13. April 2006 Das waren
lebhafte Tage. In denen mir sehr schöne Dinge zugefallen sind. Zum Beispiel, was in einem
Ausschnitt hier schon zu sehen war, diese Arbeit von Johannes M. Musolf, die er
mir in ihrer Schlußform zum Geschenk gemacht hat. Der "Junction Flyer",
der in seiner ersten Fassung über zwei Winter lang auf unserer Strecke gestanden hatte.
Darin auch die beiden Klapphocker en miniature, deren
Originale man in meinen Stationen immer wieder findet ... wie zum Beispiel HIER.
Es ist mir ferner dieser Traum eines Gran Turismo zugefallen:
Mein Mädchen meinte: "Der wär doch was für
uns." Genau! Dieser Ford Mustang GT von 1967 zeigt ganz klar, was mit einer
"sportlichen Reiselimusine" gemeint sein mag. (Wie peinlich im Vergkleich die
Anmaßung eines "Golf GTI".) Ich werde mich freilich mit dem Maßstab 1:24
begnügen, denn 1:1 würde mich das legendäre "Pony Car" schon arm fressen,
wenn es bloß in meinem Hof herumstünde.
Es war mir ebenso ein vorzügliches Essen zugefallen. Das
allein würde schon lohnen, ein wohlhabender Mensch sein zu wollen. Was aus guten Küchen
so auf die Tische kommen kann. Allerdings erscheint es mir ein wenig traurig, daß man den
Wänden rundum gerade noch billige Siebdrucke zumutet.
Was oft zu sehen ist, wie hier. Wo doch ein vorzügliches
Original viel besser aufgehoben wäre. Auch um den Kunstschaffenden Einkünfte zu sichern.
Aber vielleicht muß das schon als Fortschritt gelten. Denn ich sehe öfter, daß Poster,
daß Papier im Offset-Druck von bedruckten Leinwänden in richtigen Keilrahmen abgelöst
wurden.
Cut!
Der Balkan ist eine blutende Wunde, die ganz Europa sich
zugefügt hat. Nicht bloß die südslawischen Völker. Davon bin ich überzeugt. Das ist
keineswegs bloß ein Vorfall aus den 1990ern. Das wurzelt am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Und alle maßgeblichen Nationen des Kontinents haben dort seither ihre Interessen
eigennützig vertreten. (Was k.u.k.-Österreich schon Ende des 19. Jahrhunderts begonnen
hatte.)
Der jugoslawische Sezessionskrieg hat noch einmal alles
aufgeboten, was Europa in seinen Konzepten von Nation und Nationalismus vorzubringen in
der Lage war. Mit seinen Massakern und den menschenverachtenden Auftritten, die nach
Auschwitz eigentlich, so war zu hoffen gewesen, nur mehr Geschichte sein sollten.
Das Jugoslawien, wie ich es in meinen Kindertagen
kennengelernt hatte, war ein sozialistischer, aber kein Ostblockstaat gewesen; also kein
Mitglied des "Warschauer Paktes". Es hatte aus sechs Teilrepubliken bestanden:
Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro Serbien und Slowenien.
Mitte der 70er-Jahre hatte Josip Broz Tito eine
Strukturänderung, eine "Teilung" Serbiens durchgesetzt. Das Kosovo und die
Vojvodina erhielten Autonomierechte, waren fortan eigenständige "Provinzen".
Was natürlich als eine bewußte Schwächung des serbischen Status verstanden wurde.
Wenn ich höre, wie heute in Serbien über den
"Kroaten Tito" gesprochen wird, wundere ich mich, daß er immer noch dort
begraben liegt, anstatt daß man seinen Sarg auf die Straße gestellt und ein Telegramm
nach Zagreb geschickt hat, um ihn abholen zu lassen.
Als "Schwaba" versteht man weder, noch
durchschaut man all zu leicht, wie diese südslawischen Herzen ticken. Was allerding sehr
wesentlich damit zu tun haben dürfte, daß wir nicht einmal ansatzweise uns vorzustellen
belieben, was allein von 1941 bis in die 80er da an Kräftespielen und Konfrontationen den
Balkan bewegt hat.
Die 1949 geborene kroatische Schriftstellerin Slavenka
Drakulic schrieb: "Irgendwie sind diese Kinder aus den späten Sechzigern die erste
normale Generation." Wenige Zeilen später heißt es: "Unsere Eltern, auch wenn
sie nicht darüber sprachen, wurden ihre Kriegstraumate nie los." Das klingt mir sehr
vertraut. Auf Seite 67 ihres schmerzlichen Buches "Keiner war dabei"
findet man eine Passage, die ahnen läßt, woraus der jüngste Krieg seine Nahrung bezog:
[Der
"Balkan-Reflex"]
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