12. September 2009
Im Stadtzentrum herumstehen. Als wäre es das Wohnzimmer,
das man eben betreten hat, dabei aber vergessen, was man dort eigentlich wollte. Das ist
nach meiner Vorstellung eine schöne Variante, um sich den öffentlichen Raum anzueignen.
Selbstverständliches Hiersein.
Solche Motive tauchen in unserer kulturellen Arbeit auf.
(Siehe dazu next code: log #183 und log #184!) Das berührt zugleich politische Fragen der Art: Was sind
die Bedingungen solchen selbstverständlichen Hierseins?
Ganz simpel: Vor allem Staatsbürgerschaft. Das Regelwerk
dieser Zusammenhänge ist sehr hart geworden. Ich frage in letzter Zeit immer wieder
Menschen bei verschiedenen Gelegenheiten: Was ist eine Nation? Und ich ernte dafür meist
Reaktionen des Erstaunens.
So auch gestern bei einer Vernissage mit Arbeiten von
Norbert Trummer (Mitte, links Kunsthistoriker Günther Holler-Schuster, rechts
Kunstsammler Erich Wolf). Am 11. März 1882, also vor über hundert Jahren, hielt Ernest
Renan an der Sorbonne einen Vortrag mit dem Titel "Was ist eine
Nation?" Darin heißt es an einer Stelle:
>>Ich fasse zusammen. Der Mensch ist weder der
Sklave seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Religion noch des Laufs der Flüsse oder der
Richtung der Gebirgsketten. Eine große Ansammlung von Menschen, gesunden Geistes und
warmen Herzens, erschafft ein Moralbewußtsein, welches sich eine Nation nennt.<<
Das ist eine politische Deutung des Begriffes; im
Gegensatz zur kulturellen Deutung, die bei uns gerade wieder an Gewicht gewinnt
und auf ein ethnisches Konzept von "Nation" hinausläuft, die früher oder
später diese oder jene Art ethnischer "Säuberungen" empfiehlt.
>>Ernst
Renan (1823-92) studied law and theology. He wrote several influential histories of
religion including his popular "Life of Jesus." Renan's essay on the nation is
the classical text of "civic" nationalism, the French counterpoint to the
"ethnic" nationalism of German writers like Fichte and Herder.<< [Quelle]
Wie der Bauer Richard Hubmann vor einiger Zeit
betonte, die Frage danach, was eine Nation sei, haben wir weitgehend den
rechtspopulistischen Gruppen überlassen ...
Cut!
Es sind nicht immer bloß Automobile, die meine
Aufmerksamkeit fesseln. Das Besondere an diesem Traktor ist der Hersteller. Kein Fake. Das
steht ganz korrekt auf der Nase des Schleppers:
Ferruccio Lamborghini ist ein erfolgreicher Produzent von
Traktoren gewesen, der eines Tages mit seinem Ferrari derart unzufrieden war, daß er
meinte, das könne er besser. Die Lambos kennt heute (fast) jeder Bub, die Traktoren sind
weitgehend in Vergessenheit geraten.
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