vorschreibungen durch die Sozialversicherung ausgehen (die momentan keinen Vertrag
mit der Ärzteschaft hat und daher ihre Gegenleistungen für meine Zahlungen nicht korrekt
erbringt), dann ahne ich, was jemand schaffen muß, der oder die zehn oder 15 Angestellte
hat.
Aber du meine Güte! Jetzt hab ich noch gar nicht
vom ansteigenden Korruptionsniveau in Österreich gesprochen. Und da steckt natürlich zu
einem guten Teil der Mittelstand drinnen, sicher nicht jene, die wir als
"Sozialschmatotzer" gebrandmarkt sehen, die kleinen Schummler und Trickser ...
Vergangenen Februar hab ich dazu schon einige Punkte notiert: [link] Und vor allem im Oktober 2008: [link]
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