7. Februar 2010 Gegenüber
dem Kunsthaus in Weiz ein Block, wie aus dem Vollen gefräst, das Siemens-Logo beim
Eingang paßt weder zum Architekturstil des Hauses, noch zu dieser Figur, einem
idealisierten Arbeiter.
Die Statue ist freilich nicht so irritierend wie der
Kontrast zwischen Bau und gegenwärtiger Firmen-Typographie. Das könnte durchaus ein
Kumpel von jenem Mechaniker und vormaligem Elin-Schöpfer sein, den ich kürzlich
aufgesucht hab: [link]
Ich war eigentlich auf dem Weg nach Naas. Die
nördlichste Gemeinde der "Energie-Region". Es ist ein von Gleisdorf
her entlegener Ort am Eingang zur Weizklamm. Während aktuelle Regionalbegriffe meist von
oben zugeschrieben werden, gibt es dabei natürlich auch eine Realität von unten. |
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Die basiert nicht unbedingt auf den
Vorstellungen einer akademischen Mittelschicht, eines ländlichen Bildungsbürgertums oder
auf den Annahmen zugereister Berater-Stäbe. In Naas wohnt der Fotograf Franz Sattler,
selbst Sohn eines Elin-Hacklers. "Die Bude" ist heute noch prägend, drückt dem
gesamten Raum Weiz ihre Eigenheiten auf.
Sattler sitzt hier in seiner Küche vor dem Selbstportrait
eines vormaligen Elin-Hacklers. Ich hatte Albin Schrey noch gekannt, er lebt nicht mehr.
Blechzieher. (Das soll eine der schwersten Arbeiten in der "Bude" gewesen sein.)
Und darüber hinaus der Kunst verfallen, so könnte man sagen. Ewig zu wenig Geld und zu
wenig Spielraum, um dieser seiner Seiten mehr Platz zu gewähren. Schrey war aus ärmsten
Verhältnissen gekommen. Er hatte vor dem Hintergrund der harten Arbeit in einer Welt
immaterieller Werte reüssiert ...
Auf dem Weg nach Naas passiert man mehrere Standorte,
verschiedene Fabrikshallen, hinter dem Ort liegen Steinbrüche. Was sind das für
Geschichten, wo die Kunst Fuß fast, sich festsetzt, im Leben eines proletarischen Milieus
solches Gewicht erlangt?
Sattlers Gefährtin Elfi erzählt von ihrem Vater, dem
Tischler, daß er alles selbst gemacht habe. Haus bauen, Möbel anfertigen, diese und jene
handwerklichen Arbeiten ausführen: "Er war von niemandem abhängig."
Was für ein Satz! Er handelt davon, wie sich innerhalb von
ein, zwei Generationen den drückenden Verhältnissen dieser vormals armen Region vor Ort
entkommen ließ. Ich denke, wer von diesen Geschichten nichts weiß oder nichts wissen
will, wird in dieser Region nichts tun können, was Gewicht erlangt.
Cut!
Jaaaa, da hat er sicher recht, der Herr Björn
Korschinowski von der "Credit Suisse". (Quelle: "Der Standard") Wie schließlich
auch der Herr Gaston Glock nicht dafür verantwortlich ist, was mit der von ihm
produzierten wahrscheinlich besten Pistole der Welt getan wir.
Das ist schon klar. Zugleich ist der
Zynismus, ist die Arroganz dieser Haltung unübersehbar. Korschinowski kann kein Dummer
sein, also weiß er, daß sein Geschäft dem Ausplündern von Republiken dient. Das produziert Verteilungsungerechtigkeit, bedroht permanent den
sozialen Frieden und fördert das Produzieren von Feindbildern, dem letztlich laufend
Menschen zum Opfer fallen. So hängen diese Dinge zusammen. Es ist ganz einfach. |
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Geldbewegungen. Damit eine Relation sichtbar
wird, was die oben im Zeitungsausschnitt erwähnen 23,1 Milliarden Euro ausmachen:
Österreichs Staatsschulden werden laufend mit 190,6 bis 191 Milliarden Euro beziffert.
(Siehe dazu den "Schuldenzähler" im Eintrag
vom 4. Februar 2009! Oder "Geldmarie"
und "Staatsschulden".)
Die Österreichische Nationalbank gibt quasi amtliche Auskunft: [link]
Ein paar Vergleiche:
>>Die USA haben weltweit die höchste
Staatsverschuldung mit über 12 Billionen Dollar. Darauf folgen Japan mit 6 Billionen
Dollar an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschland mit 1,502 Billionen Euro. In der Schweiz
liegt sie bei 184 Milliarden Dollar. Österreich hat eine Verschuldung von 165 Milliarden
Dollar. Während Liechtenstein keine Verschuldung kennt, hat Luxemburg 2006 erstmals eine
Staatsverschuldung.<< [Quelle: Wiki]
Wenn bloß dann die ausgewiesene Korruption in Österreich
unterbleiben würde, wäre das Defizit um einen zweistelligen Milliardenbetrag geringer.
(Siehe dazu den Eintrag vom 31. Oktober
2008!) Die ist, wie ich schon mehrfach betont habe, sicher nicht das Werk von
Kleinkriminellen, Delinquenten im Asylantenstatus etc.
Wie bemerkenswert, daß DIESE Aspekte in den Kampfschriften
von rechts so schwer zu finden sind. Dieser Ausschnitt aus dem Flugblatt "Nationalismus
oder Untergang" belegt, daß jene Leute nicht gerüstet sind, selbst einfachste
Zusammenhänge zu begreifen und darzustellen; respektive sie hängen der Option an, die
schon von den Nazi gepflegt wurde: Der Pöbel möchte selber Herrschaft sein. )Besser ein
inländischer Steuerhinterzieher als ein "ausländischer Sozialfall".)
Historisch: Der Parvenü Hitler mußte sich mindestens bei
wirtschaftlichen Eliten andienen, bis er sich mächtig genug fühlen durfte, diesen Leuten
Vorschriften zu machen. Der Pöbel möchte Herrschaft sein, also attackiert er lieber die
Habenichtse ...
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