10. April 2009 Karl Bauer
ist auf einer Landwirtschaft aufgewachsen. Er wurde Tierarzt. Die agrarische Welt ist ihm
also sehr vertraut. Für mich eine interessante Quelle praktischer Ansichten darüber, was
sich in diesen Bereichen abspielt. Das ist ein brisantes Gebiet. Das ist vor allem auch
ein Gebiet, auf dem der wohlhabende Westen mit subventionierter Landwirtschaft einen
Überschuß produziert, der in anderen Länder zuerst die Preise und dann die landeseigene
Landwirtschaft ruiniert.
So rauben wir anderen Menschen die Existenzugrundlagen und
lassen sie in die offene Klinge laufen, falls sie als Flüchtlinge an unseren Grenzen
auftauchen. Das betrifft zwar nur einen Teil des weltweiten Geschehens, aber einen
erheblichen, keineswegs einen kleinen Teil.
Doch mit Bauer verbindet mich noch eine ganz andere
Geschichte. Wir hatten im vorigen Jahr einen sehr interessanten Anlaß für eine
mehrmonatige Zusammenarbeit. Bauer war der maßgebliche Promotor eines Projektes, durch
das Kunstschaffende aus dem Kosovo in Gleisdorf und Wien ihre Arbeiten zeigen konnten: [link]
In einem aktuellen Plauderstündchen kamen wir überein,
daß Sarajewo ein aufregendes Ziel für ein ähnliches Vorhaben wäre. Das war einst eine
bedeutende kulturelle Metropole Südosteuropas und ist heute, so höre ich, nur mehr ein
Schatten dessen.
Außerdem ist unserer Wahrnehmung weitgehend entzogen, in
welch desaströsem Zustand sich der Staat Bosnien und Herzegowina befindet. Das bedeutet
zwangsläufig: Kaum Chancen für Kunstschaffende, über die Landesgrenzen hinauszukommen.
Das sollte und kann uns nicht egal sein. Denn dieses Europa darf und kann nicht auf jene
weggesperrten Kunstschaffenden verzichten, denen materielle und bürokratische Hürden die
Wege verstellen. Es gibt nämlich nur die Kunst, aber keine "nationale Kunst".
Nach diesen Erörterungen landete ich am Tisch
einer Theatertruppe. Hier (von links) Barbara Carli und Gerda Strobl, zwei
"Rabtaldirndln", und Ed Hauswirth vom "Theater im Bahnhof". Sie sind
mit anderen gerade unterwegs, um eine Fotoserie zum Thema "Revolution" zu
erarbeiten. Anlaß für weitere Erörterungen, was denn die Bedingungen der
Gegenwartskunst in dieser Region seien ... abseits des Landeszentrums.
Ich denke, die laufenden Diskurse, gestützt
auf die Präsenz kompetenter Leute, also ihre ganz konkrete Anwesenheit in der Region,
gelegentlich in die "öffentlichen Diskurse" hinein weitergeführt, sind
wichtige Grundlagen für die Aussicht, daß Kunst eben NICHT als Dekorationsgeschäft
oder Wellness-Bereich verstanden wird.
Cut!
Ich hab gestern
darauf hingewiesen, daß der ÖVP-Finanzminister die Finanzsituation schönredet und sich
offensichtlich bemüht, die Wohlhabenden unter seinem Klientel aus der nötigen Diskussion
um gerechte Verteilung draußen zu halten. (Man ahnt, warum weiterhin "die
Ausländer" als angebliches Hauptproblem unseres Staates im Gespräch bleiben
müssen.)
Und was finde ich mittags in der "Kleinen Zeitung", die
bekanntermaßen kein "linkes Kampfblatt" ist, sondern vom "Katholischen
Preßverein" herausgegeben wird? "Steueroase". (Für Arme und für
Flüchtlinge? Wohl eher nicht!)
Doch in dieser Sache fressen nicht bloß
hochrangige Christlichhsozialen Kreide und biedern sich bei den betuchten Minoritäten an.
Auch hochrangige Sozialdemokraten versuchen gerade, heftig zurückzurudern:
Der steirische Landeshauptmann Franz Voves
macht in der Sache Druck. (Quelle: "Der
Standard") Ich werde gespannt verfolgen, wie ernst er es damit meint, also wie
konsequent er dranbleibt. Um es deutlich herauszustreichen: Neben den Zockern, Schwindlern
und Glücksrittern waren es vor allem reiche Leute, die mit ihren überzogenen
Erwartungshaltungen diese Weltwirtschaftskrise losgetreten haben.
Das meint konkret: Wer viel Geld besitzt,
möchte es für sich optimal arbeiten lassen und hegt daher Profiterwartungen, die jeder
Wirtschaft früher oder später das Rückgrat brechen. Der Verdienst, welcher nicht aus
Arbeitsleistung, sondern aus Kapitalbesitz kommt, ist eines der Probleme. Dadurch werden
vor allem jene Kredite, welche die Wirtschaft ständig braucht, viel zu teuer.
Das bedeutet polemisch verkürzt:
Wer eh schon mehr hat, als er fressen und scheißen kann, zieht über diesen Besitz Profit
aus dem Gemeinwesen, was das Gemeinwesen letztlich nicht verkraftet. Davon reden Faymann
und Pröll gerade lieber nicht. Warum eigentlich?
Mai
2004Vanity
Energy Vanergy
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