6. September 2008 Das ist
der zwölfhundertste Eintrag, eine runde Geschichte, die ich hier gerne quasi mit der
Kehrseite der "Medaille Vernunft" markieren möchte. Ich teile mit meinem Sohn
nur eher schmale Zeitfenster. Er allerhand zu tun, was ihm die Tage ausfüllt. Aber
zwischendurch geistern wir durch Nischen, kleine Zeitkorridore. Da sind meist Freundinnen
und Freunde von ihm mit im Spiel.
Ich liebe es, ihren anarchischen Humor zu
erleben, ihre wachen und schnellen Geister, die dauernd Dinge aushecken. Wie etwa Fritzi
drangeht, eine Pizzaschachtel im Armdrücken zu besiegen.
Oder ich widme mich "halbvernünftigen" Dingen,
wie dem Aufspüren von Nummerntafel- Kürzestprosa. Statements wie wir sie früher uns als
Buttons an die Jacken steckten. Kleine Botschaften. Aktuell: Klimafragen.
Das bezieht sich auf die Solar 2008, bei der ich vorgestern vorbeigeschaut hab. Und
schließlich Wasser auf meine Mühlen als Jäger der verschollenen Karossen im Gewühle
des Alltags. Ich hab im vorigen Eintrag von
meiner Plauderei mit dem Ingenieur Ewald Selvicka erzählt, den man einen der Pionieren
der Sonnenenergienutzung in dieser Region nennen darf.
Wir haben über große Autos gesprochen, über die enormen
ökologischen Lasten, die daraus erwachsen, daß die mächtigen Kübel so populär sind.
Als ich nach dieser Plauderei das forumKloster verließ, fand ich auf dem
Parkplatz eine prägnante Nase, zu der dieser Hintern gehört. Bentley Continental Flying
Spur. Landeskennung MK. Mazedonien.
Ich hab die andere Version dieses Bentley, den Gran
Turismo, im Jänner 2005 nur einige
Schritte entfernt unter meinem Küchenfenster gefunden. Ich bin, es ist ja nicht zu
verbergen, von solchen Technologiepaketen und ihren formalen Umsetzungen sehr fasziniert.
Das wird mir manchmal als Widersprüchlichkeit ausgelegt, als ein Hohn meiner sonstigen
Einstellungen.
Als wäre Widersprüchlichkeit etwas von Übel. Ich denke
dagegen, eine Kultur der Widersprüchlichkeiten zählt zu den Grundbedingungen
menschlicher Gemeinschaft. Kohärenz-Heuchelei, das Behaupten umfassender Schlüssigkeit
im Zusammenhalt der richtigen Ansichten und Haltungen, erscheinen mir eher
ekelhaft.
Ich hatte gestern Nacht Gelegenheit, Fragen nach der
Schlüssigkeit kurz mit dem Gleisdorfer Dechant Alois Kowald (oben links, neben
Religionslehrerin Adelheid Berger) zu erörtern. Mein Ausgangspunkt dazu war freilich ein
anderer. Nämlich die Debatte mit dem Historiker Robert F. Hausmann, welche Rolle
Widersprüchlichkeit als Qualität in menschlicher Gemeinschaft spielen mag.
Der Überlegung folgend, daß Wahrheit eben nicht bloß
dadurch zutage tritt, daß man Widersprüche eliminiert. Wobei ich einwarf, daß die
Lebensgeschichte des Nazareners doch von solchen Situationen durchzogen sei. Wo Jesus in
den Widerstand gegen etablierte Autoritäten gegangen war, weil er im Widerspruch zu ihnen
stand. Hausmann, hier mit seiner Frau Christa, schlug vor, daß wir das in erhöhter
Konzentrationen bearbeiten sollten.
Also wurden dazu ein paar Fläschchen
vorzüglichen Rotweins beschafft. Adelheid Berger war gelaunt, sich auf die Themenstellung
und den Rotwein mit uns einzulassen. Für ein Resümee ist es heute freilich noch zu
früh. Hausmann neigt zur Ansicht, ich würde oft zu plakativ denken und etwas zu einfache
Schlüsse bevorzugen. Ich kann ihm nicht widersprechen. Weil ich freilich nicht ohne
Komplexitätsreduktion zurande komme, obwohl ich das anderen oft vorwerfe. Vor allem, und davon erzähle ich hier später noch, da ich
versuche, ein Referenzsystem zu skizzieren, durch daß ich zu Klarheiten
komme, was Europas Status quo gerade prägt. Was ist da los? Warum fällt es uns offenbar
so schwer, die Ost-West-Belange endlich einmal anders zu handhaben, also vor
50 Jahren? Der aktuelle Kaukasus-Konflikt gibt dazu allerhand Denkanstöße.
Ich habe mir dazu ein Zitat ausgeschnitten, in dem
Deutschlands vormaliger Kanzler |
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Gerhard Schröder sich in "Der Spiegel" 34/2008 zur Sache
geäußert hat. Gerade WEIL er als Freund von Putin gilt und im Vorstand eines russischen
Energiekonzernes sitze, finde ich seine Sichtweise interessant. Denn sie ist unter
Garantie NICHT die eines Kalten Kriegers, der allem Östlichen
bloß mit Ressentiments und Ängsten gegenüber steht.
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