25. März 2009

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Das sind Tage, in denen mir kleine Autos zufallen. Geschenke. Wie dieses winzige Stück aus einem Überraschungs-Ei. (Links ist vorne. Dahinter ein mächtiger Mittelmotor.) Der Auto Union Typ C ist ein spektakulärer Rennwagen aus der zweiten Hälfte der 1930er Jahre, den Ferdinand Porsche konstruiert hat. Zum Nutzen und mit finanzieller Unterstützung des Nazi-Regimes.

Automobile, schnelle Automobile, sind also immer auch Repräsentanz, nicht bloß Vehikel. Eh klar! Gilt allgemein als bekannt. Diese banale "Sachverhaltsdarstelllung" läßt an unzählige Probleme denken, die auf jeden Fall überall dort manifest werden, wo ein Massenpublikum sich nach den Luxusgegenständen von elitären Kreisen verzehrt.

Das hat auch ganz andere Motive, festgemacht an ganz anderen Maschinchen. Handlicher. (Ebenso tödlich wie es Autos sein können.) Ich habe in Restbeständen der Spielzeugkiste meines Sohnes gekramt. Verstaubtes, längst vergessenes Zeug.

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Darunter auch das Abbild einer Beretta Kaliber 9 mm Parabellum, die 1:1-Plastik-Version ungefähr jener Knarre, mit der kürzlich 15 Menschen abgeschlachtet wurden. Über diese Angelegenheiten ist viel Kluges und noch mehr Dummes geschrieben worden. Diese und jene Verbotsvarianten wurden erwogen.

Es läßt sich nicht alleine aufs Testosteron schieben, daß so auffallend viele Buben und Männer von tödlichen Maschinchen fasziniert sind. (Ich bin darin keineswegs eine Ausnahme.) Vielleicht wäre es nützlich zu überprüfen, was vor allem auf kultureller Ebene noch präsent und wirksam ist, hergeleitet aus jener Ära, die unsere Leute in den Ersten Weltkrieg geführt hat: Das Heer als "Schule der Gesellschaft" und der "soldatische Mann" als gesellschaftliches Ideal.

Diese auf "Kruppstahl-Härte" gebürsteten Manns-Bilder sind so allgegenwärtig, so weitgehend unwidersprochener Standard als Ikone, daran fällt uns womöglich kaum noch etwas auf. Eingeführte und allgemein akzeptierte Bilder, gängige Sprachregelungen, kulturelle Rahmenbedingungen, in denen sich dann ein Gemisch von Ursachen, wie sich immer wieder zeigt, auch zu Katastrophen ausweiten kann.

Cut!

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Kulturelle Fragen. Rahmenbedingungen. Inhalte. Relevante Themen. Darum geht es weiter im Labor von "kunst O.ST". Gestern trafen wir mit dem Weizer Bürgermeister Helmut Kienreich zusammen. (Im Bild rechts, links: Künstler Walter Kratner.) Wir verhandeln Modalitäten für ein mehrjähriges Kunstgeschehen, das genau NICHT den losbrechenden Verteilungskämpfen zum Opfer fallen soll.

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Links Kulturmanagerin Nina Strassegger-Tipl, rechts Keramikerin Christa Ecker-Eckhofen. Wir, das meint jenes "Basisquartett", von dem in der Region kulturpolitisches Neuland erschlossen wird. Diese Arbeit ist in vielerlei Hinsicht nötig.

Ich lese, wie passend!, heute in der "Kleinen Zeitung" Zeitung, daß im Gleisdorfer Gemeinderat die Kultur an erster Stelle genannt wird, wenn die Rede Kosten auf "und unerfreuliche Neuentwicklungen" kommt ... Was immer damit gemeint sein mag, das erfahre ich aus dem Artikel ja nicht.

Die vordergründige Botschaft ist fatal. Und sie ist verräterisch.

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Wie setzt sich sowas fort? Die Kosten für Politik, für Bildung, für Verkehrswesen und so weiter und so weiter ... Im Kern erzählt die Passage von einem angehenden VERTEILUNGSKAMPF, nachdem uns voriges Jahr gut situierte Eliten eine Weltwirtschaftskrise beschert haben, die -- wie ich von sachkundigen Leuten höre -- schon vor Jahren absehbar gewesen ist, mit der sogar gerechnet wurde.

Warum? Ganz einfach: Zu  viele Leute sind bezüglich Profit immer höhere Risken eingegangen. Es war den Profis mehr als klar, das etliches davon, nein: vieles davon einem um die Ohren fliegen kann ... wird.

Es haben also parfümierte Banditen ganze Republiken ausgeplündert und der daraus folgende Verteilungskampf geht politisch gleich bei uns einmal mit solchen Sätzen los, in denen "Kultur" als "Problemwort" vorkommt.

Ich reg mich nicht auf, ich sage bloß: Warm anziehen und kulturpolitisch wirkungsvoll reagieren. Das steht jetzt an.

Juni 2002

J. bekommt SMS von der Drogenberaterin: "Bin gestern abgesoffen."

[Hinfällige Notizen] [***]


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13•09