15. Juni 2009

Apothekerin Ulli Mayr spielt Saxophon. Unter anderem in der Gleisdorfer Stadtmusik. Ihr Mann Richard ist ein leidenschaftlicher Photograph. Und beide ergänzen ihre gewöhnlich anstrengende Arbeitswoche gerne mit ganz unterschiedlichen kulturellen Vorhaben.

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Es ist also kein Zufall, daß Mayrs mir seit Jahren immer wieder ihr Geschäft öffnen, wenn ich mit Kunstprojekten die "Außenhaut der Innenstadt" bespielen mag. So auch jetzt wieder: [link]

Aber es fällt in der Begegnung mit ihnen noch etwas anderes auf. Konsequentes Engagement im Gemeinwesen, zusätzlich zum Berufsalltag, wird gesamt merklich weniger, was ein wachsendes Problem ist, da der Staat sich mangels Ressourcen aus immer mehr Bereichen zurücknimmt. Während im Sozialbereich ein beständiges Engagement von Menschen zu finden ist, Blaskapelle, Rettung und Feuerwehr sind dafür bloß die exponiertesten Beispiele, kann ich das auf dem Kunst- und Kulturfeld eher nicht feststellen.

Polmisch verkürzt: Die "Bürgerlichen" zeigen hier allerhand Konseqenzen, während die künstlerische "Boheme" hauptsächlich mit sich selbst befaßt ist. Obwohl gerade da das "Nonkonformistische" herausgehängt wird und "Bohemiens" gelegentlich eine deutlich anti-bürgerliche Attitüde zeigen, zelebrieren. (Siehe dazu auch "Alles Karajan!" und "Es bellen die Rebellen" im Eintrag vom 1. Mai 2008!)

Auf dem regionalen Kunstfeld um mich herum: Schweigsamkeit. Während ich mit dem situierten Bürgertum der Stadt Debatten führen kann, deren Offenheit mir zusagt. Alles etwas verkehrt? Wer weiß!

Sonntag Vormittag. Ein Platzkonzert der Blasmusik. Dabei lande ich in einem Gespräch mit Honoratioren des Ortes. Es hat die ÖVP ganz offensichtlich weite Kreise ihres Klientels tief verärgert, weil zwar Othmar Karas bei der EU-Wahl via Vorzugsstimmen ein starkes Mandat erhielt, ungleich stärker als jenes von Ernst Strasser, doch dieser, Strasser, wird von der mächtigeren Seilschaft an der Parteispitze für den Posten eines EU-Kommissars forciert. Zur Erinnerung:

"Die Partei muss sich fragen", heißt es aus der engsten Umgebung des EU-Politikers, "wie man Vorzugsstimmen honoriert. Sonst haben die Wähler das Gefühl, dass sie nicht einmal durch die Abgabe einer Vorzugsstimme etwas bewegen können." << [Quelle: Kleine Zeitung]

Deutlicher könnte man der eigenen Wählerschaft kaum demonstrieren, daß die repräsentative Demokratie merklich schwächelt; dank auch solcher Eliten, denen es inzwischen auch nicht mehr nötig erscheint, ihre Kräftespiele zu bemänteln.

Es muß klar sein und ist auch lokalen Gefolgsleuten der ÖVP klar:
So hält man der Tyrannis den Steigbügel. Das stärkt die Vaterländischen. Hier pflegt sich jenes Milieu, welches einen Wasserträger der Tyrannis in eine prominente Position des Nationalrates geleitet hat, von wo aus der Bursche mit den Narben im Gesicht seine Auffassung über die Denkmöglichkeit eines "antifaschistischen Linksterrorrismus" promoten konnte. (Siehe dazu auch Eintrag #1386!)

>>Mit einem neuen Vorschlag hat ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf gestern Abend in der ORF-Fernsehdiskussion "Im Zentrum" in der Debatte um eine Abwahlmöglichkeit des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) aufhorchen lassen.<< [Quelle: ORF]

Es kommt erstaunlich knieweich zur Sache. Klar! Den Menschenrechten rigoros zu klarem Bestand zu verhelfen und das Erbe des Faschismus entsprechend konsequent abzutragen, all das erweist sich als viel weniger profitabel, denn dieses Lavieren über Jahrzehnte.

"Martin Graf muß gehen!" Das SOLLTE ganz klar sein, ist es aber offenbar nicht. Bliebe vorerst vor allem zu klären, was eine kritische Intelligenz zu TUN gedenkt. In meinem Plauderstündchen beim Platzkonzert durfte ich den (ÖVP-) Bürgermeister damit amüsieren, daß inzwischen sogar LandesBEAMTE uns regionale Kunstschaffende einladen, ermuntern, ermutigen, im regionalpolitischen Geschehen für notfalls irritierende Akzente zu sorgen. Die Einladung verhallt aber, wie mir scheint ...


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