24. September 2008

Der Vorteil an alten amerikanischen V8-Triebwerken: Man hört sie kommen. Unverkennbar. Eine Eigenart dieses maximalen ökologischen Sündenfalles. (Kleiner Scherz!) Die besondere Sound-Signatur. He, was soll das denn sein? Sound-Signatur? Dazu kann man auch im gestrigen Eintrag was finden.

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Töne lassen sich visualisieren. Weil sie Wellen sind, die darstellbare Formen haben. Folglich könnte man auch ein Geräuschereignis, wie es dieser Pontiac Trans Am repräsentiert, visualisieren. Aber wozu?

Der Klassiker macht auch so einen markanten Eindruck. Und daß ich ihn kommen gehört habe, war eine wichtige Bedingung für das Foto, denn so kann ich meine Kameratasche am Gürtel lockern. (Desperado-Pose.) Umdrehen und Schauen wäre Zeitvergeudung. Die wenigen Augenblicke brauche ich, bis die Digi-Cam ihr System hochgefahren hat. Und Schuß!

Dieses Motiv habe ich vorgestern am Beispiel de tänzelnden Henry Fonda und des herumhängenden Charles Bronson schon strapaziert. Männerphantasien. Warum sollte im realen Leben ein Desperado aus dem ärmsten agrarischen Proletariat Mexikos seine Rache für die Mißhandlung seiner selbst und den Mord an seinem Vater so fein auskochen und so langsam inszenieren? Nein, ich denke, der wäre im "richtigen Leben" ein rüder Bursche mit gebrochenem Herzen, der den Täter bei erster Gelegenheit einfach ohne Vorwarnung über den Haufen schießt.

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Aber wo kämen wir denn hin, wenn das alles wäre? Und wie käme Hollywood zu seinen Schmonzetten und Meisterwerken? Ich hab gerade so eine Mann gegen Mann-Pausennummer in neuester High Tech-Fassung gesehen. Der geläuterte Waffenproduzent wird zum stahlharten Maschinenmenschen. (Leibliche Maschinisierung und extreme Kampfkraft. Ein Motiv aus den Anfängen des Faschismus.)

Der lustige Tony Stark (Robert Downey Jr.) wird zu "Iron Man". In der Traumfabrik läuft die Propaganda für den soldatischen Mann ungebremst weiter. Da schweißt sich der Bursche in den Bergen Afghanistans aus herumliegendem Schrott eine Rüstung, mit der er in einen Kugelhagel rennt, der aus automatischen Waffen kommt. Völlig irreal.

Selbst ein "überschweres MG" wie das Browning M2 läßt den Eisernen gerade einmal umfallen, ohne daß er Schaden nimmt. Die Realität dem gegenüber: Ich hab vor einer Ewigkeit selbst mit einem heutigen Museumsstück, dem alten Standard-Sturmgewehr der Nato (FAL), aus dezenter Entfernung Löcher in eine ein Zentimeter dicke Stahlplatte gestanzt. Das sind fuchterregende Waffen mit ebensolcher Wirkung.

So sehr mich also derartige Action-Knaller unterhalten, es bleibt unterm Strich, daß da präfaschistische Mannsbilder gezeichnet und propagiert werden. Extrem irreale Überzeichnungen dessen, was man sich in kühnen Träumen ausmalen mag. Gemessen daran ist die Bronson-Fonda-Nummer von Sergio Leone geradezu eine Einladung zum Teekränzchen.

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Apropos Teekränzchen! Im Abspann von "Iron Man" hört man "Black Sabbath" mit dem gleichnamigen Song. Eine vollkommen amtliche Eltern-Abschrecknummer aus den Tagen, ehe Ozzy Osbourne beschloß, sich völlig zum Idioten zu machen.

Hier ist ein schöner Clip von 1970: "Live in Paris", der deutlich macht, was damals ordnungsgemäße Gitarrenriffs waren, um die dunklen Seiten der eigenen Seele zum Jubeln zu bringen. Ich weiß, mein Sohn belächelt diesen Grad an "Heavy Metal" nur müde, aber ich weiß natürlich mit meinesgleichen, wir waren ... Hehe! Kein Wort weiter in dieser Sache. Da kann man sich nur blamieren.

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Apropos blamieren! Theatermann Ernst M. Binder hat reichlich Erfahrung mit dem Dramatischen und dem Theatralischen. Er kennt und erkennt demnach sehr treffend, was das blamable Theater am Wahlkampftheater ist. Und weil er ein lustiger Kerl ist, greift er diese Mittel auf, führt seine eigene Kampagne, leitet und promotet er die "Liste Gutmensch".


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