24. Jänner 2007 Ich hab gestern angedeutet, vom Barock
sei noch zu reden. Gegenreformation, Judenvertreibungen und die propagandistische
Aufbereitung der Osmanen als "Erzfeind" des Christentums hatten eine prägende
Kraft, deren Wirkungen man vermutlich heute noch feststellen kann ... in ungebrochener
Tradition. (Das meine ich wörtlich.)
Die Habsburger Konfrontation mit den
Osmanen (entlang einer so weiten Grenze) lag ja ganz wesentlich daran, daß sie Ungarn
ihrem Reich einverleibt hatten. Denn das ursprüngliche Hauptproblem des Hauses
Österreich im Ringen um die Vorherrschaft in Europa war Frankreich gewesen. Man muß
heute immer wieder daran erinnern, daß darin keine "Feindschaft der Völker"
lag. All diese Kriege der Feudalzeit waren wesentlich ein ständiger Kampf der Fürsten um
Land und Untertanen, um jene materiellen Mittel, die ihr enorm aufwendiger Lebensstil
forderte. Und das weitere Kriegführen.
(Einschub: Man kann nicht oft genug daran
erinnern, daß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da sich die Feudalzeit bei uns
flott ihrem Ende zuneigte, eine Schicht von rund 10.000 Adeliegen (zehntausend!) die
Mühen von weit über 20 Millionen Untertanen genossen.)
Die Szene im oben stehenden Bild zeigt
einen dieser Habsburger: Karl V. (gespielt von Torben Liebrecht), neben dem Kurfürsten
Friedrich III. (Peter Ustinov). Der Kurfürst von Sachsen hatte seine Hand schützend
über Martin Luther gehalten, dessen Reformation gegen die Korruption in der
römisch-katholischen Kirche gerichtet war. Eine Herausforderung von Gewalten, an der mich
erstaunt, wie Luther sie überleben konnte. (Der Film von Eric Till aus dem Jahre 2003 ist
zwar etwas sentimental gehalten, geglättet, Joseph Fiennes als Luther auch viel zu
hübsch ausgefallen, aber man erhält einen passablen Eindruck, welche Kräfte der
Reformator herausgefordert hat.)
Österreich ist so sehr und so tief das
Land einer brutalen Gegenreformation, daß bei uns immer noch nicht gar so gerne erörtert
wird, welche Konsequenzen Luther für Europa initiiert hat.
Cut!
Es beruhigen sich diese und jene noch immer
nicht über die Bundes-SPÖ und den neuen Kanzler Gusenbauer. Es wird nach wie vor über
gebrochene Wahlversprechen geklagt.
Schnarchnasen!
Wann hatte der Wahlkampf begonnen? Knapp
vor der Jahreswende 2005 / 2006. Im Magazin "News" vom 5. Jänner 2006
verkündete Gusenbauer: "Mein Ziel? Kanzler, natürlich!" So kam es auch.
Welches Vehikel war damals dafür im
Einsatz? Wie und womit begann dieses Unternehmen? Schon vergessen? Mit einem schäbigen
Ritt auf Kosten Kunstschaffender. (Im Zentrum der Anfeindungen: Carlos Aires und Tanja
Ostojic)
Die Herren Gusenbauer und Cap hatten sich
einem Auflagensteigerungs-Unternehmen der "Kronenzeitung" angeschlossen. Indem
sie beide, und das muß definitiv wider besseres Wissen geschehen sein, Bilder, die keine
Plakate waren, die nach keinem aktuellen Kriterienkatalog als Pornographie ausgewiesen
werden konnten, als "EU-Prono-Plakate" desavouiert haben. Der Wiener
Bürgermeister Häupl nannte die Arbeiten lauthals "sexistischen Schmarrn".
(Siehe dazu den Eintrag vom 9. Jänner!)
Was SP-Granden damals (marktschreierischer
als zum Beispiel VP-Leute) sich an Credits holten, indem sie Kunstschaffende auf den
Boulevard zerrten und den Leuten zum Abschuß zurechtstellten, ist offenbar längst
vergessen. Das war damals ein Paradestück mangelnder Redlichkeit.
Wer jetzt über Gusenbauer und seine
Entourage staunt, ist vermutlich auch enttäuscht, wenn die Waschmittelwerbung oder
anderes Verkaufsgeschwafel sich im Alltag nicht so einlöst, wie ihre Propagandisten es
versprechen.
An der Geschichte war damals auch
bemerkenswert, daß sich kaum Kunstschaffende gegen diese Art der Verunglimpfung gewehrt
haben. Denn die Methode der Herabwürdigung wider verfügbare Kriterien ist und bleibt ja
beliebig anwendbar. (Die Dokumentation der Angelegenheit findet man HIER.)
Cut!
>>FPÖ: Strache schließt Hitlergruß-Foto nicht
explizit aus<< [Quelle]
Na, wen überrascht das? Mich nicht. Man
muß auch kein "Hitlerist" sein, um sich auf jene Art in der Welt einzurichten,
die Menschenverachtung wach hält, die bei entsprechenden Rahmenbedingungen umschlägt. In
was diese Art dann umschlägt, ist graduell sehr verschieden. Je nachdem, wie viel
Widerstand die Menschenverachtung erwarten muß, geht sie dann weit, sehr weit, oder
köchelt eben so vor sich hin.
>>Er habe nie etwas verbrochen. "Ich war ein
junger, dummer Bub", rechtfertigte Strache die umstrittenen Bilder ...<<
Das ist die Art des Köchelns. Daraus kann
jederzeit mehr werden ...
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