26. Mai 2009 Ich hab gestern die "hobby-Hefte" erwähnt, mit
denen man gleichermaßen einen Blick in die große Welt und in das kleine Heim tun konnte.
Mit all den Heimwerkertips, die mich so fasziniert haben und deren Illustrationen mir
einen bleibenden Eindruck hinterließen, obwohl oder weil ich handwerklich nicht
zu brauchen bin. Im Heft vom Februar 1964 war eine Bauanleitung für eine
"Leuchtdecke" enthalten: "Versteckte Leuchtstoffröhren sorgen für die
richtige Stimmung."
Diese Art plausibler Skizzen ist für mich ein Inbegriff an
Zuversicht und an verläßlicher Alltagsbewältigung gewesen. Aus diesen simplen
Denkmustern heraus, die ich keineswegs verachte, an die ich mich wohlig erinnere, hat
irgendwann mein Weg in die Kunst begonnen, also mein praktisches Sehnen nach viel
komplexeren Zusammenhängen.
Ich weiß das Jahr nicht, aber ich hab das Ereignis sehr
gut in Erinnerung. Es war die Lektüre von Erzählungen des merkwürdigen Edgar Allan Poe.
Ich bin da noch ein Kind gewesen, irritiert, staunend, unglaublich bewegt und stellenweise
ratlos vom Erlebnis dieser Lektüre.
Damals konnte ich nicht wissen oder ahnen, daß genau diese
Befindlichkeit zu einer Grundbedingung meiner Profession werden würde. Es brauchte
außerdem seine Zeit, bis ich herausfand, was sich hinter der dummdreisten Behauptung
verbirgt, die "wahre Kunst" käme (nur) aus der "Entbehrung". So beben
Trockenschwimmer in Erwartung eines Lebensabenteuers, das sie nie haben werden.
Ich habe kürzlich
den Philosophen Jacques Rancière erwähnt, der sich in einem Büchlein unter anderem mit
Deleuze befaßt. Die Forderung: Metamorphose statt Metapher. Im Zuge dieser Erörterungen
taucht eine Passage auf, die präzisiert was da gemeint wurde:
So! Das ist das! Eine Ortstafel zu jenem Terrain, das ein anderes
ist, weshalb ich etwa vor geraumer Zeit jemandem in einer hitzigen Debatte vorhielt: Du
lebst das Leben eines Professors, folglich kommen von dir Professorenkunstwerke. (Unter
denen übrigens etliche sind, die mich beeindrucken.) Es ergibt ein anderes Leben.
Ich habe übrigens den Verdacht, daß in
Österreich die "Professorenkunst" dominiert. Aber das ist eine andere
Geschichte, ... In der Schwüle des gestrigen Abends bin ich noch zu einem ganz
anderen Teil solcher Geschichten zurückgekehrt. Der
Tierarzt Karl Bauer, nächtlich im Stile von Francis Bacon fotografiert ... kleiner
Scherz! (Gefolgt aus einer Bewegungsunschärfe.)
Und auf dem Tischchen Peter Handkes Buch "Die
Kuckucke von Velika Hoca", welches mir Bauer zum späten Bier mitgebracht hat.
Das Kosovo, andere würden sagen "Die Republik
Kosovo", ist uns ein verbindendes Thema, seit Bauer einige kosovarische Künstler der
albanischen Seite nach Österreich gebracht hat. [link] |
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Es scheint mir, das ist schon wieder eine
"vergessene Region", nachdem der jugoslawische Sezessionskrieg und seine
Ursachen wie Konsequenzen für den täglichen Betrieb in den Medien nichts mehr herzugeben
scheinen.
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