24. Juni 2007
Der Architekt Grigor Doytchinov stammt aus Bulgariens
Hauptstadt Sofia. Er lehrt in Graz am Institut für Städtebau und ist mit der Geschichte
Südosteuropas vorzüglich vertraut. Doytchinov hat mir im aktuellen Workshop zum
"City Upgrade" der "ortlos
architects" einen weiteren wertvollen Hinweis gegeben, welche Raumschemata und
-konzepte für Europa prägend waren ... wenn man über das "westliche" Konzept
einmal hinausblickt, in dem Kathedrale, Palast, Marktplatz und Stadtmauer für eine
Vorstellung von Stadt konstituierend waren. Denn das ist nun eben keineswegs die einzige
denkbare Grundlage, um ein Gemeinwesen zu formieren.
Doytchinov erzählte mir von der "Mahala" und
deren Prinzipien. Etwas, das offenbar weniger von baulichen Maßnahmen bestimmt ist, mehr
von einem bestimmten Verhältnis zur Nachbarschaft. Mit ist der Begriff mit seinen
Bedeutungen völlig neu.
Im Eintrag vom 23. Mai
habe ich davon erzählt, daß mich eine Passage im aktuellen Buch des Bosniers Dzevad
Karahasan sehr beschäftigt hatte. Er beschreibt darin ein "klassisches Haus"
seiner Heimat, wie es strukturiert ist, welche Funktionen diese Strukturen abbilden. Eine
der maßgeblichen Fragen bei solchen Themen lautet etwa: Wie verhalten sich privater und
öffentlicher Raum zu einander? Wodurch werden sie definiert? Was bedeutet dieses
"Code-System" für das Verhalten von Menschen? Karahasan erwähnt in
"Berichte aus der dunklen Welt" zum Beispiel das:
Dieses Motiv hatte ich mit der türkischen Künstlerin
Deniz Gül erörtert, die mir erzählte, die Osmanen hätten überhaupt keine
Vorstellungen von Strukturen gehabt, wie sie für Westeuropas Städte markant seien. Die
serbische Kunsthistorikerin Mirjana Selakov hatte Motive aus ihrer Heimat beigetragen.
("Idem na Divan!") Deshalb hab ich bei "ortlos"-Architekt Ivan Redi
nachgefragt, ob er Bemerkenswertes beitragen könne, denn er stammt aus der südserbischen
Stadt Nis. (Siehe Eintrag vom 18. Juni 2007!)
Es ist natürlich wenig überraschend, daß aus diesem Raum
Europas einprägsame Schilderungen kommen, die vor allem auch das Leben im Freien
betreffen. Genau das beschäftigt uns wiederum bezüglich aktueller Gegebenheiten hier in
Österreich. Wovon handeln also die Vorstellungen und Ideen, die man unter dem Motiv
"Streetlife" zusammenfassen könnte?
Daß ich dafür den englischen Begriff verwende hat mit dem
Tarantino-Film "Jackie Brown" zu tun, wofür Randy Crawford genau das,
"Streetlife", in einem hinreißenden Song behandelt:
I play the
streetlife, because there's no place I can go
Streetlife it's the only life I know
Streetlife and there`s a thousand parts to play
Streetlife until you play your life away
You let the people see, just who you wanna be
And every night you shine, just like a super star
That's how the life is played a ten cent masquerade
You dress, you walk, you talk
You're who you think you are
Streetlife you can run away from tide
Streetlife for a nickel or a dime
Streetlife but you better not get old
Streetlife or you're gonna feel the cold
There's always love for sale a grown-up fairytale
Prince charming always smiles behind a silver spoon
And if you keep it young your song is always sung
Your love will pay your way beneath the silver moon
Streetlife - Streetlife
Streetlife - Streetlife
I play the streetlife, because there's no place I can go
Streetlife it's the only life I know
Streetlife and there's a thousand parts to play
Streetlife until you play your life away - ooh
Streetlife - Streetlife
Streetlife - Streetlife
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