7. November 2008 Heute Abend gibt es die letzte Session von "next code: exit"
Ich werde ein Schaufenster in der Gleisdorfer
Innenstadt bespielen. Ein Teil dieser Geschichte ist Rückschau auf die gelaufenen
Aktionen. Ein anderer Teil ist dem Gespräch gewidmet. Ich werde Menschen an einen Tisch
bitten und mir von ihnen erzählen lassen, was sie zur "Vermeidung von Unglück"
wissen. Damit wird dieser Teil von "next code:
exit" formell abgeschlossen. Ich arbeite inzwischen an Grundflagen für "next code: break".
Außerdem hat "kunst O.ST"
ein paar neue Bezugspunkte. Aber davon später. |
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Cut!
Ich hatte vergessen, mit welcher Wucht diese
Geschichte daher kommt. Leos Carax zeigte 1991 "Die Liebenden von Pont-Neuf".
Was das für eine Geschichte ist, wie dieser Streifen (von Jean-Yves Escoffier) gefilmt,
erzählt, geschnitten ist, wie die Liebenden von Juliette Binoche und Denis Lavant
gespielt wurden, haut einen einfach um
Eine fulminante Lektion für alle, die sich
gelegentlich gerne erhaben fühlen, worüber auch immer. Und eine harte Lektion darin, was
"erzählen" heißen kann.
Cut!
Im gestrigen
Eintrag hab ich eine weitere Notiz über Grazer Doktoren und deren merkwürdige
Geschichtsdeutungen angebracht. Über Jahre (Jahrzehnte?) dominieren bei derlei Debatten
zwei Motive, die sich in einem redlichen historischen Diskurs freilich nicht verifizieren
lassen:
a) Serbien habe den Ersten Weltkrieg begonnen.
b) "Multikulti" sei der Untergang Österreichs gewesen.
Ich hab gestern betont, daß die notorischen
militärischen Schwächen Österreichs ein Problem waren, über das man mindestens seit
Prinz Eugen immer wieder nachlesen kann.
Außerdem haben am Beginn des 20.
Jahrhunderts im gleichen Zeitfenster große Dynastien, jene der Habsburger, Hohenzollern,
Osmanen und Romanows, abtreten müssen. Da mögen also größere historische
Zusammenhänge gewirkt haben als "Serben und Multikulti". Wäre ferner noch
über zahlreiche "erlauchte Nieten" aus dem Hause Habsburg zu sprechen, wie
offenbar auch der "letzte Kaiser" eine gewesen ist. |
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Darüber schrieb zum Beispiel Herbert
Lackner im "profil" dieser
Woche. Das "Gottesgnadentum" war ganz offensichtlich nicht damit verbunden, daß
die Exzellenzen per Geburt mit Exzellenz ausgestattet worden wären.
Wenn lustige Doktoren wie der von gestern oder der vom 1. November also ihre Geschichsdeutungen vorlegen,
fehlen ein paar sehr wesentliche Details. Wenn dem Staate damals etwas sehr geschadet hat,
dann war es bespielsweise die schon erwähnte Arroganz deutschsprachiger Eliten.
Ein markantes Beispiel dafür ist die Staatskrise
anläßlich der "Sprachenverordnung" des Grafen Badeni, wonach die
Beamten in Böhmen und Mähren zu einer zweisprachigen Amtsführung fähig sein, also auch
Tschechisch beherrschen sollten. Sie hätten einige Jahren Zeit gehabt, das zu schaffen.
(Ich war grade überrascht, wie wenig zur "Badeni-Krise" im Web zu finden ist.
Dazu muß ich also noch in Büchern anchschlagen.)
Aggressive Deutschtümelei und ein letztlich mörderischer
Antisemitismus dürften gegen Ende des habsburgischen Österreich ein weit größeres
Problem gewesen sein, als das Geraune von "Multikulti" verrät.
Übrigens! Die Idee und Vorstellung von
"slawischen Unterrmenschen" und "Sklavenvölkern", die einer
"Herrenrasse" dienstbar sein sollten, ist wohl von niemandem so umfassend
aufgegriffen und erschreckend umgesetzt worden, wie vom vormals schwächlichen
Professoren-Söhnchen Heinrich Himmler. In der
dieswöchigen Ausgabe von "Der
Spiegel" ist das nicht nur der "Aufmacher". Dem Heft ist eine DVD mit
einer sehr aufschlußreichen Dokumentation über Himmler beigefügt.
Ich vermute, man darf Zusammenhänge feststellen, wenn
gegenwärtiges Doktoren-Geraune Platz in den Leserbriefspalten belegt und beharrlich von
dem ablenkt, was eigentlich zur Debatte stünde. |
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In Österreich haben Xenophobie und
Deutschtümelei gerade wider im Parlament reüssiert. Die Wahl von Barack Hussein Obama
zum Präsidenten der USA reißt mehr und minder exponierte Persönlichkeiten zu
rassistischen Äußerungen hin.
Ob ein Ex-ORF-Reporter ("Ich möchte mich nicht von
einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen ..." [Quelle])
oder Italiens Staats-Chef ("Er ist jung, gut aussehend und sogar braungebrannt"
[Quelle]) ... Da ist immer noch etwas Erschreckendes in unseren
Köpfen, stets präsent, stets bereit, sich breit zu machen.
Wer da behauptet, "Multikulti" sei das Problem,
folgt einmal mehr dem Muster: "Die Opfer sind selber schuld, daß ihnen widerfährt,
was wir ihnen antun."
[Wir Kinder des Kalten Krieges]
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