"Über das FIDOnet schreibt Tom Jennings, der diesen Vorläufer des Internet 1984 in den USA gegründet hat, retrospektiv, es wäre ein "very strange, complicated, very large social organism" gewesen, "a terror-toma partially/intentionally of my creation. It still lives on, shockingly, today, and still thrives in places where people have no money and terrible telephone systems." Bereits die frühen BBS-Systeme wären für ihn "in fact a collection of social conventions encoded in software (...)" gewesen.

Die Frage nach denjenigen sozialen Konventionen, die im Massenmedium des Radios codiert sind, führt zu allgemeinen Fragen über das ambivalente und antagonistische Verhältnis von Technik, Gesellschaft und Kultur insgesamt. Inwiefern lassen sich also technische Medien als Kulturtechniken beschrieben, inwiefern entziehen sie sich der Verfügung sozialer und kultureller Praktiken? Stellt das Radio als Massenmedium nach wie vor eine "disziplinarische Produktion kulturellen Wissens" dar, das seine HöhrerInnen von jeder Partizipation ausschließt?

Inwiefern lässt sich der gesellschaftliche Raum des Radios heranziehen, um Veränderungen sichtbar zu machen, die die Vorstellung über Medien und ihre Verankerung innerhalb von Kultur und Gesellschaft erfahren haben bzw. erfahren mussten, erlebt doch gerade das Radio, als Technik wie als medialer Raum, eine ungeahnte Renaissance im Bereich des Siegeszuges von Drahtlostechnologien in den letzten Jahren und damit auch im Bereich des Aufbaus freier Netze durch dezentrale Selbstorganisation.

Erleben wir eine Rückkehr zu den Anfängen der Radiotechnik, als das Empfangen UND Senden einen nachhaltigen Wechsel im Paradigma der Kommunikation einführte? Welche Rolle spielte "Radiokunst" im Denken über dieses Paradigma? Wie lässt das Verhältnis von Radio und Telekommunikation beschreiben? Verstreute theoretische Motive und eine ausgewählte Genealogie von künstlerischen Projekten versuchen, diesen Fragen nachzugehen." (Reinhard Braun)

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