21. Februar 2010 Ein
vergessener Franzose. Simca 1000. Hier in 1:43; ich hatte ihn 1:1, quietschgelb mit
mattschwarzen Elementen lackiert, Heckmotor.
Das war in den 1970ern ein amtlicher Flieger für einen
Proleten; siehe: [link].
Wobei meiner ein Standardmodell gewesen ist, das schnell auszusehen versuchte, während dieses
Modell eine eher rare Rallye 2-Version zeigt. Und das war wirklich ein schnelles
Auto in Zeiten, da das Wort "Doppelvergaser" noch besonderen Klang
hatte.
Ja, Zonen der Unvernunft. Warum sind diese Themen so
haltbar? Testosteron-Operetten? Fernes Echo von brutalen Stammesriten? Demonstratives
Verbrennen von Geld, wie es uns der Adel stets vorgelebt hat und wie wir es alle gerne tun
würden? Unser "kuratorium für triviale mythen" ist diesen Aspekten
und Fragen gewidmet: [link]
Das ist nur einer der Aspekte, den ich mit
Kulturwissenschafter Günther Marchner zu besprechen hatte. Er befindet sich gerade auf
einer "Reise durch die Welt hinter den Zentren". (Siehe dazu auch next
code: log #243!)
Marchner kennt rund 30 Jahre solcher Entwicklungen quer
durch Österreich und auch in anderen Ländern. Diese kulturellen und ökonomischen
Emanzipationsbestrebungen gegenüber den Zentren. Das früheste Dokument in meinem Archiv,
welches "Eigenständige Regionalentwicklung" thematisiert, stammt aus
dem Jahr 1981.
Ich hab im vorigen
Eintrag jene Troll-Post zitiert, deren Auftakt besagt: "1. Künstler sind
keine Sozialarbeiter". D'accord! Aber der Künstler ist eben nicht bloß
Künstler, sondern auch Mitmensch, Bürger etc., also mehrfach zugehörig. Und
diese quasi adelige Künstler-Attitüde "Ich-kann-mich-leider-nur-meinem-Werk-widmen-anderes-mögen-andere-erledigen"
ist besonders zum Kotzen, wenn sie von einem bohémehaft-proletarischen Feld daher kommt.
Diese großspurigen Hinter-Ofen-Sitzer sind mir mehr ein
Ärgernis als gebildete Konservative, denen wenigstens noch real an einem gedeihenden
kulturellen Klima liegt, auch wenn wir unterschiedliche Wertskalen pflegen.
Aber vielleicht sind das auch bloß Faschings-Narreteien,
denen ich viel zu viel Bedeutung beimesse. Vom Fasching hat mich heuer ohnehin wenig genug
erreicht.
Apropos demonstratives Verbrennen von Geld! Ich hab ja
schon mehrmals erwähnt, daß mir meine künstlerische Praxis nicht möglich ist, ohne
dabei auch stets nach den Bedingungen der Kunst zu fragen. Und das sind nicht bloß
Bedingungen in diesem wohlhabenden Land, das von mehr Korruption und Schwarzgeld
untermauert ist, als wir gerne wahrnehmen.
Eine infame Blödheit wie die generalisierende Behauptung: "3.
Politik in österreich ist leicht zu machen, weil man bloß ... (Siehe den vorigen Eintrag!) verschleiert ja bloß, das man in
diesem eitlen Kulturpessimismus leicht überleben kann, wenn es so fett und satt zugeht
wie in Österreich. Wo anders ist das nicht so. Ich erhielt eben Post:
>>I am waitin to drink beer together, dear Martin,
it will be better to drink in Kosovo for 0.50 Euro hahah or in Austria for 5.00 Euro. kind
regards, flurim<<
Geht uns das was an? Lieber nicht! sagten tausende Leute
aus Österreich, die sich etwa am Mädchen Arigona abgearbeitet haben, als wäre es
tatsächlich möglich, was in ungezählten Leserbriefen behauptet wurde, daß nämlich ein
Teenager dieser Nation auf der Nase herumtanze.
Was für ein Unfug! Am Mädchen Arigona hat so ein
Wohlstands-Gesindel demonstriert, daß wir auf den armen Süden pissen, genauso wie
Vaterländische Italiens von Sezession reden und Norditalien von seinem armen
Süden abkoppeln will und wie übrhaupt der reiche Norden allerhand Süden streichen
möchte. Neu? Kaum!
Das schert mich als Künstler wenig, denn mein Werk ist
diesen Themen nicht verpflichtet. Aber, dummer Zufall!, da ich auch Staatsbürger bin,
macht mir das Gedanken.
Ich bin freilich, das gebe ich zu, ein etwas verwöhnter
Staatsbürger. Deshalb warte ich noch etwas zu, bis die härteste Winterzeit im Kosovo
abflaut, um dann mit Flurim dort billiges Bier zu trinken. Und um mir von ihm erzählen zu
lassen, was in ihm vorging, als er mit der UCK in den Wäldern gewesen ist.
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