21. Juli 2009 Meine
Sammlung an Monstern dieser automobilen Goldgräber-Ära hat Zuwachs erfahren. Der Dodge
Challenger aus den 1970ern repräsentiert einen völlig außerirdischen Stand der Dinge,
welcher übrigens nur wenige Jahre zur Debatte stand.
Im Original ein Riesenschiff [link] mit entsprechendem
Kraftwerk unter der Haube. Heute wieder das, wovon solche Geschichten immer schon
gehandelt haben. Der saloppe Ausdruck für noble Distanz zum Geld. Ich hab diese Miniatur
von einem Sammler erworben, der rund 4.000 Exponate im Kernbereich seiner Kollektion
hält. Da quellen die Kästen und Regale also noch stärker über als in meiner Abteilung.
Geld. Quellen. Flüsse. Ich hab gestern die Künstlerin Hazel Lim aus Singapur erwähnt, Teilnehmerin
an "styrian summer art" [link] in Pöllau. Ich habe sie gefragt, worauf sich bei ihnen zuhause
ein "Wir-Gefühl" stützt, ob es sowas wie "nationale Identität"
gäbe. "Shopping", antwortete sie ironisch. Das war für mich
natürlich verblüffend. "Wir sind eine Einwanderergesellschaft, wir haben keine
Geschichte", meinte Hazel. "Unsere nationale Identität beruht auf
Ökonomie."
Naja, wir haben hier jede Menge
Geschichte, das führt auch zu kuriosen "Wir-Konstruktionen". Bleibt
die Frage: Wovon erzählen die dominanten Narrative und wozu stehen sie in harten
Kontrasten? (Aua! So geht es natürlich im Alltag nicht!) Etwas schlanker formuliert: Wer
darf sagen, was es ist?
Ich mache seit langer Zeit die interessante Erfahrungen,
daß ich über Kunstdiskurse jederzeit und leicht Schnittpunkte mit Menschen finde, die
aus völlig anderen Kulturen kommen, ganz andere Prägungen erfahren haben.
Auf meine Frage, ob der westliche Kunstkanon für sie
prägend sei, ob andere Einflüsse stärkere Wirkung hätten, erzählte Hazel davon, daß
es vor allem der westliche Kanon sei, aus dem sie ihre Vorstellung von Kunst bezogen habe.
Wie man nun auch die Gewichtungen bewerten möchte, auf
jeden Fall verfügen wir da über ein Bezugssystem, einen "Denk- und
Möglichkeitsraum" der Kunst, in dem ein übernational angelegtes Gemeinsames
der Menschen möglich ist.
Das muß vor allem auch in Relation zu diesen
hilflosen Kulturvisionen der vaterländischen Leute begriffen werden, die reale
Problemlagen in irrationale Ängste übersetzen, um daraus eine Enge abzuleiten, die auf
solche Angstkonzepte wie ein Druckkochtopf wirkt. Und
warum fahren diese Leute solche Nummern? Ganz einfach. Weil da, mangels Kompetenzen, keine
realen Lösungsideen für die Problemlagen bestehen, bleibt nur das irrationale
Angstprogramm, um ihre Wichtigtuerei zu legitimieren.
Weshalb sollte man ihnen sonst Aufmerksamkeit schenken?
Weil sie mit Esprit und Klugheit einer extrem komplexen Welt begegnen, in der die
Menschheit teilweise Probleme hat, die so noch nie zuvor gelöst werden mußten? Damit
könnten diese Leute keinen müden Euro verdienen. |
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Dieser NVP-Flyer ist an
Lächerlichkeit kaum zu übertreffen. So tief schwimmen nicht einmal FPÖ und BZÖ. Das
hier demonstrierte Angst-Motiv ist wenigstens seit der Gegenreformation in Österreich gut
eingeführt. Die Habsburger haben das seinerzeit schon innenpolitisch zu nutzen gewußt.
Die Vaterländischen argumentieren in der
Sache ganz gerne "geschichtlich", unterstellen, daß "Die Türken" eh
schon immer das Abendland haben einsacken wollen. Diese Unterstellung läßt sich bloß
nicht belegen.
Es waren ja schon die Kreuzzüge eine
Initiative Europas, da haben sich unsere Vorfahren im 11. Jahrhundert in den Orient
aufgemacht, um dort knöcheltief im Blut von Muslimen zu waten. Ich erinnere mich noch
gut, wie in unserer Innenpolitik das jüngere Thema "Türkenkriege" angezogen
wurde. Dem stehen aber ganz andere historische Fakten gegenüber:
So zu lesen im großen Buch über "Die
Habsburger" [link],
herausgegeben von Brigitte Vacha. Das notorische Schwächeln der Habsburger Armeen ist
auch in wiederkehrenden Klagen des Eugen von Savoyen überliefert. Und der wird es sehr
genau gewußt haben ...
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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