8. Jänner 2009

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Es ist ein zarter Winter geworden. Ein Hauch von Schnee in meiner Gegend. Schon geht diese abgelutschte Metaphernwirtschaft wieder los. Menschen meinen, die Welt erscheine ihnen "angezuckert". Huh! Die Welt in Begriffen der kleinen Küche. Zu kleinen Küche kommt dann ein kleines Wohnzimmer.

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Diese Kuriosität habe ich gestern auf dem Weg durch die Stadt entdeckt. Ein griechischer Tempel fürs Aquarium. Ist man feuriger Humanist, wenn man solche Einrichtung für die Zierfische wählt? Oder hat man einfach Fernweh? Vielleicht Sehnsucht nach Sonne und Wärme?

Nein, verstehen Sie mich recht, auch meine (gar nicht so kleine) Küche hat ihre Kitsch-Winkel, ihre Zonen einer verklärten Weltdeutung. Ich mag das sehr, mehr noch mag ich das Staunen. Und sei es eben bloß über einen griechischen Tempel für das Aquarium.

Oder ich laufe beim Filmschauen in die Kitsch-Ecke. Wie kürzlich, als sich "Number 23" ganz passabel anließ und Jim Carey einmal nicht den Dodel gemacht hat. Doch spätestens mit Einführung der "Selbstmord-Blondine" verkam der Streifen zur Paranoia-Schmonzette.

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Immerhin konnte ich davor noch sehen, was mir ungefähr als Ideal einer Buchhandlung erscheint. Carey spielt in diesem Film einen Hundefänger, der sich gerade ungeschickt angestellt hatte und von einem Hund gebissen wurde. Bei vorgesetzter Stelle sagt er dazu etwas Bemerkenswertes.

>>Da trifft das minderbegabte Wesen keine Schuld.
Es war mein Fehler.<<

Dieser Satz allein ist den Film wert. Er drückt eine selbstbewußte Position aus, in der es jemand unter seiner Würde fände, Verantwortung abzuwälzen.

Cut!

Verantwortung wahrnehmen. Das heißt auch, in der Deutung der Dinge auf Falschmünzerei zu verzichten. Ich fresse mich zur Zeit durch Filmmaterial, das zu sehen mir zugleich eine Last ist. Worum geht es? Darum, meine Bilder zu überprüfen, nachzujustieren?

Ich hab gestern notiert, wie stark der Kontrast zwischen Actionfilmen und manchen Realitäten ist. Der Gesprächsverlauf zwischen dem serbischen General Ratko Mladic und dem "Dutchbat"- Kommandeur Thomas Karremans gibt einen furchterregenden Eindruck, wie Macht gehandhabt werden kann, die über Menschenleben disponiert.

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In einer anderen Sequenz der genannten Dokumentation spricht Mladic mit dem Lehrer Nesib Mandzic, um ihm die Bedingungen für die Molems von Srebrenica darzulegen. Zu diesem Zeitpunkt muß für die serbische Soldateska vor Ort schon festgestanden haben, daß die Männer der Region getötet werden sollen. Denn mindestens die Erfahrungen von und mit Nazi-Soldaten bezüglich Massenerschießungen weisen darauf hin, das sich so etwas nicht spontan erledigen läßt.

Vor dem Hintergrund dieser Annahmen ist es ebenso erschreckend wie aufschlußreich, zu beobachten, wie entspannt, leise und fast freundschaftlich Haltung und Tonfall von Mladic in diesem Gespräch wirken.

[Der "Balkan-Reflex"]

Dezember 1995

Jemand fragt mich: Was haben Sie bisher gemacht? Und ich antworte: Was hat das mit Ihren Bedürfnissen zu tun?

[Hinfällige Notizen] [***]


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