19. November 2008 Pointiert
gefragt: Wie kommt es eigentlich, daß Politiker zwar gelegentlich von Wissenschaftern
Expertisen einholen, aber nicht von Künstlern? Definitionshoheit! Wer darf sagen, was es
ist?
Ich habe schon an mehreren Stellen behauptet,
Kunstschaffende stünden darin mit ihren Mitteln anderen Disziplinen keineswegs nach,
seien darin auch nicht weniger legitimiert als ... Zum Beispiel bei "next code":
>>Die interessantere Provokation liegt in einem
klar vertretenen Anspruch auf nennenswerten Anteil an jener Definitionsmacht, mit der die
"Weltdeutung" betrieben wird. Daß also Kunstschaffende einfordern, neben der
Wissenschaft, der Politik, dem Journalismus etc. mit keineswegs geringerer Kompetenz und
Legitimität an der "Beschreibung der Welt" mitzuwirken.<< [Quelle]
Eine Position, die ich gestern klar bestätigt erhielt. Die
amerikanische Künstlerin Victoria
Vesna stimmt mir darin nicht bloß ausdrücklich zu, sie belegt das in und mit ihrer
Arbeit. (Siehe dazu auch den Eintrag vom 14.
November!) Ihr gestriger Vortrag im Grazer "Kunsthaus" zeigte unter anderem,
wie sie mit Wissenschaftern kooperiert, wie sie Zugänge zu relevanten Labors bekommt und
wovon die Wechselwirkungen in den Diskursen wie im Experimentieren handeln.
Kommenden Freitag wird ihr "Quantum Tunnel" im
Grazer "Medienkunstlabor" zugänglich gemacht. Eine weitere Gelegenheit, an
diese Themen und Debatten heranzukommen. Apropos!
Diese "Perle" fand ich heute Mittag in der "Kronen Zeitung". Paßt bestens zur
Illustration, wie das Ringen um Definitionshoheit läuft und wie sich Lakaien ihren
Kardinälen anbiedern. Michael Jeannee, der "Parade-Intellektuelle" des
genannten Blattes, veröffentlichte die hier gezeigte Fan-Post.
Felix Mitterer ist selbstverständlich weder
"pseudointellektuell", noch mir im Zusammenhang mit irgend einer Schickeria
bekannt. Nein, er ist einer der bedeutensten Autoren der österreichischen Gegenwart, ein
Intellektueller von Rang, dem gerade das, Aufplustern, ziemlich fremd sein dürfte.
Ich würde zu gerne einen Blick auf die Hausbibliothek des
Manuel Ingerl werfen, um feststellen zu können, an welchen konkreten Leseerfahrungen er
Maß nimmt, wenn er Mitterer so angreift.
Ich möchte blind wetten: Sehr wahrscheinlich findet man im
Hause Ingerl nichts an maßgeblicher Literatur. Nein, ein Lakai biedert sich der
kanonisierten Autorität an, denn wer in der "Krone" eine Kolumne hat, muß ja wer
sein, denkt so ein Lakai, und wenn er schon selbst nicht zur Deutungselite zählt, das
Denken lieber anderen überläßt, dann sollen auch sonst nicht viele dazu zählen; und
Künstler schon gar nicht. So klingt mir diese Post.
Diese Art österreichischer
"Intellektuellenfeindlichkeit" läßt sich mindestens aus der Nazi-Ära heraus
gut darstellen. Die Bevormundeten schmeißen sich ihren Bevormundern an den Hals. Eine
ziemlich deprimierende Posse.
Da freue ich mich dann, wenn der Alltag mit seinen
trivialen Seiten zu mir durchschlägt und mir etwa so ein Fundstück vor die Füße karrt.
Diese "Cokebottle-Corvette", ein muskulöser "Stingray" von Chevrolet,
noch dazu im scharfen Kontrast zum alten Mofa eines nicht mehr ganz taufrischen
Stammgastes der "Kirchtavern" ... da jubelt auch mein Gemüt über Momente der
Leichtigkeit ...
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