29. Dezember 2006Nun schrieb mir Michael Roloff:
"i recommend cabelas for all
glove and outfiting needs". Eine feine Empfehlung, denn ich liebe es, Kataloge mit
Ausrüstungsgegenständen durchzublättern. Roloff bezog seine Nachricht auf die kalten
Hände, die ich vorgestern erwähnt habe, auf das
Motorradfahren im Winter.
Das hatte seine Anfänge Mitte der 1970er mit dieser
"Horex Regina", deren Bilder ich gerade auf alten Filmstreifen wiedergefunden
habe. Das Eisen war älter als ich, hart wie eine Werkbank und störrisch wie ein Esel.
Ich hatte Roloff geschrieben, daß ich für solche Touren,
gute Ausrüstung hin oder her, inzwischen zu alt sei. Worauf er fragte, was ich
Fünfzigjähriger denn mit "alt" meine. Na, zu alt, um mit einem Motorrad im
Winter herumzufahren. Und ich erzählte ihm von einer Tour durch einen Schneesturm, da
läßt mich allein die Erinnerung frösteln. Natürlich haben mich die Leute damals für
verrückt gehalten. Worauf Roloff meinte: "well, yes, driving on bike through a
snowstorm IS MAD MAD MAD at any age!" (Da kann man ihm ja schwer widersprechen.)
Aber Schneestürme sind nicht gerade das Problem, über das
man sich in meiner Gegend zur Zeit den Kopf zerbrechen müßte. Statt dessen lese ich
weitere, höchst staunenswerte (regionale) Berichte über einen Film, der "Peter
Rosegger - Waldbauernbub und Revolutionär" betitelt ist. Buch und Regie, wie schon
erwähnt, Klaus Steindl. Alfred Ninaus
der Produzent.
Es ist schwer zu
erklären, was diese "steirische Ikone" zum Revolutionär macht. Warum markiert
der Regisseur den "Waldbauernbuben" so griffig? Warum ignoriert er verfügbare
Kriterien und Faktenlagen? Rosegger war, bei allen
literarischen Vorzügen, die ihm nachgesagt werden, kleinkariert, frauenfeindlich, ein
Antisemit und dem Nationalismus verschrieben. In Wort und Tat, wie man so sagt.
Außerdem war er jemand, der in seinen Schriften das "einfach, harte Leben"
gepriesen hat, also genau das, was er selbst gemieden hat wie es angeblich der Teufel mit
dem Weihwasser tut. |
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Da wird also geklittert. Steindl verkauft zum Beispiel Roseggers Stiftung einer
Schule in der "Waldheimat" als quasi humanitären Akt. Keine Rede vom
"Schulverein Südmark" (Heute: "Österreichische Landsmannschaft"), dem der Dichter verbunden
war, von dem das "Deutschtum" im Lande gefestigt werden sollte.
Keine Rede vom "Steirischen Waffensegen", jener mitten im Ersten Weltkrieg
publizierten Haßpredigt gegen die Slawen, an welcher der Priester Ottokar Kernstock
mitgepredigt hatte.
Kurios! Vor rund zwei Jahren hab ich dieses Büchlein hier erwähnt. Man kann es sich
in der Steirischen
Ladesbibliothek zur Durchsicht vorlegen lassen. Ich notierte: "Dieses Engagement
wird heute gerne verharmlost." (Siehe Eintrag vom 3. Oktober 2004!) Steindl zeigt, wie es geht.
Warum ist es wichtig, so etwas darzulegen, zur Debatte zu stellen? Es waren und sind
immer wieder Kunst- und Kulturschaffende, durch deren Tun (oder Unterlassen) die
ideologische Vorarbeit für Massaker geleistet wurde. Wenn also jemand aktiv HINTER den
Stand historischer Diskurse zurückgeht, entsteht umgehend Klärungsbedarf.
[Wir Kinder des Kalten
Krieges]
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