6. Mai 2009 Das Auto-Thema
kann einem auch noch ganz anders um die Ohren fliegen als auf die gestern beschriebene Art. Flieder. Ich war in Liegeposition unter den
Händen meiner Zahnärztin, auch zwei Assistentinnen bei der Arbeit; es ist mir ja
rätselhaft, welche Handreichungen in Summe notwendig sind, um meine Zahnprobleme zu
lösen.
Eine der Assistentinnen erzählte vom Fliederduft in ihrer
Wohnung und daß ihr Mann den Strauß deshalb sofort rausgeschmissen habe. Dann kam das
Staunenswerte. Es gibt, so erfuhr ich mit zwangsläufig offenem Mund, Duftmittel, die man
in den Staubsauger tut, damit dessen Abluft einen angenehmen Geruch verbreite.
Auch das habe der geruchsempfindliche Mann noch nach
Stunden wahrgenommen und Konsequenzen gefordert. Die Zahnärztin quittierte das mit einem
Lachen, dem die Frage folgte, ob wir eigentlich wüßten, warum so viele Männer auf
Frauen in Lack und Leder stehen würden.
Selbst wenn ich eine Antwort gewußt hätte, wäre ich
nicht imstande gewesen, sie zu geben. Zu viel zahnärztliches Zubehör in meinem Mund. Die
Lösung kam gleich darauf: "Es duftet so gut nach neuem Auto."
Das Thema bekam ich auf dem Rückweg so illustriert.
Verläßt man Graz über Sankt Peter, findet man kurz vor dem Ortsende linkerhand ein
Lokal, wo gegen gutes Geld noch besser gegessen werden kann. Da stand dieser Ferrari 456
höchst unaufdringlich vor dem Haus herum.
Das ist für einen Automobil-Paparazzo wie mich eine feine
Situation, durch die mir eben erst gehabter Schmerz abgegolten wurde. Die nach hinten
verlegte Mittagszeit brachte mir dann noch einen kuriosen Eindruck, auf welche Art
manchmal Frauen uns Mannsbildern das patriarchale Getue absichern. Ein amüsantes oder
eher deprimierendes Anschauungsbeispiel, wie sich jemand zur Agentin einer Männerkultur
macht, welche es in wesentlichen Teilen mit Frauen garantiert nicht all zu gut meint.
Es ist zwar Kinderkriegen von der
Natur eindeutig den Frauen zugeordnet, das Kinderhaben aber ganz bestimmt nicht. Das biologistische Argumentieren in sozialen Fragen ist eine
ideologische Blödheit. Der Väterkarenz "Grenzen biologischer Natur"
anzudichten entbehrt außerdem jeder sachlichen Grundlage. (Quelle: "Kleine Zeitung")
Wer es unter den Männern allerdings anpackt, mit einem
Kleinkind in Karenz zu gehen, findet sehr schnell heraus, warum wir diese recht mühevolle
Aufgabe meist lieber den Frauen zugeschoben wissen. Aber das ist eben nur EINE Seite der
Geschichte.
Auf der anderen Seite steht -- wenn alles gut geht -- eine
zutiefst verblüffende emotionale Erfahrung dank einer "Bindung", die durch
diese gemeinsame Zeit entstehen kann und die freilich keineswegs bloß den Frauen
vorbehalten ist.
Wie bedauerlich, daß die Frau Puster so eine Erfahrung
für ihren Mann gar nicht erst in Betracht zieht. |
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Aber es wäre sowieso des Herrn
Pusters Angelegenheit, sich das zu wünschen und zu holen, diese besondere Erfahrung der
Gemeinsamkeit in den ersten Lebensjahren eines so kleinen Kindes.
Das eigentliche Ärgernis an solchen
Verlautbarungen ist die Tatsache, daß darin die verächtliche
"Mutter-Ideologie" der Nazi fortlebt, die sich auf genau solche dümmlichen
Stereotypen stützt und von der solche Ansichten zwar nicht erst begründet wurden, aber
eine horrende "Glanzzeit" erfuhren.
Das fügt sich zur Fälscherei an den
"Geschlechterverhältnissen", wie ich sie gestern
am Beispiel der Bundesrätin Barbara Rosenkranz gezeigt habe. Doch es bleibt unterm
Strich: Das haben WIR Jungs verursacht. Wenn sich Frauen in dieser Männerkultur einmal so
weit assimiliert haben, kann es ihnen wohl schwer vorgehalten werden.
Auf Rosenkränze und Pusters gibt es ja
einfach Antworten: Gewalttätigkeit ausschließen und mit kleinen Kindern in Karenz gehen
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