29. Jänner 2009
Im Vordergrund Künstlerin Linda M. Schwarz bei
Vorbereitungen für die erste Leader- Kulturkonferenz, die heute in Gleisdorf stattfindet, über welche nun
kulturpolitisch ein Stück Neuland betreten wird. Denn daß die EU und das Land Steiermark
nun ausgerechnet im Bereich "Landes- und Gemeindeentwicklung" auf Kultur setzen,
dabei die Gegenwartskunst betont sehen wollen und diesbezügliche Vorhaben genau NICHT als
Tourismus-Agenda verstanden wissen möchten, ist mir in der Tat recht neu.
Die letzten wenigstens 15 Jahre hatten sich
regionale Fachkräfte das Thema Kultur- und Kunst außerhalb des Tourismus-Kontext
mehrheitlich eher vom Hals gehalten. Das war nicht immer so. Diese Dinge haben eben
unterschiedliche Konjunkturen. Ich habe in meinem
Archiv gekramt. Im Jahr 1990 kam die erste Ausgabe der Zeitschrift "REGionalentwicklUNG"
heraus. Luis Fiedlschuster, Richard Hummelbrunner und ich hatten uns die Ärmel
aufgestrickt. (Die Coverrückseite war mit einer Collage des Fotographen Peter
Weißensteiner belegt.)
An einer Stelle wurde "Die Edition Regionale"
gefeatured, eine Schriftenreihe zu dem, was wir damals unter "Eigenständige
Regionalentwicklung" verstanden. |
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Es gab also in dieser Region schon längst
aktive Querverbindungen zwischen dem Kunstbereich und größeren, soziokulturellen
Zusammenhängen. Ganz bemerkenswert ist auch die inzwischen etwas vergessene Erfahrung,
als Gleisdorf auf ein politisches Kulturreferat verzichtete und statt dessen engagierten
Bürgerinnen und Bürgern Kompetenzen einräumte, das Kulturgeschehen der Stadt zu
steuern.
Ein sehr interessanter Modus mit einem
entscheidenden "Schwachpunkt": Wenn es blöd läuft, kann man keinem anderen
Menschen die Schuld zuschieben. Es war eine durchaus
harte Anforderung, stets wieder um eine Balance zwischen Eigennutz und Gemeinwohl zu
ringen, dabei kontinuierlich zu arbeiten und die eigene Zeit nicht nur den eigenen
Interessen zu widmen.
Das markante Logo stammt, wenn ich mich recht erinnere, vom
Maler Michael Geyer. Der "Kulturbeirat" ist inzwischen längst Geschichte.
Manches war recht gut, letztlich aber etliches schlecht gelaufen. |
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Wenn eine Demokratie kein
Selbstbedienungsladen sein kann/soll, bleibt diese Anforderung bestehen: Neben der
legitimen Verfolgung von partikularen Eigeninteressen muß es auch gelingen, daß sich
Menschen für größere Zusammenhänge engagieren.
Als permanenter Reibungspunkt erweist sich dabei auch
heute, beispielsweise bei kunst O.ST, das Nebeneinander von bezahlter und unbezahlter
Arbeit. Kurz gesagt: Mindestens jene die gerne möchten, denen der oft hürdenreiche Weg
zu verfügbaren Budgets aber viel zu beschwerlich ist, entwicklen mitunter ganz
erstaunliche Phantasmen.
Was ein "Freelancer" ist, also ein freischaffend
tätiger Mensch, scheint auch vielen in diesem Milieu höchst unklar zu sein. Stichwort:
Professionalisierung. Da bleibt viel zu tun.
Im Log von "next code" hab ich gerade notierte,
was über die ökonomisch auffallend schlechte Lage von Kunstschaffenden in Österreich
momentan gewußt werden kann: [link] Daß wir solche Probleme mit unzähligen Teilzeitkräften, vor
allem schlecht bezahlten Frauen, teilen, scheint dabei nebensächlich, denn die Kunst ...
Ist es das wirklich? Nebensächlich?
Oder müßten wir es eigentlich schaffen, gelegentlich
über den Tellerrand eigener Befindlichkeiten hinauszublicken? Denn unterm Strich steht:
Dies ist ein Reiches Land. Einkommen steigen. Aber die Verteilungsfrage weist auf ein
Desaster.
Kurz, es geht also landesweit nicht bloß um
die objektiv miserable soziale Lage von Kunstschaffenden, sondern vor allem darum, daß
die verfügbaren Mittel so ungleich, oft ungerecht verteilt sind. Daran wäre unter
anderem zu arbeiten und die oben erwähnte Konferenz, die ja in Serie gehen soll, ist ein
von mehreren Möglichkeiten, sich darum zu kümmern. Der
Stand der Dinge ist klar. (Quelle: "Der
Standard") Wir kennen ihn, die Verwaltung weiß es, die Politik auch. Das allein
bewirkt noch keine Veränderungsprozesse. Sonst hätten wir davon schon was merken
müssen.
Sich via Medien etwas zuzurufen erscheint mir wenig
vielversprechend. |
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Das kann bestenfalls
"Begleitmusik" sein. Aber Begleitmusik wovon? Na, von kontinuierlicher Arbeit an
"best practice", an praktischen Modellen, durch die sich ZEIGEN läßt, was
geschehen soll. Weiters durch inhaltliche Arbeit und von da her konsequentes Einwirken auf
die Kulturpolitik.
Dezember
2006Man
darf halt in der Anatomie-Stunde nicht gefehlt haben, sonst sind die ganzen Proportionen
falsch.
[Hinfällige Notizen] [***] |
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