18. Februar 2010 Der
Feuerwehr-Tanker im gestrigen Eintrag war nur
eines der slowenischen Fundstücke, die einem in Österreich nicht unterkommen würden.
Einmal falsch abbiegen in Maribor und ich hatte diese Nase vor Augen.
Ein Zitat der 1960er-Jahre, ein wenig Opel Blitz der
dritten Generation. Das Kürzel TAZ ließ mich auf Rußland oder Ukraine tippen. Na, knapp
vorbei ist auch daneben. Es ist ein Kleinlaster der "Trnavské
automobilové závody," also der Automobilwerke im tschechischen Tmava.
Auf dem Rückweg über Mureck diese historische Markierung,
ganz explizit. Der Friedensvertrag von St. Germain war ein Schlußpunkt unter der
Unfähigkeit des Hauses Habsburg, über eine angemessene Transformation in der Gegenwart
anzukommen.
Statt dessen dieses Höllenspektakel eines modernen
Krieges, einer damals völlig neuen Art von Krieg, gestützt auf enorme Mobilität durch
Eisenbahnen und Lastwagen, auf bis dahin nicht bekannte Waffensysteme; an der Seite eines
hochgerüsteten und mächtigen Deutschland, das damals wohl niemand in Europa anzugreifen
gewagt hätte.
Dieses umfassende Versagen ist die Quelle verblüffender
Legenden, welche wir heute noch in unserem Alltag vorfinden. Und der Krieg war das
verrückte Fest antislawischer Ressentiments, die unsere Leute mit Hitler noch weiter
forciert haben. So sind uns heute unsere Nachbarn entfremdet. Es wird wohl einige Arbeit
verlangen, die bestehenden Barrieren und Klischees einzuebnen.
Gerade auf dem Kunstfeld mach ich stets neu die Erfahrung,
daß wir dort über Codes, Denkweisen und Modalität verfügen, die solche Grenzen nicht
einfach nivellieren, sondern gar nicht erst als relevante Kategorien einführen. (Hier
eine weitere Arbeit von Petra Varl in der "Umetnostna Galerija Maribor".)
Das heißt, "Kunst als soziales System" (Luhmann)
erlaubt uns soziokulurelle Situationen zu erreichten, in denen die
Menschenverachtung ausgeschlossen bleibt. Das ergibt sich nicht von selbst, es ist eine
OPTION. Das verlangt nicht nach künstlerischen Mitteln, die "Freiheit der
Kunst" mag dabei unagetastet bleiben. Es verlant bloß nach den Erfahrungen
künstlericher Praxis.
Ich hab erst kürzlich im Web 2.0-Bereich von einem der
alteingesessenen Grazer Kunst-Trolle Nachhilfe in diesen Fragen bekommen, die sich auf
eine gut geordnete und überschaubare Belehrung stützte: "1. Künstler sind
keine Sozialarbeiter"
Darin wären wir uns ja einig, bloß sind wir ja zugleich
auch Staatsbürgerinnen und -bürger, was von anderen Aufgaben handelt, für welche uns
Kompetenzen, die aus künstlerischer Praxis entstehen, durchaus sehr nützlich sind. Ich
staune oft, welche Ansprüche Kunstschaffende an die Republik stellen, zugleich dabei aber
ihre Position als Staatsbürgerinnen und -bürger völlig aus der Debatte nehmen. Dabei
ist DIESER Aspekt ja keiner der Kunst oder der "Freiheit der Kunst".
"2. Dass du mit den Künstlern in deiner Region
Probleme hast liegt daran, dass du an keinem künstlerischen Werk arbeitest, also
künstlerische Arbeit einfach nicht verstehst."
Ein solches Ausmaß des Anspruches auf Definitionsmacht
kenne ich nicht einmal bei den Profis der Definitionsmacht im Kunstbereich. Verblüffend!
Wo doch seit der "Moderne" eine Vielfalt der Stile, Wege und Standpunkte
Standard ist. Daraus folgt zwangsläufig, daß ein "Verstehen der Kunst" gar
nicht mehr monopolisierbar ist.
Das heißt: Sein und mein "Verstehen der Kunst"
könnten einander sogar völlig widersprechen und würden einander dennoch nicht
ausschließen (können). So offenbart sich der angebliche Freigeist als Diener der
Tyrannis. Er möchte offenbar alleine sagen dürfen, was es ist.
Doch wenn ein Marginalisierter, ein Bedeutungsloser hinter
seinem Ofen sitzt, statt sich dieser oder irgendeiner Welt zuzuwenden, dann ist eben alles
nichts, was andere tun, dann ist alles nichts, was sich jenseits des Ofens abspielt, ergo:
"3. Politik in österreich ist leicht zu machen, weil man bloß einen Ball rot
einfärben und personalisieren muss und schon rennen alle nach, indes redet niemand über
eine Budget- Arbeistmarkt- und Bildungsmisere."
Alles. Ist. Und niemand sagt was. Na sowas! Das ist im
Grunde kaum mehr als eine typische Leserbrief-Haltung auf dem Boulevard; ungezählte
Beispiele davon hab ich in meinem Archiv.
Dummes Geschwätz von Tatenlosen, deren Leben offenbar so
lala funktioniert und daher erlaubt, Aufgabenstellungen auszuschlagen. Genau das, was
auf Englisch "backseat driver" genannt wird, der Wagenlenker auf dem
Rücksitz. Jenseits dieser Troll-Mentalität, in der stets als nichtig erachtet wird, was
ANDERE tun, bleibt viel Raum, um Dinge voranzubringen.
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