7. Juni 2010

Es sind die Elemente eines Tanzbodens. Aus zweien der mächtigen Holzpaneele haben wir eine "Gasse" für die Frauenportraits von Jelena Juresa gebaut. Ich hab große Freude an diesen Entwicklungen. Wir sammeln weitere Erfahrungen, wie Werkschauen konzipiert sein und Schauplätze gestaltet werden müssen, damit an Orten, die ursprünglich nicht der Kunstvermittlung gewidmet sind, relevante Kunstereignisse möglich werden.

log1603a.jpg (26988 Byte)

In der Halle herrscht ein moderates Klima, vor dem Tor brütete Sommerhitze, an die wir noch nicht gewöhnt sind. Vermutlich ein wesentlicher Grund, daß ich mir zum Abend hin einen Berg gemischter Fruchteis-Sorten gewünscht hab. Dafür gibt es in Gleisdorf nur eine Adresse, die in Frage kommt. Bei "Wurm" saß ich dann überdies auf der Terrasse so günstig, daß ich am Fuße der Treppe eine mächtige Heckflosse vorbeiziehen sah.

log1603b.jpg (28419 Byte)

Da an der nahen Kreuzung eine Stopptafel steht, durfte ich rechnen, daß die Flosse nicht gleich um die Ecke verschwindet. Also ließ ich mein Fruchteis-Gebirge stehen, eilte die Treppe hinunter, während ich die Kamera startklar machte.

Das Maul läßt den Chrysler unverkennbar dastehen, die Heckpartie verweist auf Designer Virgil Exner. Das hieß damals "Forward Look". 1957, also kurz nachdem ich auf die Welt gekommen bin, war der zuversichtliche Block nach vorne so eine Art gepfeilter Barock. (Siehe dazu auch den Newport Station Wagon, den ich nahe Ilz erwischt habe!)

log1603c.jpg (30441 Byte)

Von links: Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov, Künstlerin Jelena Juresa
mit Mann Goran und Sohn David.

Das Bespielen unüblicher Orte kann sich nicht darin erschöpfen, ab und zu ein, zwei Bilder in ein Schaufenster zu quetschen. Ich habe nun begonnen, jenes Feld sichtbar zu machen, das primär in Gleisdorf meine "Strecke" und "Bühne" ist; und zwar schon längerfristig. Denn die Kontinuität ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Faktor, daß dabei etwas Interessantes herauskommt. Und da rede ich von Jahren: [link]

[Frauenmonat]

Cut!

Ich hab gestern notiert: Kunst und Ewigkeit, das ist also keine sehr relevante Kombination ... soweit es die Ambitionen einzelner Persönlichkeiten betrifft. Es gibt davon freilich auch gefällige „Taschenausgaben" solcher Zustände. Es vergeht niemals viel mehr als ein Jahr, da rennt mir in meinem Projektumfeld wieder ein Neuling über den Weg, prall von Emotionen und Begehrlichkeiten, eine Person, die sich reckt und streckt, um einen möglichst langen Schatten zu werfen, denn möglichst in wenigen Monaten soll dieser Anschein entstehen, daß sich hier ein Gottesgeschenk des Kunstgeschehens, auf leichten Sohlen tänzelnd, der Welt mitteilt.

Seht her, hier bin ich und ich bin wer, das soll klar sein! Es ist ein spaßiger Nimbus um die Kunst, daß es manchen Leuten so pressiert, diesem Feld zugerechnet zu werden. Das äußert sich in vielfacher Schusseligkeit.

Würden Sie etwa ihrerseits Malkurse anbieten, andere Leute unterrichten wollen, obwohl sie selbst noch so wenig gelernt haben, daß ihnen von zehn Portraits immer bestenfalls ein bis zwei gelingen? Das sind so irritierende Eiligkeiten.

Ich ahne natürlich, das geht nur dort, wo keine Einwände erklingen. Wenn Stümperei in stillem Konsens zum Gruppensport werden würde, wenn alles egal wäre, außer das gemeinsame Abspulen quasi höfischer Rituale, dann wäre das vermutlich ganz in Ordnung; als ein soziales Ereignis. Mit Kunst hätte es dagegen weiterhin nichts zu tun.

Aber was ist denn Kunst? Das Höre ich stets wieder fragen. Als man mich nicht gefragt hat, wußte ich es noch ganz genau. Das ist freilich bloß die Paraphrase eines Zitates. Also weg mit den Gedanken daran! Es lohnt nicht. Quatsch! Natürlich soll das laufend erörtert werden! Es muß ja keine mönchische Position als einzig mögliche vertreten werden. Aber wenn Kunst all zu sehr "Kunst um zu" sein muß, wenn sie also übermäßig anderen als den eigenen Zwecken dienen soll, kommt eben übermäßig Schmarren heraus.


[kontakt] [reset] [krusche]

23•10