7. Mai 2009 Es kommt
durchaus vor, daß ich Probleme vor mir herschiebe. So ist erklärbar, daß dann Zahn- und
Autoprobleme in ein schmales Zeitfenster fallen. (Beides vor mir hergeschoben.) Dabei
dürften meine Sorgen gering sein gemessen an dem, was mir eben vom Cover der "Kronen Zeitung" aus klar wurde:
Da der österreichische Vorzeigesportler Trennungsschmerzen
hat und darum wohl düstere Geheimnisse bestehen, die aber nun offenbar gelüftet werden
sollen, darf ich meine Zahn- und Autoprobleme vermutlich für marginal halten. (Für
welche Peinlichkeiten man sich offenbar hergeben muß, wenn man mit dem Boulevard dealt
...)
Wie dem auch sei, ich mache gerade die
erfrischende Erfahrung, mir etliche Tage und Termine ohne eigenes Auto zu regeln, was mir
jedesmal wieder zu interessanten Erfahrungen verhilft. Und das begann damit, an jenes
"Duft-Thema" anzuknüpfen, welches ich gestern
angerissen hab. Es hatte mich dienstags verblüfft,
daß manche Menschen Staubsauger mit Duftstoffen füttern. Es verblüffte mich mittwochs,
daß es für Autos dazu eigene Automaten gibt.
Zitrone gilt gewiß als Klassiker unter den Gerüchen, die
Sauberkeit unterstellen. Kokos-Vanille klingt mir eher danach, als habe das Kleinkind auf
dem Rücksitz sein Eis fallen lassen. Pfirsichblüte klingt sehr romantisch, bietet mir
aber keine Assoziation. |
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Und "cool-fresh" ist
unter Garantie keine Duftnote, sondern ein Verhaltensschema junger Leute in aufgebrezelten
Autos von Audi, Seat oder VW. Wobei "SB-Duftsprüher" mir eher nach einem
Werkzeug für Wachpersonal klingt. Egal, mein Mechaniker hat mich aufgeklärt. Heute haben
ja auch schon kleine Autos eine Klimaanlage, das ist eigentlich Standard, dadurch riechen
sie aber nicht gut, die Autos.
Das läßt mich an Rokoko denken. Parfümieren
statt baden. Oder in der volkstümlichen Variante: Warum nicht einfach Fenster auf? Der
Volksmund tut es kund: Erfroren sind schon viele, erstunken ist noch niemand. Ich lebe in
lustigen Zeiten.
Außerdem steht, wo sich der Duftsprüher
befindet, einer jener luxuriösen alten Rover im Schaufenster, wie ich vor Wochen einen in
Graz vor mir hatte. (Siehe den Eintrag vom
19. März 2009!) V8 auf britisch. Sowas sehe ich immer gerne. Vor meinem Mechaniker
erfuhr ich, daß der legendäre Bundeskanzler Bruno Kreisky genau so ein Auto besessen
habe.
Cut!
Dieses dümmliche Machwerk der Vaterländischen, jener
Furchtsamen, die sich ins Neandertal zurückwünschen, um da eine Phantasie von
Unberührtheit und Weltferne zu genießen, in einer Version, die ich am Grazer
Hauptbahnhof vorgefunden habe, erhielt nun eine bemerkenswerte Antwort.
Was da als "Antibotschaft zum
Christentum" gedeutet wird, dürfte den Kern der Sache treffen. (Quelle: "Kleine Zeitung") Die
Tradition der FPÖ wird einerseits mit der 1848er-Revolution verbunden, andrerseits ist
diese Partei in der Zweiten Republik aus dem "VdU" hervorgegangen. Das waren die
"Rest-Nazi", auf die in der damals neuen Republik politisch nicht verzichtet
werden wollte. Das sind so oder so keine christlichen
Referenzpunkte, ganz im Gegenteil. Eine weitere Illustration dessen, wie Vaterländische
sich einfach auf jene Motive draufsetzen, die politisch vielversprechend erscheinen.
Aber im Grunde ist dieses Pausennümmerchen ja noch
verstaubter, noch viel älter. Das Haus Habsburg hat schon vor Jahrhunderten mit
Pamphleten gegen die Osmanen genau dieses Motiv bedient, um innenpolitischen Profit
einzufahren. |
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