9. Mai 2009 Barbara Lukas,
Betreiberin des "einraum",
entschied flott, daß wir die Sitzgarnitur vor die Tür schaffen. Eine vorzügliche
Entscheidung, die sich bis spät in die Nacht laufend bewährte.
Das war gestern eine "lange Einkaufsnacht" in der
Stadt, also ein dichtes Aufkommen von Menschen. Somit ein guter Grund, die Präsenz von
Gegenwartskunst zu betonen. Apropos! Im LEADER-Kontext gibt es steiermarkweit gerade
einigen Unmut, daß im Land Gelder ausdrücklich der Gegenwartskunst gewidmet sind. (Siehe
dazu "next code" log #137!)
Was in vielen Regionalmanagements schon wenigstens 15 Jahre
Tradition hat, nämlich die Gegenwartskunst auszublenden, drückt sich bei aktueller
Budgetknappheit eben auch in solchen Gesten aus. Egal, da läßt sich durchaus dagegen
halten.
Zum Beispiel in Arbeitsgesprächen wie dem gestrigen, wo es
genau darum ging, weiter zu klären, welche gemeinsamen Schritte möglich werden, wenn es
um Gegenwartskunst gehen soll. Bürgermeister Christoph Stark (links), Obmann des
Regionalverbandes, der so eine Leader-Region gestaltet, nimmt sich durchaus die Zeit, mit
Kunstschaffenden (hier Walter Kratner) die Debatte zu pflegen.
Die oben erwähnte Barbara Lukas ist eine Gleisdorfer
Gechäftsfrau. So illustriert ein einzelner Tag, was uns beschäftigt, daß nämlich
inspirierte Leute aus den drei Sektoren zusammengreifen, Anlaß zu Kooperationen
finden: Staat, Markt und Zivilgesellschaft.
Das bringt uns einen Schritt weiter weg vom Stereotyp
"Kunst muß subventioniert werden", hin zu einer Situation, die sich so
zusammenfassen ließe: "Kunst verdient bessere Bedingungen". Das mag manchen als
Wortklauberei erscheinen. Doch es drückt grundlegend verschiedene Situationen aus.
Aber zurück zur gestrigen Nacht. Es ist durchaus
interessant, die Reaktionen zu beobachten, welche der Frage folgen: "Wo sind denn
die Bilder?" Denn es erwarten doch viele Menschen, daß in einer Galerie Bilder
gezeigt werden. Der Teil einer Installation, die ihrerseits Teil einer komplexeren
"Erzählung" ist [link], zählt noch nicht zu den vertrauten Vorkommnissen.
Also braucht es Präsenz und Gelegenheiten. Genau das ist
einer der Aspekte von "gleisdorf:
ein L für die kunst". Dieses Vorhaben hat seine westlichste Markierung eben dort
beim "einraum". Und die Sitzgarnitur auf die Straße zu schaffen, das
korrespondiert mit einem schönen Motiv aus Südosteuropa: "idem na divan" [link], "Ich gehe
Divan"; ein soziales Ereignis von großer Tradition.
Wir werden das in den Gleisdorfer
"Einkaufsnächten" fortführen. Es ist schon klar, niemand möchte in Sachen der
Kunst an-agitiert werden. Aber Präsenz und Gelegenheiten. Das hat Gewicht.
All das ist zugleich der Ausklang des regionalen
Kunst-Festivals "auf.draht",
das formell heute endet. Ausdruck eines intensiven Prozesses, um etwas mehr Klarheit zu
schaffen, was denn alles gemeint sein mag, wenn jemand "Kunst" sagt.
[auf.draht-doku]
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