13. Juni 2008

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Und das kam so. Ich hab nicht recht glauben wollen, was ich sah, hab danach gedacht: Genau! So sieht's hier aus. Ja. Da war ich mit der Groschen-Granate, rechts im Bild, unterwegs. Der "New Ibiza", an dem vor allem auffällt, daß er laut PR-Abteilung sportlich, sportlich und sportlich sein soll. (Wie sich das um so wenig Geld machen lassen könnte, bleibt ein Rätsel. Promotion- Karaoke!)

Egal! Ich kam über Anger nach Oberfeistritz, wohin sich die Straße recht windet, um dann plötzlich vor dieser Tafel zu stehen. Verdutzt. Um aber schließlich, dank eines Schildchens, herauszufinden, daß dies eine Arbeit des Weizer Künstlers Franz Sattler ist.

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Kunst und Kontext. Darüber war auch mit Erwin König zu reden, den ich auf dem Schloßberg bei der Ausstellung von Linda M. Schwarz zufällig getroffen hatte. (Siehe den Eintrag von vorgestern!) Woran bemerkenswert ist, daß Erwin in der Berufschule mein Lehrer gewesen war und, soweit ich mich erinnere, der erste mit Kunst vertraute (erwachsene) Mensch, der seinerzeit meine Überlegungen und Fragen ernst nahm. In meinem Umfeld gab es während der 1970er nicht all zu viel Interesse an diesen Dingen.

Mir ist diese Fragerei geblieben. Wo im Gerede über Kunst keine Antworten auf Fragen folgen, neige ich zur Ansicht, daß da die Kunst nicht vorhanden sei. Denn das ist meines Erachtens einer der tragenden Aspekte des Kunstgeschehens: Wir erzählen uns die Welt.

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Andere singen sich die Welt. Wie Dragan Protic von der Gruppe "Skart", der hier in meiner Küche zu sehen ist. ("Gegenschuß" zum Bild des Malers Schützenhöfer im vorgestrigen Eintrag.) Durch seinen Nachnamen hat er sich den Spitznamen "Prota" eingehandelt, was in der serbischen Sprache etwa "Bischof" bedeutet.

Er leitet das kleine Chor-Projekt, welches im Rahmen des Festivals "steirischer herbst" bei uns einige Stationen durchlaufen wird. In solchen Momenten sind wir vor allem mit Fragen von Ablauf und Organisation befaßt. Doch jenseits solcher Fragen bin ich gleich wieder bei den Inhalten.

Eben kam mir in der Debatte ein Kollege abhanden, der, wie es scheint, sich zwar über Kunst unterhalten möchte, der sinnieren will, aber damit eventuell nicht auf den Punkt kommen mag. Die akute Passage in seiner letzten Mail:

> aber mehr im zentrum des themas:
> +) was sind denn deine bevorzugten themen?
> +) wovon handeln mittel- bis langfristige perspektiven im werk?
> +) wo möchteste du dich im betrieb platziert sehen?

SOLL ICH DAS ALLES WIRKLICH AUF DER STELLE NIEDERSCHREIBEN?? ... SICHER NICHT. ABER DARÜBER SINNIEREN - ODER MICH DARÜBER UNTERHALLTEN, DAS TU ICH GERNE ...

Gut. Jenseits der "diskursfreien Zone" liegt die Plauderecke. Was die Kunst dort gewinnen könnte, ist mir noch nicht klar. Daß es ein guter Ort für Menschen ist, die einmal auspannen möchten, verstehe ich dagegen. Aber dort herumzuhängen, das reicht für eine professionelle Situation sicher nicht.

Denn es sind dann auch allemal Modi und Rahmenbedingungen zu verhandeln. Wie das gerade die IG Kultur Steiermark tut. Die aktuellen Briefe an Politiker: [link] Worauf sollen sich denn solche Verhandlungen stützen, wenn nicht auf ein Fundament inhaltlicher Positionen?

Also zurück zu Inhalten und zu Autor Michael Roloff, von dem ich vorgestern einige Anmerkungen zur Sache avisiert habe. Er schrieb mir:

Bei Adorno heisst es so ungefähr "genau um den geschmack kann man sich streiten" - MINDESTENS findet man etwas raus über sich selbst und den Streitpartner! trotzdem das Sujet natürlich ungeloest bleibt, ausser bei den Philistern, wo uns die Falle zur jeder Zeit offen steht, in Philistertum zu verfallen, schrieb, aprocrypal, Leon Trotzky!

Also als ich aufwachte dachte ich, dass mir aesthetic- streiterein endlich über sind. aesthetentum bringt im allgemeinen graessliches, aber ich glaube dass es trotzdem der geschmeidigkeit der sprache helfen kann, z.b. so unangenehm heinrich george, ist doch rilke's sprache durch ihn geschmeidiger, weicher geworden; und geschmeidige, weiche sprache dringt, findet sich vielleicht leichter ins gehirn rein.

ich bin formalist besonderer sorte, der sich nicht wagt über den sogennanten realismus hinaus in groessere zusammenfassungen, hin zu den grossen typisierungen. wie z.b. ein barock-kuenstler wie handke, der grosse, typische figuren in der konkretheit des lebens der phantasie einbauen kann ... seit seinem "Ueber die Doerfer".

jedenfalls nicht in der literatur kann ich kaum mehr. und bildhauer und architekt werd ich nicht werden. alles in musik verwandeln schien mir immer bemühenswert. das gelingt aber ganz selten, Rimbaud, bateau ivre, Joyce "anna livia plurabella" in Finnegan's Wake.
xx
mr

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24•08