25. Juni 2008
Eigentlich war es um Glas gegangen. Nein. Ich
war um Glas gegangen. In der Nähe der Glaserei befindet sich ein Händler, dessen Halle
offen stand. Ein unwiderstehliches Motiv. Der Opel Olympia im Vordergrund ist rund 50
Jahre älter als der (auf dem Lotus Elise basierende) Opel Speedster im Hintergrund.
Da bin ich wieder in meiner Abteilung
"Was man nicht unbedingt wissen muß". Wohltuende Nischen. Während ich
andrerseits Stunden in etwas verkrampften Posen verbringe, weil die Video-Schnittarbeit
für meinen Beitrag zu "augenhöhe"
dazu führt, einen etwas überforderten Computer in die Knie zu zwingen, so auch mich. Was
für ein dummer Unmut, sich über ein unzulängliches Werkzeug zu ärgern.
Es wäre zum Verzweifeln, wäre da nicht etwa
der Trost, der sich auch vorzüglichem Rotwein, eine komfortablen Couch in der Küche und
einer üppigen Bibliothek ergibt. Vor allem, wenn die enorme Hitze des Tages mit einem
nächtlichen Regenguß gebrochen wird. Lesen.
"Dieser Krieg ist ihr Krieg, der Krieg
ihrer Generation, nicht der unseren ..." zitiert Marusa Krese einen Soldaten und
Rockmusiker in ihrem Buch "Alle meine Kriege".
Dieses Motiv habe ich auch bei einer anderen
Schriftstellerin gefunden. Die Kroatin Slavenka Drakulic teilt diese Einschätzung aus der
Beschreibung der Slowenin Krese: "Es war paradox, die Enkel fochten den Krieg ihrer
Großeltern aus." (Siehe den Eintrag vom
13. April 2006!)
Ich nehme an, wir werden in den kommenden
Jahren noch weitere Reflexionen und Analysen von südslawischen Autorinnen und Autoren zu
lesen bekommen, die Einschätzungen anbieten, was genau in diesem Sezessionskrieg
Jugoslawiens geschehen ist. Das berührt auch unsere Erfahrungen, aus dem Zweiten
Weltkrieg so manche Schlüsse bisher NICHT gezogen zu haben. Jener krieg, auf den sich die
Jungen da beziehen, ist jener, den unsere Leute dort hingetragen haben, ergänzt um jenen,
den sie unter sich geführt haben. Die Nazi-Auiftritte plus der Bürgerkrieg unter den
Südslawen in den 1940ern ...
[Der
"Balkan-Reflex"]
Apropos Krieg. Diese Ekelhafte
Kriegsmetaphorik, mit der in den Headlines das Fußballgeschehen dargestellt wird, ist
sehr aufschlußreich. (Quelle: "Kronen
Zeitung") Ich habe mich um Zurückhaltung im Zugang bemüht. Es widert mich die
quasi-nationalistische Kampfstimmung an, die diese EM begleitet. Es widern mich diese
angesoffenen, grölenden, bedenkenlos expandierenden Proleten an, die einem im Alltag auf
die Füße treten. Es läßt mich dieser nebulöse "Patriotismus" aufhorchen,
der sich in dieser Wimpelei auf Autos ausdrückt.
So viel unscharfe, ungeklärte Ereignisse mit
so enormer Schubkraft und Profit-Eignung. Dazu solche Nebensachen wie die Tatsache, daß
uns "Helden" vorgeführt werden, die das ohne notorischen Medikamentenmißbrauch
gar nicht sein könnten. (Siehe den Eintrag
vom 22. Juni 2008!)
Nun könnte jemand annehmen, ich sei da eben
befangen, weil merklich kein Fußball-Fan, gesamt ein unsportlicher Mensch und gegenüber
diesen Dingen daher mit Ressentiments aufgestellt. Wird schon stimmen. Was aber auch
stimmt, ist diese Zuordnung der ganzen Inszenierung als ein kriegerisches Metier. Im Lager
der "Idiotes", der weltabgewandten mit sich selbst befaßten Stubenhocker, hat
der "kriegerische Kerl" hohen Prestigewert.
"Krone"-Kolumnist Michael Jeannee
würdigt in diesem Zusammenhang die Haltung "Bumm, und aus!", promotet den Typus
"soldatischer Mann" in der zivilen Version des "Streetfighters", wie
er freilich von einem schwer reichen Showstar wie Zidane sicher nicht gegeben wird.
Rundheraus: Das sind präfaschistische
Flausen. Der Mann, der tun muß, "was ein Mann tun muß", der auf eine
Beleidigung hin zuschlägt oder auch schießt, "Bumm, und aus!", ist genau der
geschmeidige Rohling, aus dem man Faschisten schmiedet. Respektive deren zeitgemäße
Entsprechung, die längst in allerhand Variationen gängig ist.
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