7. Mai 2009

Es kommt durchaus vor, daß ich Probleme vor mir herschiebe. So ist erklärbar, daß dann Zahn- und Autoprobleme in ein schmales Zeitfenster fallen. (Beides vor mir hergeschoben.) Dabei dürften meine Sorgen gering sein gemessen an dem, was mir eben vom Cover der "Kronen Zeitung" aus klar wurde:

log1367a.jpg (9213 Byte)

Da der österreichische Vorzeigesportler Trennungsschmerzen hat und darum wohl düstere Geheimnisse bestehen, die aber nun offenbar gelüftet werden sollen, darf ich meine Zahn- und Autoprobleme vermutlich für marginal halten. (Für welche Peinlichkeiten man sich offenbar hergeben muß, wenn man mit dem Boulevard dealt ...)

Wie dem auch sei, ich mache gerade die erfrischende Erfahrung, mir etliche Tage und Termine ohne eigenes Auto zu regeln, was mir jedesmal wieder zu interessanten Erfahrungen verhilft. Und das begann damit, an jenes "Duft-Thema" anzuknüpfen, welches ich gestern angerissen hab.

Es hatte mich dienstags verblüfft, daß manche Menschen Staubsauger mit Duftstoffen füttern. Es verblüffte mich mittwochs, daß es für Autos dazu eigene Automaten gibt.

Zitrone gilt gewiß als Klassiker unter den Gerüchen, die Sauberkeit unterstellen. Kokos-Vanille klingt mir eher danach, als habe das Kleinkind auf dem Rücksitz sein Eis fallen lassen. Pfirsichblüte klingt sehr romantisch, bietet mir aber keine Assoziation.

log1367b.jpg (15901 Byte)

Und "cool-fresh" ist unter Garantie keine Duftnote, sondern ein Verhaltensschema junger Leute in aufgebrezelten Autos von Audi, Seat oder VW. Wobei "SB-Duftsprüher" mir eher nach einem Werkzeug für Wachpersonal klingt. Egal, mein Mechaniker hat mich aufgeklärt. Heute haben ja auch schon kleine Autos eine Klimaanlage, das ist eigentlich Standard, dadurch riechen sie aber nicht gut, die Autos.

Das läßt mich an Rokoko denken. Parfümieren statt baden. Oder in der volkstümlichen Variante: Warum nicht einfach Fenster auf? Der Volksmund tut es kund: Erfroren sind schon viele, erstunken ist noch niemand. Ich lebe in lustigen Zeiten.

log1367c.jpg (24324 Byte)

Außerdem steht, wo sich der Duftsprüher befindet, einer jener luxuriösen alten Rover im Schaufenster, wie ich vor Wochen einen in Graz vor mir hatte. (Siehe den Eintrag vom 19. März 2009!) V8 auf britisch. Sowas sehe ich immer gerne. Vor meinem Mechaniker erfuhr ich, daß der legendäre Bundeskanzler Bruno Kreisky genau so ein Auto besessen habe.

Cut!

log1367e.jpg (24933 Byte)

Dieses dümmliche Machwerk der Vaterländischen, jener Furchtsamen, die sich ins Neandertal zurückwünschen, um da eine Phantasie von Unberührtheit und Weltferne zu genießen, in einer Version, die ich am Grazer Hauptbahnhof vorgefunden habe, erhielt nun eine bemerkenswerte Antwort.

Was da als "Antibotschaft zum Christentum" gedeutet wird, dürfte den Kern der Sache treffen. (Quelle: "Kleine Zeitung") Die Tradition der FPÖ wird einerseits mit der 1848er-Revolution verbunden, andrerseits ist diese Partei in der Zweiten Republik aus dem "VdU" hervorgegangen. Das waren die "Rest-Nazi", auf die in der damals neuen Republik politisch nicht verzichtet werden wollte.

Das sind so oder so keine christlichen Referenzpunkte, ganz im Gegenteil. Eine weitere Illustration dessen, wie Vaterländische sich einfach auf jene Motive draufsetzen, die politisch vielversprechend erscheinen.

Aber im Grunde ist dieses Pausennümmerchen ja noch verstaubter, noch viel älter. Das Haus Habsburg hat schon vor Jahrhunderten mit Pamphleten gegen die Osmanen genau dieses Motiv bedient, um innenpolitischen Profit einzufahren.

log1367d.jpg (17459 Byte)

[kontakt] [reset] [krusche]

19•09