26. November 2009 Freilich
bezogen wir uns in der Debatte sehr stark auf den Sezessionskrieg Jugoslawiens. In diesem
radikalen Ereignis konnte und mochte ganz Europa kürzlich üben, was an politischer und
intellektueller Redlichkeit zur Disposition stand. (Siehe dazu den Eintrag von gestern!)
Medienanwendung als Mittel zur Erzeugung
"gesellschaftlicher Realität". Die Medienwelt als "Prisma", durch
welches eine enorme Diffusion erzeugt wird, so eine Deutung von Publizist Norbert
Mappes-Niediek (auf dem Foto links).
Radio und TV als Werkzeuge einer höchst
effektiven Manipulation, wie Autor Nenad Popovic darlegte. Ein Regisseur als Chef eines
Konzentrationslagers. |
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Mir scheint in all dem: Wir wissen heute
viel darüber, wie man Medienkritik formuliert und anwendet. Es fehlt mir aber einiges in
der Ergänzung solcher Möglichkeiten, nämlich die praktische Vermittlung von
Medienkompetenzen. Vor rund einem Jahrzehnt schrieb Mappes-Niediek:
>>Der
Krieg in und gegen Jugoslawien ist auch ein Medienereignis ersten Ranges.
Kriegsberichterstatter treten auf den Plan. Die Möglichkeiten des Internets und der Druck
aus den Zeitungsredaktionen verwischen allerdings zunehmend die Konturen zwischen
verschiedenen Arten des Journalismus.<< [Quelle]
Die Klärung solcher Zusammenhänge wird auf jeden
Fall weiterhin ein wichtiger Teil laufender Arbeit Kulturschaffender sein. Eine aktuelle
Darstellung dessen, was wir uns gegenwärtig unter "Medienwelt" und
"Informationsgesellschaft" vorstellen dürfen, bleibt dabei meiner Meinung nach
unverzichtbar. Aber!
All dies wäre unvollständig, wären wir in den möglichen
Konsequenzen solchen Engagements weder gewillt noch in der Lage, auch zu klären, welche
konkreten Medienkompetenzen angeboten werden müssen, ferner: von wem sie
anzubieten wären, um die klugen Befunde zur "Mediengesellschaft" nicht in
Tatenlosigkeit zu Makulatur werden zu lassen.
Diesem Ansatz ist auch unser heutiger NCC09-Beitrag
gewidmet. Medientheoretiker Reinhard Braun (auf dem Foto links neben Unternehmer Richard
Mayr) wird heute Abend einen Vortrag zum Thema "Was ist Radio?" halten:
[link]
Das Radio, vor einer Weile mit dem Spitznamen "Goebbels-Schnauze"
versehen, ist nicht bloß ein bewährtes Werkzeug des Faschismus gewesen. Es hat sich in
seiner (Medien-) Geschichte auch noch auf ganz andere Arten bewährt. Eine wenigstens
kursorische Kenntnis dieser Hintergründe sollte sich als nützlich erweisen, denn HEUTE
erweist sich Radio als ein Medium, das für uns Kulturschaffende gut greifbar und nutzbar
ist.
Das ist übrigens eine der Optionen, die bei "kunst ost" in naher Zukunft
eine stärkere Rolle spielen wird. Radiomachen. Um solche Fragen wie um Fragen einer
angemessenen Kulturpolitik abseits des Landeszentrums geht es dann auch morgen bei unserer
ersten "Freitags- Konferenz": [link]
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Cut!
Neben der Arbeit an den eben genannten Themen fallen mir
auch noch trivialere Vergnügungen zu. Wie etwa, meinen Hintern in eben jenen Typ Auto zu
schwingen, mit dem James Dean die letzten Minuten seines Lebens verbracht hat.
Es ist ein Porsche 550 Spyder aus
der Zeit, also etwa so alt wie ich selbst. Eine der herausragendsten Konstruktionen des
Ferdinand Porsche, nachdem er Adolf Hitler ausführlich zu Diensten gewesen ist.
Ein minimalistisch gebautes Auto, das Renngeschichte
geschrieben hat; unter anderem bei der Mille Miglia und bei der Carrera Panamericana. Das
ist einer der Themenbereiche, die wir regional verdichten. Denn noch vor der Jahreswende
wird unser "Kuratorium für triviale Mythen" konstituiert sein, dessen
Grundlagen ich eben mit bernhard Kober zu erarbeiten begonnen hab.
Vom Mythos zum Fetisch und schließlich (gegenwärtig) zur
trivialen Mythenbildung, der ebenso triviale Fetischproduktion folgt, das sind Aspekte
unserer Alltagskultur. Sie ahnen schon, auf diesem Feld werden wir mit Augenzwinkern
tätig sein.
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