28. Jänner 2009 Kunstschaffende
der soziokulturellen Plattform "kunst O.ST" im Gespräch mit Veronika Jandl ("Energie-Region
Weiz-Gleisdorf") ... Vorbereitungen für die erste Leader-Kulturkonferenz, die
morgen im Gleisdorfer "Forum Kloster" stattfinden wird.
Das ist eine Sache. Die andere: Ich sehe noch immer keine
ausreichende Klarheit in meinem Umfeld, daß es Finanzierungsmodelle gibt, für die
soziokulturelle Projekte vorgeschlagen werden müssen, weil sie nicht explizit der Kunst
gewidmet sind; daß aber die Kunst in solchen soziokulturellen Projekten eine wichtige
Rolle spielen kann. Doch ich sehe zunehmend Leute, denen man das nun nicht mehr zu
erklären braucht.
Es mußte schon VOR der aktuellen Weltwirtschaftskrise klar
gewesen sein, daß es Strukturprobleme und Verteilungsunklarheiten gibt. Kurz: Die Kohle
für Kunst ist knapp und das Landeszentrum hat gegenüber der restlichen Steiermark nach
wie vor sehr viel mehr Aufmerksamkeit wie Mittel.
Andersherum formuliert: In Graz besteht eine
unverhältnismäßig hohe Konzentration von Mitteln, Möglichkeiten, politischer und
medialer Aufmerksamkeit. Vor diesem Hintergrund ist es ja lustig, daß etwa eine Grazer
Kunstgruppe, die eine aktuelle Finanzierung nicht zustande brachte, selbst die
"Provinzkünstler" zu solidarischem Auftreten an ihre Seite rief, wie es
"Zentrumsleute" gerne tun; das war auch bei der Wiener "public netbase
t0" so: Haben sich nie was um die Aktiven in der "Provinz" geschissen, aber
als ihnen das Geld ausging, riefen sie uns alle zu solidarischen Haltungen auf.
Da ist oft ein Maß an Bewußtlosigkeit auf meinem Feld,
ich kann mich nur wundern. Egal. Wie erwähnt, morgen also ein Arbeitsansatz, sich über
Professionalisierung und Kooperation zu rüsten, auch jenseits von Graz die Situation der
Kunst wenigstens zu stabilisieren. Die Krise wird natürlich zu uns durchschlagen. Das
läßt sich nicht abfedern, indem Leute ihre Partikularinteressen hochhalten.
Cut!
Ich werde immer noch nicht verlockt sein, einen
"Obama-Altar" zu bauen. Aber da war ein Satz von ihm, das sind für mich in der
Tat ungewohnte Töne der Politik, durch die meine Aufmerksamkeit hellwach wird:
"Washington wird Fakten nicht in
Abrede stellen, sondern sich von ihnen leiten lassen."
Cut!
Der Fall Susanne Winter (Siehe auch den gestrigen Eintrag!) macht deutlich, auf welch
bescheidnem Niveau in Österreich akademisches Personal gelegentlich durch das Leben
stümpern und sogar im Nationalrat agieren darf.
Erstaunlich, daß die Doktores im Land sich
mit solchem Niveau an ihrer Seite zufrieden geben. Der Führerschein kann einem entzogen
werden, wenn man etwa als Geisterfahrer eine "Kleschn" baut. Was für ein
Theater, wenn einem das bei vergleichbarer "Geisterfahrt" auf anderem Terrain
auch mit dem Doktorat passieren könnte. (Keine Sorge! Ich mach bloß Witze.) Winter hatte unter anderem die dümmliche Behauptung aufgestellt,
Mohammed habe den Koran teils im Zustand epileptischer Anfälle verfaßt.
In dieser Sache mußte sie sich vom Richter daran erinnern
lassen, daß sie Medizinerin sei, weshalb ihr bekannt sein sollte, daß Menschen während
eines epileptischen Anfalles nicht in der Lage seien, etwas Derartiges zu tun.
Besonders perfide war die Winter'sche Behauptung, man
müsse Mohammed aus heutiger Sicht für einen "Kinderschänder" halten, weil er
ein kleines Mädchen geheiratet habe.
Winter könnte zumindest schon einmal gehört haben, daß
vor so langer Zeit Menschen zwar manchmal recht alt wurden, die meisten aber nicht älter
als 30 bis 40 Jahre.
Wenn man mit 30 ein alter Mensch ist, erscheint eine
dreizehnjährige Ehefrau wohl nicht so ungewöhnlich. |
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Die rechts oben gezeigten Zitate (Quelle:
"Kronen Zeitung") lassen
vermuten, daß die Frau wider besseres Wissen gegen Muslime Stimmung gemacht, um ihr
politisches Klientel zu bedienen. Ergänzend: In der aktuellen Ausgabe des "profil" werden drei Bücher über
das Leben im Mittelalter vorgestellt. Dazu erschien ein kleines Interview mit dem Wiener
Historiker Karl Brunner.
Brunner skizziert darin die Lebensumstände
vor einigen Jahrhunderten. Auch da kommt das Motiv des "Mädchens als Mutter"
vor. Was die erwähnte Mangelernährung angeht,
besagt unsere Geschichtsschreibung, daß in der agrarischen Welt der Mangel alltäglich
war, die Not häufig.
Ich meine, das reichte bis ins 20. Jahrhundert herauf. Wir
haben in diesem reichen Land kaum noch eine allgemein präsente Vorstellung, wie hart und
entbehrungsreich das Leben unserer Leute eben noch gewesen ist. |
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Ich bin überzeugt, daß dieser
Mangel an Kenntnis der eigenen Geschichte wesentlich dazu beiträgt, daß unsere Leute
sich sehr arrogant und abschätzig gegenüber jenen Flüchtlingen verhalten, welche
Weltgegenden zu entkommen versuchen, wo man noch heute mit 30 bis 40 ein alter Mensch ist,
dessen Lebensende sich gerade ereignet.
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
Dezember
2002Amerika
ist die Sowjetunion der Neoliberalen.
[Hinfällige Notizen] [***] |
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