29. November 2009 Bei
unserer "Freitags-Konferenz"
hat mir Michaela Zingerle eine Videocassette mitgebracht. Ich hätte es nicht für
möglich gehalten, daß man über etwas so Furchtbares wie den jugoslawischen
Sezessionskrieg eine Komödie schaffen kann, die das Grauen keineswegs ausblendet und
einem dennoch so viel Lachen beschert.
Jasmin Dizdar hat mit "Beautiful People"
(1999) gezeigt, worüber wir zu reden hätten. Welcher Art die Verstrickungen, die
Ressentiments und Verzweiflungen sind, in denen wir letztlich eine Gemeinschaft sind,
wären, keine feindlichen Gruppen.
Damit steht dieser Film für mich im gleichen Rang wie
jener von Tanis Danovic: "No Man's Land" (2001). Achtsame Erzählweisen, durch welche die
bestehenden Feindseligkeiten nicht vertieft werden, sondern auf kluge Art versucht wird,
das dennoch Verbindende herauszuarbeiten.
Die Konferenz tagte und tafelte. Die "Freitags-Konferenz"
spielt einen Ball weiter, der vor rund einem Jahrzehnt liegen geblieben ist. Damals brach
aus verschiedenen Gründen die "Konferenz der Provinz" ab. |
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Nun geht etwas in diesem Sinne weiter. Mit
letztem Freitag ist ein Punkt erreicht worden, an dem zwei wichtige Aspekte klar werden
konnten:
A) Eine separierende Auffassung von "Zentrum/Provinz" stört den Blick auf die
Dinge und stört sinnvolles Arbeiten.
B) Und wenn Kulturpolitik sich nicht auf Klärungen stützen kann, die "bottom
up" erfolgt sind, werden wir Kunstschaffende weiter in jenen Schwierigkeiten stecken,
die mehr als sattsam bekannt sind. (Siehe dazu auch next code: log #213!)
Von links: "kunst
ost"-Finanzchefin Christa Ecker-Eckhofen, Architekt und LEADER-Konsulent Andreas
Mayer, Künstlerin Linda M. Schwarz, Gleisorfs Bürgermeister Christoph Stark
und Fotograf Franz Sattler
Bürgermeister Christoph Stark zog angesichts meiner
Kompaktkamera eine mächtige Canon. Macht 1:0 im Foto-Shootout. (Kleiner Scherz!) Ich
denke, an der Gleisdorfer Konferenz war sehr wichtig, daß wir ausgelotet haben, worüber
ein gemeinsamer Diskurs möglich ist und worin die Arbeitsansätze für ortsübergreifende
Entwicklungen liegen könnten.
Es ging um verschiedene Instanzen des gemeinsamen Feldes
und wie sich diese zu einander verhalten mögen. Kunstschaffende und Kulturschaffende
repräsentieren höchst verschiedene Prioritäten und Agenda. Politik und Verwaltung
ebenso.
Herbert Nichols-Schweiger (rechts), vormals
kulturpolitischer Berater von Landeskulturreferent Kurt Flecker, machte außerdem klar,
daß die momentane Praxis uns in diesen Fragen keinerlei Unterstützung aus dem
Ministerium erwarten läßt. Auf Landesebene müssen wir erst herausfinden, wo die
neue Kulturreferentin Bettina Vollath ihre Schwerpunkte setzt.
Außerdem gehen wir auf Landtagswahlen zu, wodurch sich das
gesamte Setup ändern kann. Auf regionaler Ebene gibt es keinerlei ortsübergreifende
Kulturpolitik. Von Graz haben Konferenz- Gäste wenig Ermutigendes zu erzählen gehabt.
Gabriele Gerbasits, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich, machte außerdem
deutlich, wie groß die Unterschiede auf europäischer Ebene sind. Was ist demnach für
uns nun "best pracrice"?
Ich möchte annehmen, in all dem liegt auch eine sehr gute
Nachricht. Wenn eine kompetente Basis "primärer Akteurinnen und Akteure" sich
aufrafft zu klären, was gegenwärtig relevante kulturpolitische Themen- und
Aufgabenstellungen seien, wäre es möglich, mindestens die Landespolitik und regionale
Gremien sachlich zu fordern.
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